
Hanswerner Kruse
Wächtersbach (Weltexpresso) - Eine märchenhafte Spende von 7000 Euro überreichte Tien Tran, der Autor des Märchenbuchs „Die Meerschaumprinzessin“, in diesen Tagen zwei Mitarbeiterinnen des Frauenhauses in Wächtersbach. Es waren die Gewinne aus seinem Buch- und Audioprojekt, das auch im Schlüchterner Tonstudio von Thilo Tapp aufgenommen wurde.
Dort übergaben die beiden nun den Scheck an Brigitte Machnitzke und Lea Kircher, die sich hauptberuflich im Verein „Frauen für Frauen“ engagieren. Passend zum Internationalen Frauentag am nächsten Samstag. Die Initiative, die im kommenden Sommer ihr 33-jähriges Jubiläum feiert, kann das Geld gut gebrauchen. Denn sie ist auf Zuwendungen angewiesen, weil sie nur teilweise staatlich finanziert wird. Vor drei Jahren überreichte Tran ihnen schon einmal 1200 Euro vom ersten Erlös des Buchverkaufs.
Hier finden Schutzsuchende, häufig auch mit ihren Kindern, einen geborgenen Raum nach ihren psychischen, körperlichen und sexuellen Gewalterfahrungen. Die Frauenhäuser sind bundesweit vernetzt, so dass auch in Wächtersbach Betroffene aus ganz Deutschland aufgenommen und geschützt werden können. Aus Sicherheitsgründen sind die Adressen der Häuser geheim, Kontakte sind nur telefonisch oder in den Beratungsstellen möglich. Mitarbeiterinnen unterstützen die Hilfesuchenden, in ihrer Einrichtung den schweren Weg in ein selbständiges Leben ohne Gewalt zu beginnen. Die Anfragen haben im letzten und im laufenden Jahr beträchtlich zugenommen.
Für die Betreuung stehen in Wächtersbach 24 Plätze in zwei Häusern zur Verfügung. Von 1992 bis Ende 2024 wurden in hier insgesamt 1397 Frauen und 1498 Kinder aufgenommen. Machnitzke und Kircher berichteten, dass 2024 19 Frauen und 20 Kinder gefördert wurden, 2023 34 Frauen und 45 Kinder: „Wenn die Frauen keine Wohnungen finden, können wir natürlich entsprechend weniger Frauen und Kinder im Jahr aufnehmen und müssen dann oft weiterverweisen.“
Aber warum unterstützt Tien Tran die Wächtersbacherinnen? Was haben seine Märchen mit patriarchaler Gewalttätigkeit zu tun? Seine fantastischen Geschichten sind inspiriert von der Tradition der Kunstmärchen. Aber er geht kritisch mit deren Klischees um, etwa dem Stereotyp der schwachen und hilfsbedürftigen Prinzessinnen. Nun erlöst ein Prinz nicht liebevoll die Schaumgeborene, sondern geht sehr ruppig mit ihr um. Sie muss sich also selbst befreien und ihren eigenen Weg finden - so wie auch die Bewohnerinnen der Frauenhäuser ermuntert und befähigt werden, ihr Leben selbständig zu meistern. „Da lag es nahe, den Erlös an ein Frauenhaus zu spenden“, meinte Tran.
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© Hanswerner Kruse
Lea Kircher, Thilo Tapp, Tien Tran, Brigitte Machnitzke (von links
Bundesweites Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ 116 016 rund um die Uhr.
Kontakt zum Frauenhaus in Wächtersbach:
E-Mail: frauenhaus Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Telefon: 06053 4987.
Buch, Hörbuch und Download:
www.diemeerschaumprinzessin.de