Bildschirmfoto 2024 06 26 um 07.39.40Das Urteil des Obersten Gerichts, auch ultraorthodoxe Männer zum Militärdienst einziehen zu müssen, schlägt hohe Wellen

Redaktion tachles

Tel Aviv (Weltexpresso) - Es ist passiert. Am Dienstag entschied das Oberste Gericht Israels, dass der Staat, also die Regierung, ultraorthodoxe junge Männer zum Militärdienst einziehen muss. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass Jeschiwot, in denen jene studieren, die sich dem Dienst mit der Waffe entziehen, keine staatlichen Fördergelder mehr bekommen dürfen. Ganz abgesehen davon, dass dieses Urteil die Regierungskoalition in große Nöte bringt und möglicherweise zum Bruch der Regierung führt, waren die Reaktionen natürlich von vornherein klar.

Die orthodoxen Knesset-Abgeordneten und Minister reagierten voller Wut und Entsetzen auf die Entscheidung des säkularen Gerichts. Das jüdische Volk habe nur überlebt, weil es Thora studiert und Mitzwot eingehalten habe. Nichts und niemanden werde einen Juden, der die Heiligen Schriften studieren will, davon abhalten können, meinte etwa Aryeh Dery, Führer der Schas-Partei. Meir Porush, der Minister für Jerusalem-Angelegenheiten, sprach gar von zwei Staaten, die nun entstehen würden, einem, in dem die «Kaplanisten» herrschen, also die Liberalen, die seit bald anderthalb Jahren auf der Kaplanstrasse in Tel Aviv gegen die Regierung demonstrieren, und einem, in dem die Gottesfürchtigen das Sagen haben.

Natürlich geißelte auch Premier Benjamin Netanyahu das Gericht. Er fände es sehr eigenartig, dass 76 Jahre in dieser Hinsicht nie etwas geschehen sei, aber ausgerechnet jetzt, wo die Regierung doch kurz davor stehe ein neues Gesetz zu verabschieden, das den Militärdienst für Fromme regeln würde (wobei auch dieses Gesetz den haredischen Männern die Möglichkeit geben würde, dem Militärdienst überwiegend fern zu bleiben).

Politiker und Ex-Militärs wie Benny Gantz begrüßten dagegen die Entscheidung der Richter, die Bürde des Militärdienstes müsse für alle gelten, gerade in Zeiten des Krieges. Und Avigdor Liberman, der ultrarechte Oppositionspolitiker, der vielleicht größte Gegner der Ultraorthodoxen in der Knesset, sagte nur: «Es gibt Richter in Jerusalem», ein geflügeltes Wort, das dem früheren Premier Menachem Begin zugeschrieben wird, ein Ausdruck dessen, dass es doch noch Gerechtigkeit im Lande Israel gibt. Man darf nun gespannt sein, wie die Regierung mit diesem Urteil nun realiter umgehen wird.

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Ultraorthodoxe protestieren gegen die Militärpflicht diesen Monat
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 25. Juni 2024