Klaus Hagert
Mainz (Weltexpresso) - Als Russland am 24. Februar 2022 die Ukraine angreift, ist schnell klar: Nichts wird mehr so sein wie vorher. Seitdem haben Tausende ihr Leben verloren, Städte werden dem Erdboden gleichgemacht, Millionen Ukrainer sind auf der Flucht. Wie konnte es dazu kommen? Die sechsteilige Audio-Doku "Ukraine – Der Riss" betrachtet die Geschichte des ukrainischen Volkes und sein Verhältnis zum russischen Nachbarn mit der Methode der Oral History, denn es kommen Menschen aus der Ukraine und aus Russland zu Wort und erzählen ihre persönlichen Lebensgeschichten.
Dazu erkundet Host Mirko Drotschmann zusammen mit einem Team aus Historikerinnen und Historikern die historischen Wurzeln dieses Krieges, die viele Jahrhunderte in die Geschichte zurückreichen.
Es geht um Gründungsmythen und vermeintliche Bruderstaaten, um Massaker und Repressionen, um eine politisch initiierte Hungersnot und den GAU in Tschernobyl. Der sechsteilige Podcast macht deutlich: Geschichte findet nicht im luftleeren Raum statt. Sie hat großen Einfluss auf unser Leben, unsere Geschichte und unsere Geschichten.
Neben dem Krieg der Waffen tobt auch ein Krieg der Erinnerungen. Der russische Präsident Wladimir Putin negiert, was für die Menschen in der Ukraine seit Jahren selbstverständlich ist: dass sie in einem eigenständigen, unabhängigen Staat leben. Putin rechtfertig seinen brutalen Angriff mit der Geschichte vom 1000-jährigen Brudervolk. Dabei bedient er sich aller verfügbaren Mittel der politischen Propaganda, einschließlich einer Desinformationskampagne im eigenen Land. Der Krieg darf selbst nach der russischen Teilmobilmachung nur als Spezialoperation bezeichnet werden, Millionen sind von seinen Folgen betroffen. Manche verlieren nicht nur ihre Heimat, sondern auch ihren Glauben. Familien zerstreiten sich über die Frage nach der Rechtmäßigkeit des russischen Angriffs und der ukrainischen Verteidigung.
DIE EPISODEN
Episode 1:
Daria und der Krieg in der Familie Kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 flüchtet Daria aus ihrer Heimatstadt Kyiv und erlebt auf ihrer Flucht die Schrecken des Krieges. Doch ihre Verwandten in Russland glauben Putins Propaganda von der “Spezialoperation”. Dieser Riss, der sich in Darias Familie auftut, steht symbolisch für die Entfremdung, die viele Familien in Russland und der Ukraine erleben.
Episode 2: Anna und die Revolution
Der Euromaidan 2013/14: Kaum ein anderes Ereignis hat die jüngere Geschichte der Ukraine stärker geprägt. Als Anna während der damaligen Proteste beschloss, für eine demokratische Ukraine zu kämpfen, träumte sie von einer Zukunft in Europa. Doch dann kippte die friedliche Stimmung bei den Protesten. Anna musste entscheiden, ob sie bereit ist, für die Revolution zu sterben.
Episode 3: Kristina und die Macht der Propaganda
Was Kristina im Fernsehen bei den Protesten auf dem Euromaidan sah, machte ihr Angst. Auch wenn die Revolution 700 Kilometer von ihrer Heimatstadt im Osten der Ukraine stattfand. Obwohl sie bis dahin relativ unpolitisch war, schloss sie sich spontan einer prorussischen Demonstration in ihrer Stadt Donetzk an. Wie damals viele Menschen in der Ostukraine hoffte sie, dass Russland ihrer Heimat, dem Donbas, Stabilität und Frieden geben würde. Stattdessen kam es zum Bürgerkrieg.
Foto:
©.dezdf
Info:
Ab Freitag, 7. Oktober 2022, bei "Terra X Geschichte: Der Podcast" in der ZDFmediathek unter Terra X Geschichte - Der Podcast - ZDFmediathek und überall, wo es Podcasts gibt.
Quelle: zdf.de