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Redaktion
Hanau (Weltexpresso) - Am 19. Februar 2020 erschoss ein Rechtsextremist in Hanau Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov – weil sie nicht in sein rassistisches Weltbild passten. Auch fünf Jahre später ist der Anschlag von Hanau eine klaffende Wunde im Rhein-Main-Gebiet.
Doch wie umgehen mit dem Trauma? Wie kann neues Vertrauen entstehen? Darin, dass Hanau sich nicht wiederholt – und darin, dass wir uns als Gesellschaft unserer Verantwortung stellen? Die Veranstaltung „5 Jahre Hanau – Erinnern und Verändern“ will am Donnerstag, 6. März, im Stadthaus am Markt 1 die gesellschaftliche Dimension des Terrorakts in den Blick nehmen. Die Initiatoren, die Volkshochschule (VHS) Frankfurt am Main, die Initiative 19. Februar und die Deutschland Stiftung setzen dabei bewusst auf unterschiedliche Formen des Zugangs: Es kommen Journalistinnen und Journalisten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Aktivistinnen und Aktivisten sowie auch Politikerinnen und Politiker zu Wort. Musikalische Beiträge, Videos und eine Fotoausstellung begleiten den Abend, um das Unsagbare auch emotional erfahrbar zu machen.
Um allen die Teilnahme an der Veranstaltung zu ermöglichen, setzt diese auf ein Soft Opening ab 18 Uhr. Die Begrüßung ist für 18.40 Uhr angedacht, der erste Vortrag beginnt nach einer Videobotschaft von Staatsministerin Reem Alabali-Radovan um 19 Uhr.
Das Programm (Stand: 27. Februar)
18 Uhr: Soft Opening I mit Fotoausstellung, Protestfoto ffm
18.30 Uhr: Soft Opening II: Text / Rede / Musik, (Initiative 19. Februar)
18.40 Uhr: Begrüßung Awa Yavari – Politische Bildnerin (Moderation)
18.45 Uhr: Videobotschaft, Staatsministerin Reem Alabali-Radovan
19 Uhr: Vortrag: „5 Jahre Hanau – Ein journalistischer Rückblick“, Pitt von Bebenburg, Chefreporter, Frankfurter Rundschau
19.30 Uhr: Video der Initiative 19. Februar
19.35 Uhr: Impulsvortrag: „5 Jahre Hanau – Rassistische Kontinuitäten in der postmigrantischen Gesellschaft“, Prof. Dr. Naika Foroutan, Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZim)
20.15 Uhr: Panel: Erinnern und Verändern in der Praxis, Yağmur Ekim Çay (Freie Reporterin, unter anderem für die taz), Newroz Duman (Sprecherin der Initiative 19. Februar, Traumapädagogin, Referentin politische Bildungsarbeit, Aktivistin), Manja Dimita Kotsas (zertifizierte Antidiskriminierungsberaterin, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
20.55 Uhr: Abschied & Musik, Vavunettha
„Wir sehen bei Rassismus und Rechtsextremismus zu oft weg. Das darf nicht sein“, sagt die für die VHS zuständige Bildungsdezernentin Sylvia Weber. „Der Anschlag in Hanau hat schmerzlich gezeigt, dass es auch bei uns Menschen gibt, denen ihre Rassenideologie wichtiger ist als ein – oder neun – Leben. Das dürfen wir nicht hinnehmen. Wir müssen den Anfängen wehren. Es fängt nicht mit Kugeln an, sondern mit Worten und Gedanken.“
„Fast jeder erinnert sich, wo er am 11. September 2001 war“, sagt VHS-Direktor Danijel Dejanovic. „Ich weiß noch genau, wo ich am 19. Februar 2020 war. Weil ich einfach nicht glauben konnte, was ich da im Radio hörte. Seit Hanau tragen wir, trägt die ganze Region, neun Narben auf dem Herzen. Als Bildungsinstitution sind wir in der Pflicht, alles zu tun, damit Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kenan Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov nicht vergessen werden.“
Foto:
©Deutschlandfunk
Info:
Der Eintritt zur Veranstaltung „5 Jahre Hanau – Erinnern und Verändern“ am Donnerstag, 6. März, ab 18 Uhr im Stadthaus am Markt ist frei. Es wird jedoch um Anmeldung unter vhs.frankfurt.de/de/portal#/search/detail/176039 gebeten.