n tvDrusen dienen Israel seit Jahren treu in hohen Militärrängen. Aber allmählich haben sie die Schnauze voll von der Regierung


Redaktion tachles

Tel Aviv (Weltexpresso) - Drusen sind in Israel loyale Staatsbürger, ja mehr noch, sie sind häufig in wichtigen und hohen Positionen der Armee und anderer Sicherheitskräfte zu finden. Doch spätestens seit 2018 hat sich das Verhältnis dieser treuen Minderheit zum Staat und der Regierung verändert. Als das Nationalstaatsgesetz von der damaligen Regierung Netanyahu verabschiedet wurde, die jüdische Bürger gegenüber anderen bevorzugt, waren die Drusen wütend und sahen sich von ihren jüdischen Mitbürgern hintergangen und betrogen.
In der Zwischenzeit gibt es immer neue Zwistigkeiten. Erst kürzlich gab es einen heftigen Streit nach massiven Demonstrationen gegen die Errichtung eines Windenergieparks neben einem drusischen Dorf. Premier Netanyahu musste eingreifen, die Bauarbeiten wurden gestoppt. Doch nun werden sie weitergehen, da die Regierung gegenüber der Baufirma Verträge zu erfüllen hat. Andere Schwierigkeiten kommen hinzu. Während die aktuelle Regierung Netanyahu immer mehr neue Wohnungen im Westjordanland bauen lässt, bekommen Drusen kaum noch Baugenehmigungen, nicht einmal ein hoher pensionierter Offizier der israelischen Armee wurde diesbezüglich ausgenommen. So wurde sein neues Haus einfach abgerissen. Der Mann diente viele Jahre im Militärgeheimdienst. Die Lage wird derzeit aber noch schwieriger.

Also vor einer Woche in dem arabischen Dorf Abu Snan vier drusische Männer erschossen wurden, war schnell klar, dass die drusische Abu Latif Bande mit involviert ist. Sie versucht mutmasslich Bauaufträge der Armee zu übernehmen und auch ansonsten Gelder von offiziellen Behörden zu erhalten. Eine Warnung für eine Entwicklung, die den arabischen Sektor Israels besonders betreffen könnte. Die Wut der Drusen auf die israelische Regierung, auf die Benachteiligung und Vernachlässigung als Gemeinschaft, könnte für den Staat problematisch und gefährlich werden. Dass Drusen sich zukünftig weigern könnten, in die Armee zu gehen und dort zu reüssieren, wäre für das Militär ein grosser Verlust. Drusen findet man vor allem in den oberen Positionen überdurchschnittlich häufig repräsentiert. Generalstabschef Herzl Halevi und Shin Bet Chef Ronen Bar warnen schon seit längerem, dass es zu einem grösseren Ausbruch an Gewalt kommen könnte. Dieser könnte dann schnell auf die gesamte arabisch-israelische Gesellschaft übergreifen. Auch hier droht also wieder ein neuer Krisenherd zu explodieren, weil sich die Regierung weigert, mit vernünftigen Massnahmen auf die Bedürfnisse und Sorgen einer Minderheit einzugehen.


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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 30. August 2023