Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - Die Filmfestspiele sind vorbei, und waren wunderbar, selbst wenn die großen „Kracher“ im Wettbewerb fehlten. Die Jury-Entscheidungen sind nachvollziehbar, nur schade, dass Fatih Akins mutiger und heftig diskutierter Wettbewerbsbeitrag „Der Goldene Handschuh“ völlig unerwähnt blieb.
Die Verleihung der Bären war zugleich ein tränenreicher Abschied von Dieter Kosslick, der das Publikum vor dem Palast, die Promis im Saal und sicher auch die TV-Zuschauerinnen und Zuschauer bewegte. Was leistete dieser charismatische Filmliebhaber nicht alles für die Festspiele, die Stadt Berlin und das weltweite Kino (ich schrieb darüber zum Start der Berlinale)! Ovationen im Stehen, wo auch immer er in diesen Tagen auftauchte, selbst auf der letzten Pressekonferenz.
Angefeindet und kritisiert wurde er ja ständig, das ist legitim in demokratischen Gemeinschaften. Doch die gehässigen bis bösartigen Kommentare zum Abschied in manchen Medien sind einfach unerklärlich. Die Berliner und die Filmleute lieben ihre Festspiele, so wie sie sich unter Kosslick entwickelt haben. Diese Berlinale war wieder „Kino für alle“, an dem ganz Berlin trotz BVG-Streik und jungem Eisbärbaby Anteil nahm.
Man kann nur hoffen, dass die neue Doppelspitze des Festivals nicht den Ratschlägen mancher Besserwisser folgt und es „verschlanken“ oder „neu ausrichten“ will: Sollen die Kinder- und Jugendfilme rausfliegen, die 20% des Festivals ausmachen? Soll die von Kosslick etablierte Reihe „Perspektive deutsches Kino“ auf der Strecke bleiben? Soll es nicht mehr die 250 Begegnungen (wie in diesem Jahr) zwischen Fachleuten und Nachwuchs geben? Dürfen die Berliner nicht mehr in Festspielkinos?
Campino meinte auf der Pressekonferenz zum neuen Film der Toten Hosen („Weil Du nur einmal lebst“): „Sind wir zu Hause, träumen wir von Tourneen, unterwegs träumen wir von zu Hause.“ Ich sagte ihm, das ginge uns Presseleuten genauso mit der Berlinale...
Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Festspiele!
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© hwk
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