Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso) - Für seinen Job als deutscher Botschafter in Israel hat der frühere Pressesprecher von Kanzlerin Angela Merkel, Steffen Seibert, sogar Hebräisch gelernt. Er ist ein überaus engagierter Botschafter, dem die besonderen Beziehungen zwischen seinem Land und dem jüdischen Staat sehr wichtig und bedeutungsvoll sind. Doch immer wieder zieht er Ärger von Seiten der israelischen Regierung auf sich.
So hagelte es Kritik als er als Privatmann an einer Gedenkfeier israelischer und palästinensischer Eltern für ihre getöteten Kinder teilnahm. Die Regierung war ihm vor, Terroristen und jüdische Opfer von Terror in einen Topf zu werfen. Nun hat er sich erneut den Zorn der Regierung Netanyahu zugezogen. Seibert war als Beobachter zur Anhörung der Petitionen gegen die Justizreform am 12. September im Obersten Gericht und hatte dies auch getweetet.
Nun hagelte es eine offizielle Beschwerde, die über Israels Botschafter in Berlin, Ron Prosor, an die Bundesregierung weitergereicht wurde. Seibert habe sich in innere Angelegenheiten des Staates Israel eingemischt. Doch beeindruckt war man in Berlin nicht. Bundeskanzler Olaf Scholz, der sich derzeit in New York bei der Generalversammlung der UN aufhält, erklärte zu dem Vorfall: «Der deutsche Botschafter ist ein sehr engagierter Mann mit sehr klaren Prinzipien. Und ich glaube, dass das auch jeder weiss – auch in Israel». Mit anderen Worten: Der Kanzler lässt die Empörung aus Jerusalem einfach abtropfen. Mehr wird es dazu aus Berliner Regierungskreisen wohl nicht zu hören geben. In der deutschen Hauptstadt blickt man schon längst mehr als skeptisch auf die rechtsextreme israelische Regierung und ihre Bemühungen die demokratische Gewaltenteilung aufzuheben.
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Botschafter Steffen Seibert wird von israelischer Seite kritisiert.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 19. September 2023