Bildschirmfoto 2023 12 04 um 00.20.51Telegramm aus dem Krieg - Bührle-Debatte  - Fototagebuch Krieg in Europa im LIVE TICKER  
 
Redaktion tachles

Basel (Weltexpresso) - Der LiveTicker+++ berichtet laufend über Entwicklungen rund um den Krieg in Israel. Am Tag des 50. Jahrestags des Jom Kippur Kriegs: Die palästinensische Terrororganisation Hamas greift Israel massiv an, tötet bisher rund 1200 Israeli und nimmt über 241 Geiseln. Im Süden Israels verübten sie ein Massaker an Festivalbesuchern. Das Dossier mit Berichterstattung, Analysen und Podcasts zum Krieg in Israel findet sich hier.

Tag 62: 7. Dezember 2023

19.00

Israel arbeitet nach eigenen Angaben daran, die Zahl der Lastwagen zu steigern, die Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen dürfen. Die für zivile Angelegenheiten in den Palästinensergebieten zuständige israelische Militärbehörde Cogat teilte mit, sie plane die Öffnung des Grenzübergangs Kerem Schalom zwischen Israel und dem Gazastreifen für Inspektionen in den kommenden Tagen. Geliefert werden sollen die Hilfen jedoch weiterhin über den Grenzübergang Rafah, der das abgeriegelte Küstengebiet mit Ägypten verbindet. Oberst Elad Goren von der Behörde Cogat erklärte, Israel könne derzeit bis zu 250 Lastwagen täglich am Grenzübergang Nitsana zwischen Israel und Ägypten inspizieren. Mit der Öffnung von Kerem Schalom zu Inspektionszwecken könne diese Zahl auf 400 ausgeweitet werden. Goren zweifelte jedoch daran, dass internationale Hilfsorganisationen größere Hilfslieferungen in den Gazastreifen bringen könnten. Die UN-Nothilfeorganisation OCHA hatte erklärt, ihre Fähigkeiten, der Bevölkerung im Gazastreifen Hilfen zukommen zu lassen, seien durch die Kämpfe und Straßensperrungen im Zuge der Ausweitung der israelischen Offensive gegen die Hamas schwer beeinträchtigt. Einige Lastwagen seien im Zentrum des Gazastreifens gestrandet. Hilfsorganisationen seien seit vier Tagen nicht mehr in der Lage, Hilfsgüter nördlich von Rafah ganz im Süden auszuliefern.

07:00
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat den Bodeneinsatz der Armee im Gazastreifen als zweite Phase des Krieges bezeichnet. Das Ziel sei die "Zerstörung der militärischen und Regierungsfähigkeiten der Hamas und die Rückkehr der Geiseln nach Hause", zitierte ihn unter anderem die Zeitung "Times of Israel". Die Entscheidung zur Ausweitung der Bodeneinsätze habe die Notstandsregierung einstimmig getroffen. "Allerdings stehen wir erst am Anfang", betonte Netanyahu. Der Krieg werde "schwierig und lang" sein. "Nach dem Krieg werden wir alle Antworten auf schwierige Fragen geben müssen, mich eingeschlossen."



Tag 61: 6. Dezember 2023

17:00
In einem seltenen Vorgang hat UN-Generalsekretär António Guterres den Weltsicherheitsrat dringend aufgefordert, sich für die Abwendung einer humanitären Katastrophe im Gazastreifen einzusetzen. In einem Brief an den Sicherheitsrat berief sich der UN-Chef dazu am Mittwoch erstmals seit seinem Amtsantritt 2017 auf den Artikel 99 der UN Charta. Diese erlaubt dem Generalsekretär, den Sicherheitsrat auf "jede Angelegenheit hinzuweisen, die seiner Meinung nach die Gewährleistung von internationalem Frieden und Sicherheit gefährden kann". "Ich fordere die Mitglieder des Sicherheitsrats auf, darauf zu drängen, eine humanitäre Katastrophe zu verhindern", hiess es in dem Brief. "Ich wiederhole meinen Aufruf, dass ein humanitärer Waffenstillstand ausgerufen werden muss. Das ist dringend. Der zivilen Bevölkerung muss grösseres Leid erspart bleiben." Der UN-Chef habe sich angesichts des grossen Verlusts von Menschenleben im Gazastreifen und in Israel innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraums für die Berufung auf Artikel 99 der UN Charta entschieden, hiess es von den Vereinten Nationen. In der Geschichte der UN ist das bisher nur sehr selten vorgekommen. Symbolisch verleiht der Generalsekretär seinem Aufruf damit eine grössere Bedeutung, direkte Folgen hat das allerdings nicht. Normalerweise entscheiden die Mitglieder des Sicherheitsrats selbst, welche Angelegenheiten sie als Bedrohung für den Weltfrieden wahrnehmen und deshalb auf die Tagesordnung setzen wollen. Zum Gaza-Krieg hat das mächtigste UN-Gremium bislang eine Resolution verabschiedet, sich aber ansonsten häufig zerstritten gezeigt.



