Gründer der innerisraelischen Black Panther Bewegung gestorben
Redaktion
Tel Aviv (Weltexpresso) - Heute würden nur noch wenige seinen Namen kennen, doch er war einst ein Star einer Bewegung, die die israelische Geschichte und Politik grundlegend veränderte: Charlie Biton. Er starb nun im Alter von 76 Jahren. Doch er wurde nicht berühmt, weil er der erste Israeli war, der 1980 Yassir Arafat traf, sondern weil er in den frühen 1970er Jahren mit seinen Freunden gegen Golda Meir und das gesamte aschkenasische Establishment auf die Straße ging.
Denn Charlie Biton war in Casablanca geboren, ein Marokkaner, ein Misrachi-Jude. Aufgewachsen im damaligen Armenviertel Musrara in Jerusalem, begriff Biton schnell, dass er und seine Freunde von Polizei und Staat anders behandelt wurden als aschkenasische Kinder.
Irgendwann verstand er, dass der Rassismus gegen Misrachim ein strukturelles Problem war, und so organisierten er und seine Freunde Demo auf Demo. Golda Meir wusste sich nicht zu helfen und sperrte ihn und viele andere ein, unterdrückte die eigentlich garantierte Meinungs- und Demonstrationsfreiheit im Staat.
Doch es gab neuen Protest – gegen Bitons Inhaftierung. Meir musste ihn wieder freilassen.
Er gründete die berühmten Black Panthers, eine Misrachi-Bewegung, benannt nach der schwarzen Protestbewegung jener Jahre in den USA. Sie war der Beginn einer politischen Emanzipation der Misrachi-Israelis. Aus den Black Panthers gingen viele in die Politik, die Shas-Partei wäre ohne die Bewegung nicht denkbar gewesen. Und es war Likud-Führer Menachem Begin, der begriff, dass die Misrachim ein Wählerpotenzial für ihn sind. Sie brachten ihn 1977 an die Spitze des Staates. Der rechte Begin war der erste Premier Israels, der kein Sozialdemokrat war. Biton selbst ging auch in die Politik, er wurde Knesset-Abgeordneter der Kommunisten.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 29. Februar 2024