Klaus Jürgen Schmidt
Nienburg/Weser (Weltexpresso) – Hatten Sie kürzlich auch Post von DHL im Briefkasten? In der ersten Zeile das Versprechen: „Vereinfachung der Zustellung im Rahmen Ihrer Ablagevereinbarung“, danach die Ankündigung: „Künftig stellen wir ein für Sie bestimmtes Paket direkt an Ihrem Ablageort zu – ohne den Versuch der persönlichen Zustellung an der Haustür. Vor der Ablage wird demnach nicht mehr bei Ihnen geklingelt, was für Sie einen ungestörten Empfang Ihrer Sendung bedeutet. ...“
Heute morgen hörte ich im Radio, dass in den verödenden deutschen Innenstädten bis zu 120.000 Einzelhandelsgeschäfte von Schließung bedroht sind. Grund: nicht bloß die Virus-Plage, sondern der sowieso nicht mehr zu bremsende online-Handel, durch den auch bei Deutscher Post/DHL & allen anderen Zustelldienste die Gewinne wachsen.
Aber:
Als Anfang vergangenen Jahres plötzlich bei uns auf dem Dorf die Post statt vormittags erst am späten Nachmittag zugestellt wurde, gelang es mir, den für die Zustellung in der Region Verantwortlichen ausfindig zu machen. Und der packte schließlich aus: Mehr Personal sei eingestellt, seine Dienststelle habe sogar mehr Elektro-Fahrzeuge bekommen. Trotzdem hätten Abläufe und Dienstpläne geändert werden müssen.
Warum?
Er führte mich in der großen Halle zu dem Paketberg, der am Morgen bei der Ausfahrt der vollgepackten Flotte liegen geblieben war und der erst im Laufe des Tages abgeholt werden würde. Dann aber brächten die meisten Fahrzeuge Pakete zurück, die nicht hätten zugestellt werden können: hier alles ausladen, den Restberg einladen, erneut los. Dies hätte zur Folge gehabt, dass alle Routen in neue Abschnitte eingeteilt werden mussten, um die Fahrwege leerer Transporter zurück zum Lager und zur Auslieferung weiterer Pakete rationaler zu gestalten.
Er guckte sich meine Adresse an und sagte: Als Empfänger am Ende eines bisherigen Zustellweges hätte ich dabei – zeitlich gesehen – die „Arschkarte“ gezogen.
Im oben erwähnten Brief wurde mir mitgeteilt: Bis Mitte Juni könne ich digital oder sogar noch mit einem altmodischen Brief einen sicheren „Ablageort“ identifizieren und sogar darauf bestehen, dass bei mir „vor der Zustellung geklingelt“ wird.
Als Anfang vergangenen Jahres plötzlich bei uns auf dem Dorf die Post statt vormittags erst am späten Nachmittag zugestellt wurde, gelang es mir, den für die Zustellung in der Region Verantwortlichen ausfindig zu machen. Und der packte schließlich aus: Mehr Personal sei eingestellt, seine Dienststelle habe sogar mehr Elektro-Fahrzeuge bekommen. Trotzdem hätten Abläufe und Dienstpläne geändert werden müssen.
Warum?
Er führte mich in der großen Halle zu dem Paketberg, der am Morgen bei der Ausfahrt der vollgepackten Flotte liegen geblieben war und der erst im Laufe des Tages abgeholt werden würde. Dann aber brächten die meisten Fahrzeuge Pakete zurück, die nicht hätten zugestellt werden können: hier alles ausladen, den Restberg einladen, erneut los. Dies hätte zur Folge gehabt, dass alle Routen in neue Abschnitte eingeteilt werden mussten, um die Fahrwege leerer Transporter zurück zum Lager und zur Auslieferung weiterer Pakete rationaler zu gestalten.
Er guckte sich meine Adresse an und sagte: Als Empfänger am Ende eines bisherigen Zustellweges hätte ich dabei – zeitlich gesehen – die „Arschkarte“ gezogen.
Im oben erwähnten Brief wurde mir mitgeteilt: Bis Mitte Juni könne ich digital oder sogar noch mit einem altmodischen Brief einen sicheren „Ablageort“ identifizieren und sogar darauf bestehen, dass bei mir „vor der Zustellung geklingelt“ wird.
Aber würde auch geklingelt werden?
Ich entwickle 'mal das Drehbuch für einen Doku-Film, der damit beginnt, dass es schon seit Jahren online-Handelsriesen völlig egal ist, was am Ende des Postweges mit verschickter Ware passiert: ob sie zurückgeschickt wird, ob sie verloren geht, ob sie geklaut wird, ob sie entsorgt wird, oder ob sie sich – wie in einer realen Doku gezeigt – immer wieder vor der Tür eines Menschen stapelt, der nie etwas bestellt hat, dessen Daten aber – ohne sein Zutun – in's System eines online-Handelsriesens gerieten. Alles egal, mit dem online-Handel, der nur noch ausbeutbare Kulis in seinen riesigen Lagerhallen benötigt, verdient sich eine überschaubare Zahl von Ausbeutern „goldene Nasen“. Da möchte ihr verlängerter Arm nicht zurückstehen.
Die Transporteure der online-Güter geben mit ihren im November angepassten „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ in Wirklichkeit einen Großteil ihrer Verantwortung ab – an den Endverbraucher. Der hat jetzt – als „ehrlichen Haut“ – die Verantwortung für den Verbleib der gelieferten Ware zu übernehmen.
Paket falsch zugestellt? Dann soll es der Finder gefälligst selber zur Auslieferstelle zurückbringen. Tut er es nicht, wer könnte ihm das nachweisen; der Zusteller wird nicht notiert haben, an welchem falschen Ort er das Paket abgelegt hat. ...
Ich habe keine Ahnung, ob Deutsche Post/DHL in ihren „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ diese Probleme eingepreist haben.
Ich entwickle 'mal das Drehbuch für einen Doku-Film, der damit beginnt, dass es schon seit Jahren online-Handelsriesen völlig egal ist, was am Ende des Postweges mit verschickter Ware passiert: ob sie zurückgeschickt wird, ob sie verloren geht, ob sie geklaut wird, ob sie entsorgt wird, oder ob sie sich – wie in einer realen Doku gezeigt – immer wieder vor der Tür eines Menschen stapelt, der nie etwas bestellt hat, dessen Daten aber – ohne sein Zutun – in's System eines online-Handelsriesens gerieten. Alles egal, mit dem online-Handel, der nur noch ausbeutbare Kulis in seinen riesigen Lagerhallen benötigt, verdient sich eine überschaubare Zahl von Ausbeutern „goldene Nasen“. Da möchte ihr verlängerter Arm nicht zurückstehen.
Die Transporteure der online-Güter geben mit ihren im November angepassten „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ in Wirklichkeit einen Großteil ihrer Verantwortung ab – an den Endverbraucher. Der hat jetzt – als „ehrlichen Haut“ – die Verantwortung für den Verbleib der gelieferten Ware zu übernehmen.
Paket falsch zugestellt? Dann soll es der Finder gefälligst selber zur Auslieferstelle zurückbringen. Tut er es nicht, wer könnte ihm das nachweisen; der Zusteller wird nicht notiert haben, an welchem falschen Ort er das Paket abgelegt hat. ...
Ich habe keine Ahnung, ob Deutsche Post/DHL in ihren „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ diese Probleme eingepreist haben.