Bildschirmfoto 2022 09 22 um 00.26.5370 Prozent der Israeli lehnen Kinder mit nur jüdischem Vater ab

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Mit 70 Prozent der jüdischen Bevölkerung Israels anerkennt eine starke Mehrheit der Israeli Kinder, die nur einen jüdischen Vater, aber eine nicht-jüdische, nicht orthodox konvertierte Mutter haben, nicht als Juden an. 26 Prozent tun dies sehr wohl, während der Rest der Juden im Lande keine Meinung hat.

Im Vergleich zu einer ähnlichen Umfrage, die vor zehn Jahren stattfand, muss hier von einer echten Stärkung des rigideren Flügels im Volk gesprochen werden. Damals betrachteten erst 44 Prozent der Bevölkerung nicht-orthodoxe Konversionen nicht als jüdisch. Das sind die Schlüsselergebnisse einer Umfrage des Israelischen Demokratie-Instituts (IDI), die am Mittwoch von der «Jerusalem Post» veröffentlicht worden sind.

Das Thema ist in einem erstmals erschienenen Bericht zum Thema «Religion und Staat in Israel» enthalten. Die Reformbewegung, die stärkste Denominierung in den USA, hat schon seit 1983 Juden von patrilinearer Abstammung (also nur jüdischer Vater, aber nicht jüdische Mutter, wie es die Orthodoxe verlangt) anerkannt. Für diese Menschen herrscht insofern eine Ungleich-Berechtigung als dass sie sehr wohl nach Israel unter dem Rückkehrergesetz immigrieren dürfen. Da sie aber von dem orthodoxen Oberrabbinat nicht als Juden anerkannt werden, dürfen sie in Israel legal nicht heiraten. Angesichts des hohen Prozentsatzes der jüdischen Bevölkerung Israels, dem eine nur patrilineale Abstammung nicht reicht, scheint eine Annäherung zwischen dem orthodoxen Flügel einerseits (ihm untersteht das israelische Oberrabbinat) und den konservativen und Reformflügeln andererseits in noch größere Ferne gerückt zu sein als sie es bis jetzt schon war.

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Jüdisch oder nicht?
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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 21. September 2022