Weitere Verlegungen von Stolpersteinen in Schlüchtern, Teil 5
Hanswerner Kruse
Schlüchtern (Weltexpresso) - Die Verlegung weiterer elf Stolpersteine am Mittwochnachmittag, wurde mit drei bewegenden Zeremonien gefeiert. Elegische Gedichte, sanfte Musik, berührende Reden und ein jüdisches Gebet, schufen in Vollmerz und Schlüchterns Innenstadt einen würdigen Rahmen für das Gedenken an die vertriebenen oder ermordeten jüdischen Mitbürger.
Bei den 50 bis 70 Besuchern und Angehörigen flossen Tränen, die man ruhig zeigen dürfe, meinte sichtlich gerührt Konrad Neuroth (BBB) als Vertreter der Stadt Schlüchtern. An den Feierlichkeiten nahmen auch Nachfahren der Naziopfer teil: Zur Verlegung der Platten waren drei Generationen der Familie Rosenbaum aus Israel angereist. Mika, die junge Urenkelin der seinerzeit nach Palästina entkommenen Karola Rosenbaum (wir berichteten), trug ihren selbstgeschriebenen Text vor.
Erica Frank, Urenkelin von Leo und Judith Stern, kam aus Kanada und sprach über Leben und Flucht ihrer Vorfahren. Die Friedensnobelpreisträgerin (1985) hat seit kurzem wieder die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie gründete die Vereinigung „ReDeutsche“ mit Gleichgesinnten, um gemeinsam zu erforschen, was mit dieser wiedererlangten Nationalität sinnvoll getan werden kann. Ein Interview mit ihr werden wir demnächst veröffentlichen.
Bemerkenswert waren nicht nur die Zeremonien zur Verlegung, sondern ebenfalls die gemeinsamen Aktionen der Stolperstein-Initiative mit den jüdischen Gästen. Beim Rundgang durch die Stadt, den gemeinsamen Essen und anderen Aktivitäten entstanden zahlreiche Gespräche und Diskussionen. Diese wichtigen Begegnungen gehen weit über die Rituale der Stolperstein-Verlegungen hinaus und festigen Freundschaft und Versöhnung. Aufgrund der Berichte in den Kinzigtal Nachrichten meldeten sich mehrere Zeitzeugen bei Kerstin Baier-Hildebrand, der Vorsitzenden des Geschichtsvereins. Einige Leute erschienen auch zu den Verlegungen und überreichten den Nachfahren alte Urkunden und andere Dokumente
Eindrucksvoll bedankten sich alle Verwandten der einstigen jüdischen Mitbürger bei den Menschen in Schlüchtern, „sich dem Erbe ihrer Familien und ihrer Stadt zu stellen und Verantwortung dafür zu übernehmen“ (Erica Frank).
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Oben: Mika (links) liest ihren selbstgeschriebenen Text auf Englisch, Inga Heß von der Stolperstein-Initiative übersetzt ins Deutsche
Unten: Elf neue Stolpersteine
© Hanswerner Kruse
Info:
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