Vorsorge onlineVeröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbandes, Teil 974

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Solingen, Magdeburg, Aschaffenburg, Mannheim, Hamburg – diese Städte standen im Laufe des vergangenen Jahres teilweise synonym für schreckliche Taten, über die medial intensiv berichtet und politisch teils hitzig diskutiert wurde. Mit Blick auf die Täter*innen konzentrierte sich die öffentliche Aufmerksamkeit schnell auf ihre psychische Erkrankung, ihre Flucht- und Migrationsgeschichte, oder die Kombination aus beidem. 


Im Rahmen der Konferenz der Innenminister der Länder und der Konferenz der Gesundheitsminister der Länder wurde intensiv diskutiert, wie Gewalt- und Amoktaten besser verhindert werden können - mit einem besonderen Fokus auf Taten, die von Personen mit psychischen Erkrankungen ausgehen. Der politische Diskurs ist in erster Linie sicherheitspolitisch und geprägt von Forderungen nach einer Register-Erfassung von gewalttätigen Menschen mit psychischer Erkrankung, nach systematisierter Datenübermittlung zwischen verschiedenen Behörden und nach Verschärfungen im Asyl- und Aufenthaltsrecht.

Der Fokus auf psychisch erkrankte Menschen, ob mit oder ohne Flucht- und Migrationshintergrund als Täter*innen, verstellt den Blick auf die Tatsache, dass Gewalttaten sich in den meisten Fällen nicht auf eine psychische Erkrankung zurückführen lassen. Es ist daher nicht sinnvoll, in einer Debatte um die Prävention von Gewalt allein diese Personengruppe zu adressieren. Nichtsdestotrotz gilt es, die Versorgungsstrukturen und Präventionsangebote für Menschen mit psychischer Erkrankung so aufzustellen, dass sie ihren Beitrag zur Gewaltprävention leisten können. Dies bedeutet konkret unter anderen:

  • Niedrigschwellige Unterstützung psychisch erkrankter Menschen und ihrer An- und Zugehörigen bundesweit ausbauen
  • Psychische Erkrankungen entstigmatisieren
  • Zusammenarbeit im fragmentierten Hilfesystem verbessern und psychisch erkrankte Menschen personenzentriert unterstützen
  • Psychosoziale Zentren bedarfsgerecht ausbauen und nachhaltig finanzieren
  • Sichere Fluchtwege, menschenwürdige Aufnahme und stabile Lebensbedingungen garantieren

Im nebenstehenden Debattenbeitrag, der im Anschluss an eine fachübergreifende verbandsinterne Diskussion erarbeitet wurde, werden diese Forderungen weiter ausgeführt.

Darüber hinaus kann nebenstehend das Fact-Sheet der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie mit dem Titel "Gewaltrisiko und psychische Erkrankung" heruntergeladen werden.


Dokumente zum Download

2510114-Unterstuetzung-nicht-Stigmatisierung.pdf (138 KB)

220406_Faktenblatt-Gewalt_und_psychische_Erkrankung_final.pdf (80 KB)

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