Das 26ste Fest zum Tag der Einheit im Fernsehen
Hartwig Sander
Dresden (Weltexpresso) - Zum 26. Mal begehen die Deutschen den Tag der deutschen Einheit, in diesem Jahr in Dresden.Das wurde in allen Fernsehprogrammen in irgendeiner Form gewürdigt. Wir greifen die beiden Hauptprogramme ARD und ZDF heraus.
Die ARD übertrug den Festakt zum Tag der Deutschen Einheit über 85 Minuten aus der Semperoper in Dresden.
Der offizielle Festakt zum Tag der Deutschen Einheit ist in jedem Jahr einer der zentralen Punkte im Rahmen der Einheits-Feierlichkeiten. Gastgeberland zum 26. Jahrestag der Wiedervereinigung ist Sachsen, Austragungsort die Landeshauptstadt Dresden, was im letzten Jahr die Stadt frankfurt war, die vom austragenden Land Hessen statt der Landeshauptstadt Wiesbaden gewählt worden war. Für die Landeswahl ist ausschlaggebend, aus welchem Bundesland der amtierende Bundesratspräsident kommt.
Das Erste übertrug den Festakt live ab 11.55 Uhr. Der Erste Chefredakteur des Mitteldeutschen Rundfunks, Stefan Raue, führte durch das Programm. In der Semperoper empfing Ministerpräsident Stanislaw Tillich, der zugleich amtierender Bundesratspräsident ist, rund 1000 hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft zum 26. Jahrestag der Deutschen Einheit, unter ihnen auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Hauptredner war in diesem Jahr Bundestagspräsident Norbert Lammert.
Die Gäste in der Semperoper erwartete zudem ein buntes Programm aus Musik und Tanz, das sich am diesjährigen Motto „Brücken bauen" orientiert. Das konnten dann auch Zuschauer im Zweiten sehen unter dem Motto: Dresden feiert! – Das Fest zum Tag der Einheit. Für das ZDF präsentierten Andrea Ballschuh und Mitri Sirin Musik und Sachsens Schätze. Auf der Bühne begrüßten die beiden – neben vielen anderen – Superstar David Garrett, die Deutschrock-Legenden BAP und Karat sowie Shootingstar Johannes Oerding.
In den Wochen vor dem Fest erkundeten Andrea Ballschuh und Mitri Sirin für diese Sendung das Land: vom weißen Gold bis zum Elbsandstein.
Aber es gab in beiden Sendeanstalten auch weitere Themen, die mit der Einheit Deutschlands und Deutschland überhaupt zu tun haben. So konnte die Sendung "Die glorreichen 10: Die größten Wendepunkte der deutschen Geschichte" in der ARD in einer neuen Folge der Doku-Reihe, kommentiert von Hannes Jaenicke, zeigen: Fehleinschätzungen, Kriege, Erfindungen und Revolutionen. Die deutsche Geschichte ist voller Wendepunkte, die unser Land zu dem machten, was es heute ist. Zum Tag der Deutschen Einheit stellt die neue Folge der Reihe historische Ereignisse vor, die Deutschland entscheidend geprägt haben.
In die bunt gemischte Gruppe der "Glorreichen 10" haben es erneut Kandidaten geschafft, die man darin vielleicht nicht erwartet hätte. Etwa der Urkontinent Pangäa, der wie die Lechfeldschlacht von 955 und später der Mauerfall, zu einer "Deutschen" Einigung führte. Denn vor rund 300 Millionen Jahren wuchs bei der Entstehung des Superkontinents zum ersten Mal zusammen, was für uns heute zusammengehört: Viele unserer Landstriche verdanken ihre Schönheit der unsanften Geburt von damals.
Eine Fehleinschätzung läutete die dunkelste Epoche der deutschen Geschichte ein: Franz von Papen war davon überzeugt, den Emporkömmling Adolf Hitler unter Kontrolle zu haben, wenn er ihn zum Reichskanzler macht. Die Erfindung des modernen Buchdrucks durch Johannes Gutenberg ist hingegen ein Highlight in der Geschichte. Außerdem wurde diese Medienrevolution zum Katalysator für die lutherische Reformationsbewegung.
Genauso ist der 3. Oktober, den wir heute als "Tag der Deutschen Einheit" feiern, weil er die Wiedervereinigung des 41 Jahre lang geteilten Deutschlands besiegelte, ein historischer Tag für unser Land. Anlaß für die Sendung Görlitz – Schatztruhe der Geschichte im Zweiten.
Görlitz ist die östlichste Stadt Deutschlands. Zu DDR-Zeiten lag sie am Ende der Welt. Heute gehört sie zur Mitte Europas und hat sich mittlerweile fein herausgeputzt. Die Altstadt überstand den Zweiten Weltkrieg fast ohne Zerstörung. 4000 Kultur- und Baudenkmäler blieben erhalten. Görlitz ist ein riesiges Freilichtmuseum. Internationale Filmproduktionen nutzen dieses "Deutschland von früher" heute gern als Kulisse.
"Jeder stirbt für sich allein" oder "Die Bücherdiebin" sind dort entstanden. Für "Grand Budapest Hotel" gab es gleich vier Oscars. Kate Winslet drehte für "Der Vorleser" in Görliwood, wie Görlitz auch genannt wird.
Der Fluss Neiße, der mitten durch die Stadt fließt, ist die natürliche Grenze zwischen Polen und Deutschland. Viele sagen, sie spüren kaum, dass es diese Grenze noch gibt. Die Brücke verbindet beide Teile und die Menschen.
In vier DDR-Jahrzehnten war Görlitz mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben. "Ruinen schaffen ohne Waffen", spotteten die Bürger damals bitter und kehrten ihrer Stadt den Rücken.
Dabei galt Görlitz im 19. Jahrhundert als die reichste deutsche Stadt. Sie wurde das Tor zu Schlesien genannt. Geblieben sind bis heute die prächtigen Bauten aus der Gotik und der Gründerzeit. "Wer eine Ahnung davon bekommen will, wie Deutschland einmal ausgesehen hat, der muss sich Görlitz anschauen", sagt Peter Mitsching, der oberste Denkmalpfleger der Stadt. Er kann Geschichten erzählen, wie Einzelne auch zu DDR-Zeiten – nicht selten mit List – gegen den Verfall gekämpft haben, und vom mühsamen Neubeginn nach 1989. Verfallene Häuser oder Ruinen sind heute nur noch selten in der Stadt zu sehen. 80 Prozent der Gebäude sind restauriert. Manches wirkt schöner als zuvor.
Viele kommen mittlerweile nicht nur, um sich die Stadt anzusehen. Sie bleiben. In der Altstadt liegt der Quadratmeterpreis für eine restaurierte und sanierte Wohnung bei vier bis sechs Euro. Attraktiv für viele junge, kreative Menschen, inzwischen liegt der Altersdurchschnitt unter 40 Jahren.
Foto: Gauck in der Semperoper (c) ard