Die große Antisemitismus-Konferenz wird sehr klein
Redaktion tachles
Jerusalem (Weltexpresso) - Der israelische Diaspora-Minister hat eine sehr merkwürdige Vorstellung davon, wer die Freunde der Jüdinnen und Juden sind. Die große Antisemitismus-Konferenz, die Israels Diaspora-Minister Amichai Chikli (Foto) für nächste Woche organisiert hat, wird für ihn immer mehr zum Debakel. Und auch für Israel. Chikli, dessen Eltern aus Frankreich stammen, glaubt, er verstehe etwas von der Diaspora. Das Gegenteil ist der Fall.
Anstatt sich um die Nöte und Probleme der europäischen Juden zu kümmern, biedert er sich schon seit längerem bei rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien an. So sollen auf der Konferenz, die am 26. und 27. März stattfinden wird, neben Jordan Bardella, dem Parteivorsitzenden des Rassemblement National, auch Rechtspopulisten aus Schweden, Ungarn und Spanien reden. Alles Freunde der Juden und Israels, in den Augen von Chikli, da sie ja antimuslimisch sind und versuchen, Juden gegenüber, besonders Israel gegenüber das «Richtige» zu sagen.
Er versteht nicht, dass diese Parteien und Politiker Israel als Feigenblatt benutzen, um damit zu zeigen, dass sie nicht antisemitisch sind, obwohl sie es natürlich sind. Das Ergebnis: Viele geplante Teilnehmer haben nun abgesagt, wie etwa der Philosoph Bernard Henri Levy, der die Keynote halten sollte, der Oberrabbiner von Großbritannien Ephraim Mirvis, ADL-Chef Jonathan Greenblatt, alle großen europäischen jüdischen Organisationen und viele andere mehr.
Aus Deutschland haben nun der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung Felix Klein und der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Volker Beck ebenfalls ihr Kommen zurückgezogen. Ariel Muzikant, Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, hat in einem Interview in Israel seine Fassungslosigkeit und Wut über Chiklis Gästeliste ausgedrückt. Chikli würde die jüdischen Gemeinden in Europa in große Not und Gefahr bringen, da sie im Kampf gegen linken und rechten Antisemitismus stehen und von Israel auf diese Weise hintergangen werden. Inzwischen hat auch Israels Staatspräsident Isaac Herzog Kritik geübt. Ob die Konferenz noch nach all den Absagen überhaupt stattfindet, bleibt abzuwarten.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 21. März 2025