müSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. Oktober 2024, Teil 1

Marcus O. Rosenmüller

München(Weltexpresso) - Im Mittelpunkt des Films steht nicht das biographische Abarbeiten von Lebensstationen von der Kindheit bis zum Tod, sondern ein intensives Charakterporträt mit allen Licht- und Schattenseiten. Die Betonung des Stellenwerts des Individuums ist ein zentrales Wesensmerkmal des Expressionismus. Der Zuschauer wird daher speziell bei der Persönlichkeit der Gabriele Münter ständig    mit emotionalen und moralischen Herausforderungen konfrontiert. Wir sind ganz nah bei ihr, wenn sie Liebe spürt, aber auch Verachtung, wenn sie sich künstlerisch entfaltet, oder eine quälende Blockade durchleidet. Wir müssen sie nicht immer verstehen, wir müssen sie auch nicht im- mer mögen. Aber sie soll uns immer berühren.


Es geht auch nicht darum, die handelnden Figuren endgültig zu entschlüsseln. Wir zeigen sie authentisch, in ihrer Ambivalenz, ihrer Zerrissenheit und verzichten auf moralische Urteile.

So wie Gabriele Münter und Wassily Kandinsky es auf innovative Weise geschafft haben, ihr inneres Erleben und Fühlen durch den malerischen Ausdruck wiederzugeben und auch die formale Übersteigerung gewagt haben, soll auch in der filmischen Darstellung ein Künst- lerporträt entstehen, in dem Form und Inhalt miteinander verschmelzen.

Durch die Verwendung des Breitwandformats und anamorphotischer Objektive erzeugen wir einen organischen, aber auch rauen Look, der die Landschaften und Lichtstimmungen im „Blauen Land“ so erfasst und reflektiert, wie sie unsere Künstler*innen vor über hundert Jahren erlebt haben.

Die Kunst des Blauen Reiter war in den Augen vieler Zeitgenossen radikal, anarchisch, kompromisslos. Es ist unser Anspruch, dass ein Film über dieses Thema speziell im Kino seine intensive Strahlkraft entfaltet.

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