Sie werden von Clans in Israel verfolgt und sollen ermordet werden. Untergetauchte arabische Bürger ohne kriminelle Vergangenheit erzählen.
Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso) - Die israelische Tageszeitung «Haaretz» veröffentlichte vor einigen Tagen ein Feature über ein Thema, das in Israel zwar nicht unbekannt ist, aber über dessen Details sich die meisten Menschen keine Gedanken machen. Es geht um die Blutrache unter Hamulas - arabischen Clans, in den arabischen Städten wie Lod, Nazareth, Ramle oder Jaffo. Dass die Kriminalitätsrate in der arabisch-israelischen Community extrem hoch, weiß jeder.
Auch, dass der Staat und die Polizei sich seit Jahren nicht weiter darum gekümmert hatten, mit Ausnahme der anderthalb Jahre der Regierung Bennett/Lapid, die ein großes Programm für die Bekämpfung der arabischen Clan-Kriminalität auflegt, die sogar erste Erfolge zeigte, bis die neue Regierung Netanyahu dieses wieder kippte. Das Feature berichtet von Arabern, die von einem Tag auf den anderen abtauchen müssen, irgendwo versteckt leben und doch wissen, dass sie jederzeit getötet werden könnten, weil ihr Clan gerade mit Blutrache belegt ist.
Das ist schrecklich genug, aber wirklich schlimm ist, dass diese Untergetauchten Menschen sind, die keinerlei kriminelle Vergangenheit haben, sondern das Pech haben, zu irgendeinem Clan zu gehören. Es sind Lehrer und Ärzte und Rechtsanwälte, die sich nie etwas zuschulden haben kommen lassen. Doch das hat in der Blutrache inzwischen Methode. Wenn jemand aus einem Clan als Rache ermordet werden muss, dann wählt man sich inzwischen die Unbescholtenen aus, weil sie keine Waffen haben und nicht geschützt sind und oftmals gar nicht wissen, dass sie im Fadenkreuz einer Blutrache stehen.
Die, denen dies klar ist, verschwinden, häufig in jüdische Dörfer und sind «aus dem Leben» gefallen, da sie ihren Berufen nicht mehr nachgehen können, es ist zu gefährlich. Wenn sie das zweifelhafte Glück haben, dass jemand aus ihrer Familie getötet wird, dann können sie zurückkehren nach Hause. Aber auch nur solange, bis das Rad sich wieder gegen ihren Clan wendet. Die, die es sich leisten können, verlassen Israel ganz, die anderen ziehen von Ort zu Ort und beten und hoffen, dass sie irgendwie durchkommen. Es mag nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die arabischen Clans auch nicht mehr vor den jüdischen Dörfern und Moschavim Halt machen und ihre Zielobjekte dort ermorden lassen. Der Staat ist geforderter denn je, aber mit der aktuellen Regierung dürfte die Bekämpfung der arabischen Kriminalität unter dem Nationalen Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir ein massiver Feldzug gegen alle arabischen Staatsbürger werden. Insofern vertrauen die Untergetauchten dem Staat nicht. Sie wissen, dass sie für die israelische Rechte keine gleichberechtigten Staatsbürger sind. Das gilt nur per Gesetz und auf dem Papier. Aber in der Realität sieht es anders aus. Bis jetzt.
Foto:
Archivbild eines Polizeiwagens an einem Tatort
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 14. Februar 2024