07:00
In der US-Regierung wird nach einem Medienbericht mit einer Dauer der derzeitigen Phase der israelischen Bodenoffensive im südlichen Gazastreifen von noch mehreren Wochen ausgegangen. Wie der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf mehrere ranghohe US-Regierungsbeamte berichtete, könnte Israel demnach im Januar zu einer "weniger intensiven, stark lokalisierten Strategie übergehen", die auf bestimmte Hamas-Terroristen und -Führer abziele. Das Weiße Haus sei "zutiefst besorgt" darüber, wie sich die israelischen Operationen in den nächsten Wochen entwickeln werden, wurde ein namentlich nicht genannter ranghoher Regierungsbeamter zitiert. US-Außenminister Antony Blinken hatte kürzlich Israels Führung mit deutlichen Worten aufgefordert, Zivilisten im Gazastreifen zu schützen. Die zahlreichen Todesopfer unter der Zivilbevölkerung und die Vertreibung in einem Ausmaß, wie man sie im nördlichen Gaza gesehen habe, dürfe sich im Süden nicht wiederholen. Die USA gaben derweil bekannt, für den Gazastreifen zusätzliche humanitäre Hilfe im Umfang von 21 Millionen Dollar (rund 19,4 Millionen Euro) bereitstellen zu wollen. Die Mittel sollen in die Errichtung eines Feldlazaretts fließen, gab die Direktorin der amerikanischen Behörde für internationale Entwicklung USAID, Samantha Power, bei einem Besuch im ägyptischen Al-Arisch bekannt. Die Stadt liegt rund 80 Kilometer von der Westgrenze des Gazastreifens entfernt und gilt als ein Abladeplatz für internationale Hilfsgüter, ehe sie in Lastwagen verladen und dann über den Grenzübergang Rafah in das abgeriegelte palästinensische Küstengebiet gefahren werden.



Tag 60: 5. Dezember 2023

Israel hat ein System grosser Pumpen zusammengebaut, mit denen es das ausgedehnte Tunnelnetz der Hamas unter dem Gazastreifen mit Meerwasser fluten könnte. Diese Taktik könnte die Tunnel zerstören und die Kämpfer aus ihrem unterirdischen Versteck vertreiben, aber auch die Wasserversorgung des Gazastreifens bedrohen, so US-Beamte. Die israelischen Streitkräfte haben Mitte letzten Monats die Montage grosser Meerwasserpumpen etwa eine Meile nördlich des Flüchtlingslagers Al-Shati abgeschlossen. Jede der mindestens fünf Pumpen kann Wasser aus dem Mittelmeer entnehmen und Tausende von Kubikmetern Wasser pro Stunde in die Tunnel leiten, so dass diese innerhalb weniger Wochen überflutet werden.

Israel hat die USA Anfang letzten Monats erstmals über diese Option informiert und damit eine Diskussion ausgelöst, in der die Durchführbarkeit und die Auswirkungen auf die Umwelt gegen den militärischen Wert der Ausschaltung der Tunnel abgewogen wurden, so die Beamten.

US-Beamte sagten, sie wüssten nicht, wie nah die israelische Regierung an der Ausführung des Plans sei. Israel hat weder eine endgültige Entscheidung getroffen noch den Plan ausgeschlossen, so die Beamten. Die Stimmung in den USA war gemischt. Einige US-Beamte äußerten sich privat besorgt über den Plan, während andere Beamte sagten, die USA unterstützten die Ausschaltung der Tunnel und seien nicht unbedingt gegen den Plan. Die Israelis haben bisher etwa 800 Tunnel identifiziert, obwohl sie zugeben, dass das Netzwerk größer ist.

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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 8. Dezember 2023