Der 8./9. Mai in Deutschland und Europa
FIR
Berlin (Weltexpresso) - In zahlreichen Ländern Europas finden Feiern zum Tag der Befreiung und Tag des Sieges statt. Vor Jahren mobilisierten deutsche Antifaschisten mit dem Slogan: „Wer nicht feiert, hat verloren!“ Sie machten damit deutlich, dass die Zerschlagung der Nazibarbarei tatsächlich für alle Antifaschistinnen und Antifaschisten, egal welcher politischen Überzeugung, ein Festtag für einen Sieg ist, der von allen Teilen der Anti-Hitler-Koalition, den militärischen Einheiten der Alliierten und dem dem antifaschistischen Widerstand in seinen vielfältigen Formen errungen wurde.
Aus Anlass des 80. Jahrestages schickte die FIR die nachfolgende Botschaft an die Verbände ehemaliger Veteranen des antifaschistisches Kampfes und ihre politischen Unterstützer in allen europäischen Ländern sowie die politische Öffentlichkeit. Mit Freude haben wir registriert, dass der Text bereits bei Veranstaltungen vorgetragen und in Publikationen von Mitgliedsverbände abgedruckt wurde:
Der 8. Mai 1945 war das „Morgenrot der Menschheit“, wie es Peter Gingold, jüdischer Kommunist und deutscher Kämpfer in den Reihen der Résistance und der italienischen Resistenza in seinen Erinnerungen formulierte.
An diesem Tag haben alle Angehörigen der Anti-Hitler-Koalition, die Kämpfer in den militärische Einheiten der alliierten Streitkräfte, die Partisanen in den vom deutschen Faschismus okkupierten Territorien, die Frauen und Männer aus dem antifaschistischen Kampf, in der Illegalität, im Exil oder in den Haftstätten, bewiesen, dass die nazistische Bestie durch das gemeinsame Handeln der Völker besiegt werden konnte. Die bedingungslose Kapitulation war nur der sichtbare Ausdruck für den heroischen Kampf der Völker für ihre Befreiung, für die hohen Blutopfer, die insbesondere die militärischen Verbände der sowjetischen Streitkräfte beim Vormarsch auf die Reichshauptstadt Berlin erbringen mussten.
Wenn wir an diesen Tag der Befreiung/ Tag des Sieges erinnern, dann erinnern wir an alle Frauen und Männer, die unter Einsatz ihrer Gesundheit, ihrer Freiheit und ihres Lebens in allen Formationen der Anti-Hitler-Koalition sich für die Niederlage der nazistischen Barbarei eingesetzt haben. Wir erinnern an alle Soldaten in den Reihen der alliierten Streitkräfte. Wir werden nicht zulassen, dass ihr Andenken aus politischen Erwägungen heute missachtet oder verdrängt wird. Wir protestieren gegen die Schändung und Beseitigung von Gedenkzeichen, gegen Regierungsanweisungen, Vertreter von Nachfolgestaaten der UdSSR von öffentlichen Gedenkveranstaltungen auszuschließen. Besonders empörend ist es, wenn solche Ausgrenzung von der Regierung des Staates kommt, der sich in seiner Rechtsstellung als Nachfolgestaat des faschistischen Deutschlands versteht. Wer glaubt, aus tagespolitischen Erwägungen zwischen „guten“ und „bösen“ Befreiern unterscheiden zu können, der missbraucht die Erinnerung an den Tag der Befreiung für Zielsetzungen, die das Andenken an die Befreier beschädigen.
Wir erinnern an diesem Tag auch daran, dass in den Debatten der Alliierten, im antifaschistischen Widerstand und selbst in den Konzentrationslagern Überlegungen für einen antifaschistisch-demokratischen Neubeginn nach der Befreiung deutlich geworden sind. Die Häftlinge des KZ Buchenwald formulierten es in ihrem Schwur vom 19. April 1945 mit den Worten „Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln“ und „Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit“. Diese Botschaften besitzen Aktualität für antifaschistisches Handeln heute und morgen.
Daher ist für die FIR und ihre Mitgliedsverbände die Erinnerung an den 8. und 9. Mai 1945 kein historisches Gedenken der Opfer, sondern Verpflichtung, das politische Vermächtnis der Überlebenden, aller Angehörigen der Anti-Hitler-Koalition für heute zu bewahren und für die Zukunft lebendig zu halten.
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©rbb24 Inforadio
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FIR Newsletter 2025-19 dt.
FIR: Fédération Internationale des Résistants, internationale Dachorganisation von Verbänden antifaschistischer Widerstandskämpfer