PEN veröffentlicht weltweite Case List 2022 zur Situation von Schriftstellerinnen und Schriftstellern
Redaktion
Darmstadt (Weltexpresso) - Das deutsche PEN-Zentrum hat die Case List des PEN International, seiner internationalen Dachorganisation, für das letzte Jahr veröffentlicht. Die Statistik dokumentiert 115 Fälle von Autorinnen und Autoren, die weltweit Schikanen, Verhaftungen, Gewalt und sogar dem Tod ausgesetzt sind, und wirft ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten und Risiken, denen sich Schriftstellerinnen und Schriftsteller ausgeliefert sehen, wenn sie sich unvoreingenommen äußern wollen.
Für Journalistinnen und Journalisten auf dem amerikanischen Kontinent war das letzte Jahr das gefährlichste der letzten 24 Jahre. Insgesamt 31 von ihnen wurden 2022 in Nord- und Südamerika umgebracht und damit fast die Hälfte der 68 Medienschaffenden, die weltweit 2022 ihr Leben lassen mussten. Mexiko gilt weiterhin als das gefährlichste Land der Welt für Journalisten außerhalb aktiver Kriegsgebiete.
„Angesichts der Brennpunkte Ukraine und Iran gerät leicht aus dem Blick, welche Repressionen Autoren und Journalisten weltweit erdulden: in Bahrain, Ägypten, China oder Simbabwe; in Belarus, wo Friedensnobelpreisträger Ales Bialiatski gerade zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, nur weil er eine Organisation zur Verteidigung der Menschenrechte gründete; in der Türkei, wo tausende jahrelang hinter Gittern sind, auch Prominente wie der Verleger Osman Kavala oder der Politiker und Schriftsteller Selahattin Demirtaş, obwohl der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ihre Freilassung fordert. Die Case List bringt diese Fälle wieder ans Licht, ist also ein überaus wichtiges Dokument“, so Cornelia Zetzsche, Vizepräsidentin und Writers-in-Prison-Beauftragte des deutschen PEN.
In nahezu allen Weltregionen wurden Schriftstellerinnen und Schriftsteller wegen angeblicher Verstöße gegen die nationale Sicherheit festgenommen, gefoltert und ihrer Freiheit beraubt. In einigen Ländern sahen sich Schriftsteller gezwungen, zu fliehen, wie etwa aus Myanmar und Afghanistan. In mehreren Ländern, darunter Kuba und Nicaragua, kam es durch Zwangsausweisungen und dem damit verbundenen Exil der Autorinnen und Autoren.
„Beeindruckend ist der Mut einer Atefeh Chaharmahalian in Iran oder einer Tsitsi Dangarembga in Simbabwe, die sich auch mit Gerichtsurteilen nicht zum Schweigen bringen lassen. Ihr Einsatz für die Zivilgesellschaft in ihren Ländern zeigt uns, wie fragil Demokratien sind. Ihr Engagement fürs freie Wort ist unsere Verpflichtung“, sagte Cornelia Zetzsche.
Die vollständige Case List, welche jährlich die Informationen zu aktuellen Fällen bündelt und aktualisiert, mitsamt Länderberichten, Informationen zur Writers-in-Prison-Arbeit des PEN sowie der weltweiten Situation der Meinungsfreiheit ist abrufbar auf der Internetseite des deutschen PEN.
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