Eine Handvoll israelischer Regierungsvertreter, jedoch nicht Premierminister Binyamin Netanyahu, haben Fehler durch die Regierung in Bezug auf den Hamas-Angriff eingeräumt
Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso) - «Ich übernehme die Verantwortung für das, was war und was sein wird. Wir müssen mit Schmerz und mit gesenktem Kopf zugeben, dass wir versagt haben», sagte der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich am Sonntag über Israels Umgang mit dem Terrorangriff der Hamas. «Die Führung des Landes und das Sicherheitssystem haben bei der Aufrechterhaltung der Sicherheit unserer Einwohner versagt.»
Ebenfalls am Sonntag sagte Miki Zohar, der Minister für Kultur und Sport, im israelischen Armeeradio, dass das Land unvorbereitet gewesen sei. «Die Vorbereitungen für einen Angriff wie diesen (…) sind nicht getroffen worden. Die Regierung, der Staat, war auf einen solchen Angriff nicht vorbereitet», sagte Zohar laut der «Times of Israel». Er fügte hinzu: «Im Namen der Regierung Israels und im Namen des gesamten Staates Israel bitten wir Sie um Vergebung für das, was geschehen ist. Denn die Verantwortung liegt bei der Regierung Israels und dem gesamten Staat Israel.»
Die Entschuldigungen folgen auf die erste, die Bildungsminister Yoav Kisch am Donnerstag, fünf Tage nach dem Anschlag der Hamas auf Israel, ausgesprochen hatte. Kisch schien in seinen Äußerungen auf den Konflikt über die Gesetzgebung zur Justizreform anzuspielen, der die Israelis das ganze Jahr über bis zum Hamas-Anschlag gespalten hatte. «Niemand wird sich der Verantwortung entziehen. Wir sind verantwortlich – ich bin als Mitglied der Regierung verantwortlich», sagte Kisch am Donnerstag gegenüber «Ynet». «Wir waren mit Unfug beschäftigt. Wir haben vergessen, wo wir leben.»
Umfragen zeigen, dass die große Mehrheit der Israelis, einschließlich derjenigen, die zuvor die Regierung unterstützt hatten, der Meinung ist, dass Binyamin Netanyahu und seine Ministerkollegen dafür verantwortlich sind, dass die Hamas den Terrorangriff durchführen konnte.
Am Samstag besuchte Netanyahu einige der Gemeinden in der Nähe des Gazastreifens, die am stärksten vom Angriff betroffen sind und in denen in einigen Fällen 10 % der Bevölkerung ermordet wurden. Es war sein erster Besuch in diesem Gebiet seit dem Angriff.
Foto:
©BpB
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16. Oktober 2023
