Bildschirmfoto 2019 02 18 um 03.28.37Berlinale-Kommentar

Kirsten Liese

Berlin (Weltexpresso) - Es ist bitter für einen langjährigen Festivalchef, wenn sein Abgang Erleichterung beschert. Mögen Dieter Kosslick seine gute Laune und politische Ambitioniertheit Sympathien eingetragen haben, so war er doch nicht der richtige Mann, um den hohen künstlerischen Anspruch eines A-Festivals einzulösen.

Schon seit Jahren haben sich in Europa Cannes und Venedig als die Pflaster für große Filmkunst etabliert. Denn nur dort präsentieren hoch gehandelte Regiegrößen wie Michael Haneke, Woody Allen oder Yorgos Lanthimos ihre Werke in Weltpremieren. Hinzu kommt, dass Kosslick sich herausragende deutsche Produktionen wie „Das Leben der Anderen“ entgehen ließ, weil er deren Qualität nicht erkannte. Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek treten so gesehen eine schwierige Nachfolge an. Die Konkurrenz unter den großen Festivals um die besten Filme ist zunehmend härter geworden, mit schwachen Jahrgängen und zu wenigen internationalen Stars auf dem Roten Teppich hat die Berlinale an Bedeutung eingebüßt. Diesen Image-Verlust muss Chatrian, der zuvor das kleinere Festival in Locarno leitete, reparieren. In Locarno punktete der Italiener vor allem mit attraktiven Retrospektiven. Eine solche könnte die Berlinale auch wieder einmal gebrauchen. Das wäre ein Anfang.

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