Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Die Kontroverse um die Bemerkungen des israelischen Finanzministers Bezalel Smotrich zieht immer weitere Kreise. Jetzt verlangte nicht nur der israelische Regierungschef Binyamin Netanyahu von seinem Minister eine klare Stellungnahme in dem Sinne, dass er mit seinen Worten gegen das Palästinenserdorf Huwara keinesfalls an eine Befürwortung der Kollektivstrafe der dortigen Bevölkerung gedacht habe. Rund 120 amerikanisch-jüdische Persönlichkeiten gingen noch einen Schritt weiter: Wegen seiner «rassistischen Bemerkungen» bezeichneten sie Smotrich als «nicht willkommen» in den USA.
Damit gingen diese amerikanischen Juden eine klaren Schritt weiter, als die US-Administration, die gerüchteweise dem streitbaren israelischen Minister sogar die Einreise in die USA verbieten will. Die 120 US-Juden veröffentlichten ihre Stellungnahme bereits am Freitag, als sie noch nichts von der halbherzigen Entschuldigung wissen konnten, die der rechtsextremistische Politiker am Samstagabend vor dem israelischen Fernsehen in einem Nebensatz von sich gegeben hatte.
Die 120 US-Juden waren deswegen aber nicht weniger eindeutig in ihrer Äußerung: In ihrer Erklärung kritisierten sie Smotrich und dessen für einen späteren Zeitpunkt in diesem Monat beabsichtigte Reise in die USA. Der Chef der Religiös-Zionistischen Partei sollte «keine Plattform in unserem Lande» erhalten. Bezalel Smotrich war ins Feuer der Kritik geraten, weil er gefordert hatte, das Palästinenserdorf Huwara solle «ausgewischt» werden. Seine spätere Erklärung, mit dieser Aufforderung hätte er sagen wollen, der Staat müsse einen «schweren Preis für Terrorismus» verlangen, konnte in- und ausserhalb Israels nirgendwo richtig überzeugen.