Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Die staatliche israelische Untersuchungskommission der Katastrophe von 2021 im Gebäudekomplex von Meron in Gailäs wirkte wenige Wochen vor den Parlamentswahlen vom 1. November erwartungsgemäss wie Zündstoff im Dynamit-Behälter. Kein Wunder: Die Wunden der 45 Toten und über 150 Verletzten, sind offenbar noch längst nicht verheilt. In den 18 Briefen werden Politiker und Militärs bis hinauf zu ex-Premier Netanyahu, ex-Religionsminister Yaacov Avitan, Amir Ohana, damaliger Minister für innere Sicherheit und Spitzenbeamte von Polizei und Armee zum Teil gravierenden sicherheitsmässiges Fehlverhaltens beschuldigt.
Interessanterweise fehlt der frühere Innenminister Arie Deri (Shas) auf der Liste der Empfänger der Warnbriefe. Verschiedentlich werden Briefempfänger mit strafrechtlichen Untersuchungen konfrontiert. Dabei geht es in erster Linie um unsachgemässe Korrekturen der bausicherheitlichen Massnahmen, die in Meron bis vor einem Jahr jeder Beschreibung gespottet haben. Der ebenfalls mit einem Brief «beehrte» Polizeichef Shabtai erklärte bereits, nicht an einen Rücktritt zu denken. Er beabsichtige vielmehr, seine Ehre mit allen legalen Mitteln zu verteidigen. Die ersten Ergebnisse der Meron-Untersuchungskommission werden die israelische Öffentlichkeit noch über Jahre hinaus beschäftigen, und in den kommenden Wochen dürften die Argumente der Autoren der schon jetzt vieldiskutierten Briefe schon jetzt sicher sei, dass ihre Argumente einen mehr oder minder starken Einfluss auf die Wahlkampagne, vielleicht sogar das Wahlresultat ausüben werden.
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Mount Meron nach der Katastrophe.
©tachles
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