Bildschirmfoto 2023 03 07 um 00.24.48Die liberale israelische Zeitung «Haaretz» wartete dieser Tage mit einer nicht alltäglichen Enthüllung auf

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - In «Haaretz» ist zu Beginn einer umfangreichen Reportage (Link) zu lesen: «Ein aserbaidschanisches Frachtflugzeug landete letzte Woche auf der Basis Ovda der israelischen Luftwaffe nördlich von Eilat. Nach zwei Stunden auf dem Boden startete die alte Illyuschin-96 wie üblich, flog über Zentralisrael, weiter gegen Norden über die Türkei und dann Richtung Osten zurück zu seiner Heimbasis in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan.


» Eine Untersuchung von «Haaretz», basierend auf öffentlich verfügbaren Flugdaten, enthüllte, dass während der letzten sieben Jahre 92 Frachtmaschinen der aserbaidschanischen Silk Way Airlines auf der Basis von Ovda gelandet waren, dem einzigen Flugplatz von Israel, auf dem Explosivmaterial aus dem Lande beziehungsweise in dieses hinein geflogen werden konnte. Israel unterhält seit zwei Jahrzehnten eine strategische Allianz mit Aserbaidschan. In deren Rahmen verkauft Israel dem grossen, schiitischen Land Waffen für Milliarden von Dollar. Im Gegenzug – und das dürfte aus israelischer Sicht wohl der springende Punkt sein – stellt Aserbaidschan laut informierten Quellen Erdöl zur Verfügung und – Zugang zu Iran. Gemäss ausländischen Medienberichten hat Aserbaidschan dem israelischen Mossad-Geheimdienst gestattet, ein vorgeschobenes Büro zu errichten, um die Vorgänge im Iran zu verfolgen. Es soll sogar ein Flugfeld vorbereitet worden sein, das Israel helfen soll, wenn es sich entscheidet, nukleare Stätten Irans anzugreifen. Zwei Jahre alte Berichte behaupten, dass Mossad-Agenten das nukleare Archiv Irans gestohlen und es via Aserbaidschan nach Israel geschmuggelt hatten. Gemäss offiziellen Berichten aus Baku hat Israel im Laufe der Jahre Aserbaidschan die fortgeschrittensten Waffensysteme verkauft, einschliesslich ballistischen Raketen, Luftverteidigungs- und elektronischen Systeme, Kamikaze-Drohnen und so weiter, so der «Haaretz»-Bericht weiter. 

Zum Ende machte die «Haaretz»-Reportage einen Sprung in die jüngste Vergangenheit: «Im Oktober 2022 besuchte Israels Verteidigungsminister Benny Gantz Aserbaidschan, wobei er auch mit Präsident Aliyev sprach. In einer offiziellen Erklärung sagte Gantz, seine Visite betraf Sicherheits- und politische Angelegenheiten und die Vertiefung der Kooperation zwischen den beiden Staaten. Was damals nicht publik gemacht wurde, war, dass ein Monat vor dem Besuch des Verteidigungsministers Yair Kulas seinerseits, Leiter des israelischen Verteidigungsexports- Direktorats (SIBAT), Aserbaidschan besuchte. Dabei kam er mit dem Minister für die aserbaidschanische Verteidigungsindustrien zusammen.

Laut dem Ministerium haben die Beiden die expandierenden Beziehungen mit israelischen Verteidigungsindustrien diskutiert. Kurz darauf verkündete Aserbaidschan offiziell, dass man demnächst in Israel erstmal eine Botschaft eröffnen werde.  Man sprach von einem «historischen Schritt». Seit der Visite haben sich die Spannungen zwischen Aserbaidschan und dem benachbarten Iran erhöht. Ferner haben laut Zeugenaussagen aus Nagorno-Karabach Aserbaidschans Beziehungen zu Armenien wieder einen explosiven Punkt erreicht. Ein weiterer gewalttätiger Konflikt könnte bevorstehen. In der Zwischenzeit sind sieben weitere aserbaidschanische Flugzeuge auf der Basis von Ovda gelandet. Nach zwei Stunden auf dem Boden, hoben sie mit gefüllter Ladung wieder ab – zurück nach Baku. 

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©tachles


Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 6. März 2023