Bildschirmfoto 2024 07 06 um 07.12.46Palästinenser und Israelis treffen in Tel Aviv zusammen 

Redaktion tachles

Tel Aviv (Weltexpresso) - Sie kamen im Menora-Mivtachim- Stadion in Tel Aviv zusammen: Palästinenser und Israelis, die eine Alternative zur aktuellen Realität zwischen dem Mittelmeer und Jordan suchen. «Es ist Zeit: die große Friedenskonferenz» hieß die Demonstration, die von über 50 Organisationen des Friedenslagers durchgeführt wurde. Die Forderung: «Es ist Zeit, einen Deal auszuhandeln. Den Krieg zu beenden. Frieden zu schließen. »

Überlebende des Massakers vom 7. Oktober waren da, Angehörige der Geiseln, Soldaten, die in Gaza gekämpft haben, und viele andere. Viele Menschen redeten, auch Palästinenserinnen und Palästinenser. Sie alle verstehen, dass sie ein gemeinsames Schicksal teilen und keines der beiden Völker verschwinden wird. Dass die gemeinsame Heimat blutet. Entweder werde man miteinander in Frieden leben, oder: «wenn wir das jetzt nicht stoppen, dann sind wir alle dabei, kollektiven Selbstmord zu begehen» erklärte Rula Hardal, eine Palästinenserin, die heute in Ramallah lebt.

Und natürlich ging es auch darum, welche Fehler die Friedensbewegungen in den 1990er und frühen 2000er Jahren gemacht haben. Wie es einst nach Beginn des Oslo-Friedensprozesses eine große Mehrheit auf beiden Seiten gab, die an Frieden glaubte, und jetzt eben nicht mehr.

Starredner war der weltberühmte Historiker und Bestseller-Autor Yuval Noah Harari. Er erinnerte daran, dass Krieg kein Naturgesetz sei, sondern eine Entscheidung des Menschen: «Und in jedem Augenblick kann man eine andere Entscheidung treffen und damit beginnen, Frieden zu schließen. Ja, wir haben das schon früher versucht und wir waren nicht besonders gut darin. Na und? Wir waren ja auch nicht so gut darin, Krieg zu führen, doch das hielt uns nicht ab, es immer und immer wieder zu tun. Aber all diese Kriege haben uns an den Abgrund geführt. Es ist Zeit, dem Frieden eine neue Chance zu geben», so Harari.

Obwohl die gesamte Veranstaltung im Netz gestreamt wurde, waren sich die Beteiligten einig, dass sie zukünftig auf die Straße gehen müssen, um dort ihrer Botschaft Gehör zu verschaffen. Die Veranstaltung im Stadion war erst einmal eine Art Selbstvergewisserung, eine Bestätigung, dass diejenigen, die Frieden wollen, eine andere Politik, eine gemeinsame Zukunft miteinander, nicht allein sind.


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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 5. Juli 2024