IDF und Hamas schieben einander die Verantwortung zu. Biden-Reise unter extrem schlechten Vorzeichen
Andreas Mink
Tel Aviv (Weltexpresso) - Joe Biden saß bereits an Bord der Air Force 1 auf einer Laufbahn der Joint Base Andrews in Maryland, als Mitarbeiter die Journalisten im Flugzeug über die Absage eines geplanten Vierer-Treffens in Amman unterrichteten. Der jordanische König Abdullah hatte den Gipfel mit dem US-Präsidenten, dem ägyptischen Präsidenten al-Sisi und Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas aus Protest gegen einen Raketenangriff auf das «Baptisten-Hospital» in Gaza abgesagt.
Israel und Palästinenser machen einander für den Einschlag am Dienstagabend gegen 19 Uhr Ortszeit verantwortlich, der hunderte von Opfern bei Personal, Patienten und Besuchern gefordert hat. Die IDF führt die katastrophale Detonation auf einen fehlgeschlagenen Raketenabschuss der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad zurück. Die palästinensische Seite spricht von einem gezielten Angriff Israels, oder einer fehlgeleiteten Abwehrrakete der IDF.
Während die Verantwortlichen noch unklar sind, hat Biden von der Katastrophe vor Besteigen der Maschine erfahren und dann keine Journalisten-Fragen beantwortet. Er sei «zutiefst empört und erschüttert» von dem Angriff auf das Spital, so Mitarbeiter. Ob amerikanische Diplomatie unter diesen Vorzeichen überhaupt möglich sein wird, ist nun mehr als fraglich.
In muslimischen Ländern hat die Attacke spontane Massendemonstrationen ausgelöst. In Amman wollten empörte Jordanier anscheinend die israelische Botschaft stürmen, sind aber von jordanischen Sicherheitskräften am Zugang zu deren Umgebung gehindert worden. Vor dem israelischen Konsulat in Istanbul versammelten sich zahlreiche Demonstranten mit palästinensischen Flaggen und riefen: «Nieder mit Israel!» Auch in Beirat und Teheran skandierten Demonstranten diese Parolen.
Staats- und Regierungschefs in der Region machen Israel für das Bombardement verantwortlich. Das saudische Aussenministerium nennt den Angriff ein «abscheuliches Verbrechen», das Israel begangen habe. Ähnlich Recep Tayyip Erdoğan. Die Attacke sei «das jüngste Beispiel für israelische Angriffe, denen die grundlegendsten menschlichen Werte fehlen». Auch Abdel Fattah al-Sisi in Kairo verurteilte den israelischen Angriff «auf das Schärfste» – es handele es sich um einen klaren Verstoss gegen internationales Recht.
Foto:
Verwundete palästinensische Kinder nach israelischen Angriffen - hunderte Menschen sind nach einem Angriff auf ein Spital in Gaza gestorben.
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 18. Oktober 2023