csm key visual cbd19d9abdVeröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbandes, Teil 896

Redaktion

Berlin (Weltexpresso)  - Ein Jahr nach dem Abschluss des NKI-Projekts „Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken“ zeigt sich: Die Begeisterung für nachhaltige Veränderungen lebt weiter! Zahlreiche Einrichtungen setzen die im Projekt erarbeiteten Klimaschutzmaßnahmen erfolgreich fort und gehen noch einen Schritt weiter – mit neuen Ideen, Projekten und konkreten Erfolgen. Durch das Projekt „Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken” konnten viele soziale Einrichtungen für das Thema Klimaschutz sensibilisiert werden. Auch nach Projektende beschäftigen sie sich weiterhin mit klimabezogenen Themen, setzen geplante Maßnahmen um, etablieren Energiemanagementsysteme oder die Nachhaltigkeitsberichterstattung und starten eigene Klimaschutzprojekte.


Weiter mit dem Klimaschutz: Betriebliche Klimaschutzmaßnahmen

An der Paritätischen Schule für soziale Berufe in Offenburg beispielsweise wurden inzwischen alle Leuchten auf LED umgestellt, ein hydraulischer Abgleich durchgeführt und Heizungsventile getauscht. Für die vollständige energetische Sanierung fehlt noch das letzte „Go“, sagt die Geschäftsführerin Astrid Müller. „Bei den hohen Summen sind die Zustimmungen zu den baulichen Maßnahmen leider nicht so schnell zu erreichen. Energieberater, Architekt und Handwerker haben oft nicht das Personal und die Zeit, so dass sich die Vorbereitung, Entscheidungen und Durchführungen hinziehen.“ Zu beachten sei auch, dass sie als Schule lärmende Maßnahmen nicht während der Schultage durchführen könnten.

Die Lebenshilfe in Leer hat zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen im Blick: die Einführung zusätzlicher vegetarischer Menülinien, die Stärkung der betriebsinternen Kreislaufwirtschaft, die Nutzung einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, der Ausbau der betrieblichen E-Mobilität und Förderung des JobRads sind nur einige der umgesetzten Maßnahmen. Zudem wurde das Thema strukturell und personell verankert: Seit Februar 2025 gibt es eine*n Nachhaltigkeitsbeauftragte*n bei der Lebenshilfe.

Nachhaltigkeit als Teil der fachlichen Arbeit


Bei der Lebenshilfe in Leer spielt Nachhaltigkeit auch bei der Arbeit mit den Nutzer*innen und Klient*innen eine Rolle: Im Bereich Arbeit und Teilhabe produzieren Menschen mit Beeinträchtigungen Umweltprodukte für Haus und Garten, wie z. B. Vogelhäuser, Fledermauskästen, Insektenhotels oder Bienenboxen. Für die Kinder in den Kindergärten gibt es Naturparcours, eigene Obstbäume, Hühner und Bienen. In inklusiven und internationalen Kochkursen lernen Schüler*innen der sechsten Klasse nachhaltig zu kochen. Zudem arbeitet die Lebenshilfe regelmäßig mit der Hochschule Emden-Leer zusammen und leistet so einen Beitrag, angehende Sozialarbeitende auch zum Thema Nachhaltigkeit in der sozialarbeiterischen Praxis auszubilden. Was die BAGFW kürzlich durch einen offenen Brief von den Hochschulen Sozialer Arbeit einforderte, wird in Leer also bereits umgesetzt. 

Das PARITÄTISCHE Sozialpsychiatrische Zentrum München befasst sich intensiv mit der Frage der Beteiligung psychisch erkrankter Menschen am Klimaschutz. „Die Impulse aus dem Projekt wirken noch nach“, so Martina Sandner, die als Klimascout am Projekt teilgenommen hat. „Die pädagogische Arbeit mit unserem Klientel braucht viel Fingerspitzengefühl in diesem Themenfeld. Schon das individuelle Budget der Klient*innen zeigt, dass deren CO2-Fußabdrücke im statistischen Vergleich sehr klein sind. Sie reisen nicht, sie haben kein Auto, sie kaufen wenig Kleidung oder Konsumgüter und diese oft im Second-Hand-Laden.“ Reflektiert und selbst-kritisch schlussfolgert Martina Sandner aus der Auseinandersetzung mit dieser Klimagerechtigkeitsfrage: „Da finde ich es gut, bescheidener zu sein und zu prüfen, ob meine Anliegen auch die der Klient*innen sind.“ Dennoch wird Nachhaltigkeit auch im SPZ beispielsweise durch ein eigenes Projekt zu ökologischer Nachhaltigkeit oder der Teilnahme am Nachhaltigkeitstag „Recycling verbindet“  mit vollem Einsatz weiterverfolgt.

Auch nach dem offiziellen Projektende bleibt der Klimaschutz in der Sozialen Arbeit eine zentrale Aufgabe – die vielfältigen, nachhaltigen Initiativen und der kontinuierliche Einsatz der Einrichtungen zeigen, dass der Weg in eine klimafreundlichere Zukunft längst nicht zu Ende ist, sondern vielmehr gerade erst begonnen hat.

Rückblick in das Projekt

Von Juli 2021 bis Juni 2024 wurden deutschlandweit 67 Paritätische Einrichtungen dabei begleitet, Klimaschutzmaßnahmen vor Ort umzusetzen. Es gab eine Vielzahl an öffentlichen Onlineveranstaltungen und regionale Vernetzungstreffen in Präsenz. Verschiedene praxisnahe Broschüren mit Umsetzungstipps und Praxisbeispielen wurden zur Unterstützung weiterer Einrichtungen publiziert. Diese können nach wie vor kostenlos online herunterladen und auf Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! auch als gedruckte Version versandt werden.

Durch das Projekt konnten 14.579,68 Tonnen CO2e eingespart werden.  Bei einer zweitägigen Abschlusskonferenz diskutierten die rund 100 Teilnehmenden die Potenziale, aber auch Hürden für Klimaschutz in der Sozialen Arbeit. Die Vielfalt an umgesetzten Maßnahmen im Bereich der pädagogischen Arbeit und der betrieblichen Klimaschutzmaßnahmen zeigt: Es ist einiges möglich und Klimaschutz ist nicht nur herausfordernd, sondern macht auch Spaß.

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©Der Paritätische