Macron ehrt armenischen Dichter und Résistance-Kämpfer Missak Manouchian
Kurt Nelhiebel
Bremen (Weltexpresso) - Unter dieser Überschrift informierte die Süddeutsche Zeitung ihre Leserinnen und Leser am 20. Juni dieses Jahres an herausragender Stelle im Feuilleton über einen nicht alltäglichen Vorgang, der in Frankreich „Panthéonisation genannt wird.
Gemeint ist damit die Aufbahrung der sterblichen Überreste berühmter Personen in der gleichnamigen Pariser Ruhmeshalle. Es ist die größte Ehrung, die Frankreich zu vergeben hat. Wer nicht über eine solche Nachricht stolpert, lebt entweder hinter dem Mond oder in Niederbayern, wo die Aiwangers zwar mit den Namen von Auschwitz und Dachau umzugehen wissen, wohl aber kaum mit dem Namen der Ruhmeshalle im Herzen von Paris.. Dort ruhen Victor Hugo, Voltaire, Émile Zola, Marie Curie und seit 2021 auch Josephine Baker. Sie alle haben, schreibt die, Süddeutsche Zeitung, die französische Kultur und Identität geprägt. Nun kommt Missak Manouchian als erster Kommunist hinzu.
Ist das in Deutschland vorstellbar? Die Beisetzung des armenischen Dichters und seiner Frau Méliné im Panthéon ist nach Ansicht vieler Historiker die überfällige Anerkennung der Rolle kommunistischer und ausländischer Partisanen in der Résistance. „Mit Manuchian ziehen alle Armenier, Italiener, Spanier und mitteleuropäischen Juden ins Panthéon, die für die Befreiung ihr Leben gelassen haben.“ So zitiert die Süddeutsche Zeitung den Historiker Denis Peschanski.
Missak Manouchian floh 1925 wie viele andere vor dem Völkermord an den Armeniern nach Frankreich, wo er in einem der Pariser Citroen-Werke Arbeit und Brot fand. Er betätigte sich gewerkschaftlich und gründete zusammen mit gleichgesinnten Landsleuten politische Zirkel. Manouchian rief eine armenische Literaturzeitschrift ins Leben, für die er Baudelaire und Rimbaud übersetzte. Nebenher schrieb er Gedichte. 1934 trat er der Kommunistischen Partei bei, wo er auch Méliné, seine künftige Frau, kennenlernte. Beide schlossen sich dem Widerstand gegen die deutschen Besatzer an. 1943 verübte die von Manouchian geleitete Widerstandsgruppe im Großraum Paris nicht weniger als dreißig Anschläge auf Einrichtungen der SS. Im Februar 1944 flog die Gruppe auf und ihre Angehörigen wurden in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Manouchian und 24 seiner Gefährten wurden drei Tage später in der Hinrichtungsstätte auf dem Mont Valérien bei Paris erschossen.
Dort gab Staatspräident Macron jetzt auch die Beisetzung des Résistance-Kämpfers im Panthéon bekannt. Die Zeremonie ist für den 21. Februar geplant, dem Todestag von Manouchian. In einem Abschiedsbrief an seine Frau machte er einen deutlichen Unterschied zwischen Nazis und Deutschen. Obwohl der Widerstandskämpfer Kommunist gewesen sei, werde seine Beisetzung im Panthéon selbst im rechtskonservativen französischen Lager unterstützt, heißt es dazu in der Süddeutschen Zeitung.
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