Harry Schnabel Copyright Stadt Frankfurt am Main Foto Maik ReussDas Präsidiumsmitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorstand der Jüdischen Gemeinde starb unerwartet im Alter von 67 Jahren

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zu spät! Anläßlich der Verleihung des Goethepreises hatte WELTEXPRESSO in Gang gesetzt, ein ausführliches Gespäch mit Harry Schnabel zu führen, denn er hat seit so vielen jJahren einen äußerst positiven Einfluß auf die Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Frankfurt, von den anderen nationalen Aufgaben abgesehen. Schnabel war ein Mann, den man froh war zu kennen und auf den man sich zudem verlassen konnte! Am Donnerstagmorgen, 7. September, ist Harry Schnabel unerwartet im Alter von 67 Jahren verstorben. Schnabel war Präsidiumsmitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt. Sein jahrzehntelanges Engagement für die Jüdische Gemeinde prägte die Stadt Frankfurt nachhaltig. Schnabel setzte sich unentwegt ein, zum Beispiel für die Lichtigfeld-Schule, den Sportverein Makkabi und das Jüdische Museum in Frankfurt.

Oberbürgermeister Mike Josef drückt seine Trauer aus: „Mit tiefer Betroffenheit und großem Erschrecken habe ich vom plötzlichen Tod Harry Schnabels erfahren und bin erschüttert. Meine Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Angehörigen und allen, die um ihn trauern. Harry Schnabel hat im Präsidium des Zentralrates der Juden und im Vorstand der Jüdischen Gemeinde Hervorragendes geleistet, auch für unsere Stadt. Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass die jüdische Akademie des Zentralrates in Frankfurt angesiedelt wurde. Harry Schnabel fehlt und hinterlässt auch menschlich eine große Lücke.“

Auch Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg ist sowohl persönlich als auch als Politikerin betroffen: „Ich bin fassungslos über die Nachricht vom Tod Harry Schnabels. Das ist ein schrecklicher Verlust für seine Familie, für die Jüdische Gemeinde, für Frankfurt und für uns alle, die Harry Schnabel kannten. Es ist schwer zu begreifen, wie jemand, der trotz vieler persönlicher Schicksalsschläge lebensbejahend, engagiert und menschlich war, plötzlich nicht mehr unter uns sein kann. Harry Schnabels Vermächtnis ist ein selbstbewusstes und vielfältiges jüdisches Leben in Frankfurt. Dieses Geschenk ist nicht selbstverständlich. Harry Schnabel gehörte zur Zweiten Generation Shoah-Überlebender, die sich für ein Leben in Deutschland entschieden. Er verstand sich immer als Frankfurter und die Stadt ist ihm dafür zutiefst dankbar. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie. Möge sein Andenken ein Segen sein.“

Kulturdezernentin Ina Hartwig einnert an die Lebensgeschichte Schnabels: „Mit Harry Schnabel verlieren nicht nur die Frankfurter Stadtgesellschaft, die Jüdische Gemeinde und der Zentralrat der Juden eine bedeutende Persönlichkeit und engagierte Stimme, die weit über Frankfurt hinaus Gewicht hatte. Als Sohn von Überlebenden der Shoah, die sich trotz der nationalsozialistischen Verbrechen für ein Leben im Land der Täter entschieden, steht er exemplarisch für den alles andere als selbstverständlichen Neubeginn jüdischen Lebens in Deutschland. Dieser Neubeginn war und ist ein unverdienter Glücksfall für die Bundesrepublik. Harry Schnabel blieb Frankfurt ein Leben lang treu, erlebte und gestaltete diesen Neubeginn. Sein plötzlicher Tod lässt uns fassungslos zurück, er wird sehr fehlen. Ich wünsche seiner Familie und der Jüdischen Gemeinde Kraft und Trost in diesen schweren Stunden.“

Das ist alles richtig und wir sind einfach traurig und sagen uns: wieder mal zu spät! Ein Tod mit 67 Jahren ist einfach zu früh! Er fehlt schon jetzt. 

Foto:
Harry Schnabel, am Pult der Paulskirche
©Stadt Frankfurt am Main, Maik Reuß