Wichtigste europäische Initiativen zum Datenschutz diskutieren am 7. und 8. September in Frankfurt anlässlich des Annual Privacy Forum 2016
Gerhard Wiedemann
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Man muß wirklich ständig hinzufügen: "Ceterum censeo...", hier, daß der Datenschutz nicht nur nicht weiter ausgehöhlt, sondern ausgebaut wird. Gerade läuft als Pressevorführungen der Spielfilm SNOWDEN, der wieder einmal deutlich macht, daß nur historisch an die Sache herangegangen wird und eine Rückschau uns die gewaltige technische und menschliche Leistung von Edward Snowden vor Augen führt.
Viel wichtiger wäre, aufzulisten, was durch seine Enthüllungen sich am Verhalten der amerikanischen Geheimdienste wirklich verändert hat oder inwieweit die Bundesrepublik die eigene Gesetzgebung ändert und sich international nicht wie ein geprügelter Hund gebärdet, sondern bellt und beißt! Gute Voraussetzungen also für das, was am Mittwoch und Donnerstag an der Frankfurter Universität geplant ist.
Nach langem Ringen wurde im Mai 2016 die EU-Datenschutz-Grundverordnung veröffentlicht. Kenner wissen, dass sie zwar ein Meilenstein ist, aber nicht das Ziel auf dem Weg zum Datenschutz im Internet-Zeitalter. Den Herausforderungen dabei widmen sich auf Initiative von Prof. Kai Rannenberg in dieser Woche an der Goethe-Universität Frankfurt zwei Veranstaltungen. Dem renommierten Wirtschaftsinformatiker wird es dabei gelingen, die wichtigsten europäischen Initiativen zum Datenschutz an einem Ort zu versammeln.
Beim Annual Privacy Forum (APF), das am 7. und 8. September in Kooperation mit der ENISA, der IT- und Netzsichersicherheitsagentur der EU, stattfindet, diskutieren Forscher und weitere Entscheidungsträger über die Frage, welche Maßnahmen und Rahmenbedingen für nachhaltigen Datenschutz nötig sind.
Der am 9. September mit dem Europäischen Datenschutzbeauftragten veranstaltete Workshop des Internet Privacy Engineering Network (IPEN) hat „Privacy by Design“ zum Thema: Wie kann man Datenschutz so rechtzeitig in Systemen verankern, das dieser nicht umständlich und teuer nachgerüstet werden muss?
Das APF, eröffnet von Universitätsvizepräsident Manfred Schubert-Zsilavecz, dem Executive Director der ENISA, Udo Helmbrecht, sowie dem Stellvertretenden Europäischen Datenschutzbeauftragten Wojciech Wiewiórowski, kann mit hochrangigen Keynotes aufwarten: Thomas Kremer, Vorstand der Deutschen Telekom für Datenschutz, Recht und Compliance hält den Eröffnungsvortrag zu „Datenschutz in einer digitalisierten Welt”. Mikko Hypponen, Chief Research Officer von F-Secure, spricht zu „State of the Net” und Jacoba Sieders, Global Head „Identity & Access Management” der holländischen Großbank ABN AMRO schildert Beobachtungen aus der Perspektive der Sicherheit.
Dazwischen diskutieren Datenschutzbeauftragte, Industrievertreter und Forscher Fortschritte der technischen Implementierung von Datenschutz, etwa bürgerorientierte Werkzeuge zum Datenschutz im Internet und Werkzeuge zum Testen von Datenschutztechnik. Auch die nötigen Änderungen zur Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung sind Thema eines Panels.
In Vorträgen werden die besten aus einem internationalen Call for Papers hervorgegangenen wissenschaftlichen Publikationen präsentiert. Das umfasst Datenschutz bei aktuellen Technologien wie elektronischem Identitätsmanagement und dem Internet der Dinge. Gleichzeitig gibt es auch Beiträge dazu, wie Bürger und Organisationen Datenschutzrisiken erkennen und Datenschutzstrategien besser formulieren und umsetzen können.
Foto: (c) km.bayern.de
Info:
Das vollständige Programm der APF findet sich auf http://privacyforum.eu/programme .
Auf dem Workshop des Internet Privacy Engineering Network werden mehrere Ansätze für Privacy by Design vorgestellt, speziell Methoden für Software- und Systementwickler, Erfahrungsberichte europäischer Projekte wie PRISMACLOUD und CREDENTIAL zu Cloud-Computing und elektronischen Identitäten und Vorgehensweisen in großen Unternehmen.
Das vollständige Programm des IPEN-Workshops findet sich auf https://secure.edps.europa.eu/EDPSWEB/edps/site/mySite/IPEN_Workshop_2016