Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Iran werde Israels «langen Arm» provozieren, wenn es fortfahre, auf seinem Pfad zu gehen, eine Nuklearmacht zu werden, warnte der israelische Regierungschef Yair Lapid diese Woche. Und er fuhr fort: «Es ist noch zu früh, zu wissen, ob wir effektiv erfolgreich gewesen sind, das Nuklearabkommen zu stoppen, doch Israel ist auf jede Bedrohung und jedes Szenario vorbereitet», warnte der Premierminister während eines Sicherheits-Briefing auf der israelischen Luftwaffenbasis Nevatim.
«Wenn Iran fortfährt, uns zu testen, wird es Israels langen Arm und Fähigkeiten kennen lernen». Der Premier meinte dann in Bezug auf die terroristische Gefahr: «Wir werden fortfahren, an allen Fronten gegen den Terrorismus zu handeln und gegen Jene, die danach trachten, uns zu schädigen». Etwa zur gleichen Zeit wie die Warnungen des israelischen Regierungschefs meinte eine hochrangige militärische Quelle, angesichts der «schleichenden Eskalation» in der Westbank trage Israel sich mit der Absicht, im Kampf gegen die palästinensischen Terroristen bewaffnete Angriffsdrohnen einzusetzen. Man muss vor dem Hintergrund dieser Äusserungen israelischer Politiker und Militärs zum Schluss gelangen, dass sich unter den Entscheidungsträgern in Jerusalem und Tel Aviv eine Stimmung des «Aufbruchs und der Eskalation» sich immer unaufhaltsamer ausbreitet.
Auf der internationalen politischen Bühne macht sich inzwischen in Europa wachsender Pessimismus breit. Joseph Borrell, der aussenpolitische Chef der Europäischen Union jedenfalls brachte seinen Pessimismus hinsichtlich der Aussichten auf einen Nukleardeal zum Ausdruck und sagte, die Entwicklungen bei den Wiener Gesprächen machten ihn «weniger zuversichtlich» darauf, dass ein Kompromiss in Reichweite liege. «Die letzte Interaktion ist nicht konvergierend, sondern sie streben voneinander weg. Es ist sehr besorgniserregend, wenn der Prozess nicht konvergiert». Der ganze Prozess sei in Gefahr, warnte Borrell.
Foto:
Yair Lapid
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 7. September 2022
Yair Lapid
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 7. September 2022