Download 2Erinnerung an die Ostfront vor 80 Jahren 

FIR

Berlin (Weltexpresso) - Auf Einladung der slowakischen Union antifaschistischer Kämpfer (Slovenský zväz protifašistických bojovníkov - SZPB) erinnerten FIR und SZPB Ende August gemeinsam mit der Gedenkstätte in Banská Bystrica und weiteren staatlichen Einrichtungen an den 80. Jahrestag des slowakischen Nationalaufstandes.


Im Sommer 1944 wurde nicht nur die Zweite Front in der Normandie eröffnet, sondern auch an der Ostfront setzten die militärischen Kräfte der sowjetischen Streitkräfte und ihre Verbündeten den Vormarsch nach Westen fort. Dass sie dabei trotz aller Erfolge auf massiven militärischen Widerstand von Wehrmacht und SS stießen, die mit der Taktik der „verbrannten Erde“ vorhandene Infrastruktur und Vormarschwege zerstörten, erlebte die Rote Armee nicht nur bei ihrem Vormarsch in Polen. Umso wichtiger war es, dass an den umkämpften Frontabschnitten auch die antifaschistischen Kräfte in den okkupierten Ländern ihren militärischen Beitrag zur Befreiung der eigenen Heimat und zur Schwächung der Okkupanten leisteten. In diesem Rahmen spielt der Slowakische Nationalaufstand (SNP), der am 29. August 1944 begann, eine wichtige Rolle.



Während die rote Armee und mit ihr verbündete rumänische und ungarische Einheiten über die Karpaten-Front versuchten nach Südwesten vorzustoßen, begann im nördlichen Teil der Slowakei in der Region Banská Bystrica ein Aufstand gegen das Kollaborationsregime unter Jozef Tiso und seine Hlinka-Garden. Die Hlinka-Garden waren paramilitärische Wehrorganisationen des klerikal-faschistischen Ludaken-Regimes. Sie waren verantwortlich für zahlreiche Gewalttaten an Tschechen, Juden, Roma und politischen Gegnern. 1944 wurden sie in die SS integriert. Das Hauptgebiet des Aufstandes lag in der Mittelslowakei. Die slowakische Aufstandsarmee, die später den offiziellen Titel trug „1. tschechoslowakische Armee in der Slowakei“, stand unter dem Oberbefehl von General Viest. Er leitete den Aufstand im Auftrag einer Militärzentrale des Slowakischen Nationalrats, der am 5. September 1944 die politische Macht in den befreiten Gebieten übernommen hatte.

Dieser stand mit der tschechoslowakischen Exilregierung in London in Kontakt. An seiner Spitze standen der slowakische Kommunist Karol Šmidke und Vavro Šrobár als Repräsentant des bürgerlich-demokratischen Lagers. Der Nationalrat und seine Organe waren im Prinzip gleichberechtigt mit Mitgliedern des sozialistischen Blocks und des bürgerlich-demokratischen Blocks besetzt. Unterstützung erhielten die Aufständischen durch ausländische Zwangsarbeiter und Dienstverpflichtete, die in die Slowakei verschleppt worden waren. Sie schlossen sich den Kämpfern an. Damit erhielt dieser Aufstand vielfach einen internationalen Charakter. Das militärische Vorgehen wurde zudem mit der sowjetischen Armee abgestimmt, die durch die Eröffnung weitere Frontabschnitte versuchte, Wehrmachtseinheiten zu binden. Zu Beginn des Aufstandes kontrollierten die Aufständischen über die Hälfte des damaligen slowakischen Staatsgebietes. Der Ablauf des Aufstandes ist gut dokumentiert.

Wehrmacht und SS setzten massive militärische Mittel ein, um diesen Widerstand in der Slowakei niederzuschlagen. Dabei begingen sie gemeinsam mit den Hlinka-Garden zahlreiche Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung, so genannte „Strafmaßnahmen“, denen mehrere tausend Menschen zum Opfer fielen. Außerdem wurden etwa 30.000 Slowaken in deutsche Kriegsgefangenen-, Arbeits- und Konzentrationslager deportiert. Nach 60 Tagen musste der Aufstand am 28. Oktober 1944 abgebrochen werden. Die militärische Führung der Aufständischen beendete mit dem Fall von Banská Bystrica den offenen Kampf gegen die Wehrmacht, ging aber ohne Kapitulation zum Partisanenkampf über. Einigen Einheiten gelang es, sich dem Zugriff der Wehrmacht und SS durch ein Ausweichen in bergiges Hinterland zu entziehen und lokal den bewaffneten Kampf bis zur endgültigen Befreiung des Landes im April 1945 fortzusetzen.

Dass die Erinnerung an dieses historische Ereignis auch heute noch im öffentlichen Bewusstsein der Slowakei präsent ist, zeigten auch in diesem Jahr die Gedenkveranstaltungen, die in der letzten Augustwoche in vielen Teilen des Landes stattfanden. Obwohl der reguläre Schulunterricht noch nicht begonnen hatte, waren viele junge Menschen bei den Erinnerungsveranstaltungen zu sehen. Bei der zentralen Gedenkveranstaltung an der Gedenkstätte in Banská Bystrica am 29. August ergriffen Präsident Peter Pellegrini und Ministerpräsident Robert Fitzko das Wort, ebenso wie Viliam Longauer, Präsident der SZPB und Mitglied der FIR-EC, der seinen 80sten Geburtstag feiert. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für ihn.

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©Radio Prag

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Quelle: FIR Newsletter 2024-35 dt.
International Federation of Resistants Fighters