ikonenmuseNeueröffnung der Präsentation der äthiopischen Sammlung im Ikonenmuseum

Gerhard Wiedemann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das Ikonenmuseum in Frankfurt eröffnet seine neugestaltete äthiopische Sammlung. Nachdem im März 2021 die Dauerausstellung des Museums in völlig neuer Ausstellungsarchitektur und mit neuer inhaltlicher Konzeption wiedereröffnet wurde, folgt nun die äthiopische Sammlung.

Die Ausstellung zum äthiopisch-orthodoxen Christentum zeichnet sich maßgeblich durch die Vielfalt der gezeigten Aethiopica und die Einzigartigkeit ihrer Präsentation aus. 500 Jahre christlich-äthiopischer Kunst- und Kulturgeschichte lassen sich hier beispielhaft entdecken. Neben sechzehn groß- und kleinformatigen Ikonen erwartet die Besucherinnen und Besucher eine große Vielfalt an Hals-, Hand- und Prozessionskreuzen in verschiedensten Formen und Materialien sowie acht Manuskripte aus Pergament und einige Objekte des liturgischen Lebens, zu denen Rasseln, Wasserkannen und Ohrlöffel gehören.

„Ich freue mich sehr, dass wir mit der äthiopischen Sammlung im Ikonenmuseum eine für den deutschen Museumsraum einzigartige Sammlung zeigen können, die dem orthodoxen Christentum der äthiopischen und eritreischen Christen gewidmet ist. Dies ist für unsere Stadt Frankfurt als einem vorbildhaften Ort gelebter Diversität von herausragender Bedeutung. Es ist zugleich bedeutsam für das Ikonenmuseum als einem neugestalteten Ort, an dem Frankfurter:innen und Gäste unserer Stadt mit verschiedenen Hintergründen orthodoxen Bildwerken nicht nur aus Russland und Griechenland, sondern ab heute auch aus Äthiopien begegnen und darüber in Austausch und Gespräch miteinander kommen können“, sagt die Dezernentin für Kultur und Wissenschaft Ina Hartwig.

Prof. Matthias Wagner K, Direktor des Museum Angewandte Kunst, dem das Ikonenmuseum als eine Abteilung angehört, betont die besondere Entstehungsgeschichte der äthiopischen Sammlung: „Die äthiopische Sammlung basiert auf einer einzigartigen Dauerleihgabe, die seit 2007 in Frankfurt im Ikonenmuseum beheimatet ist und sich davor in Sankt Augustin im Haus der Völker und Kulturen befand. Die jetzige Neupräsentation bringt die bedeutenden Sammlungsstücke endlich zur Geltung.“

Konzipiert und kuratiert wurde die neue Präsentation der äthiopischen Sammlung von Konstanze Runge, leitende Kuratorin und Kustodin des Ikonenmuseums, und Simone Seyboldt, wissenschaftliche und kuratorische Mitarbeiterin im Ikonenmuseum, die die Sammlung bereits 2017 einmal inhaltlich überarbeitet und sich auf die Kunst und materielle Kultur des äthiopisch-orthodoxen Christentums spezialisiert hat. Sie sagt: „Wir sind sehr froh, dass die äthiopische Sammlung im Ikonenmuseum einen dauerhaften Standort gefunden hat, an dem die reiche Kulturgeschichte der äthiopisch-eritreischen Christen würdevoll repräsentiert und präsentiert werden kann.“

Die Besonderheit der Sammlung liegt darin, dass die knapp 140 äthiopischen Objekte eine große stilistische Bandbreite aufzeigen, anhand derer sich ikonographische Entwicklungen und Vorlieben in Nordäthiopien vom 15. bis in das frühe 20. Jahrhundert hinein anschaulich nachvollziehen lassen. Alle Objekte wurden vor 1974 in Addis Abeba auf dem dortigen Mercato erworben.

„Zeitgenössische Fotografien der Festkultur äthiopischer Christ:innen in Äthiopien verdeutlichen, dass die Mehrheit der gezeigten Objekte auch heute noch genutzt wird und eine unersetzliche Rolle im religiösen Alltag spielt, der auch in Frankfurt als einer Stadt mit einer bedeutenden äthiopischen und eritreischen Bevölkerung gelebt wird“, ergänzt Runge. Die Religionswissenschaftlerin und Ethnologin hatte sich im Rahmen eines mehrmonatigen Forschungsaufenthaltes in Äthiopien 2008/09 mit dem Zusammenleben von äthiopisch-orthodoxen und protestantischen Christen sowie Muslimen in Westäthiopien befasst.

Weiterführende Informationen zur Ausstellung liefert ein über die hauseigene App des Ikonenmuseums abrufbarer Mediaguide. Die fünf Ausstellungsabschnitte Ikonen, Manuskripte, Liturgie, Kreuze und das Mäsqäl-Fest werden anhand von Texten, Bildern, Bildmontagen, Karten und Videosequenzen erläutert und kontextualisiert. Ein Booklet zur äthiopischen Sammlung, das die Ausstellungsobjekte und das zugrundeliegende Konzept ausführlicher vorstellt, wird im Sommer in Deutsch, Englisch und Russisch erscheinen und an der Kasse des Museums erhältlich sein.

Foto:
© Ikonenmuseum / Museum Angewandte Kunst.