Jetzt geeeeht’s los

Berlin (Weltexpresso) - „Tja, Freunde, zum letzten Mal“, begrüßt Dieter Kosslick uns Presseleute gestern Mittag auf dem Street Food Market. Während unweit der farbenfrohen Verkaufswagen noch an der Glamourfassade des Berlinale-Palastes gewerkelt wird, besucht er die fünf Verkaufsstände, etwa „Mexico Food“ oder „Frau Kimchi“ und fachsimpelt mit den Köchen. Der Festivalleiter schätzt gutes Essen aus ökologischen Zutaten und initiierte deshalb nicht nur diesen Street Market, sondern führte auch die kleine Reihe Kulinarisches Kino bei den Filmfestspielen ein.

Zur einzigen Burger-Bude zwischen den ansonsten fleischlosen Leckereien sagt er cool: „Das ist nicht mein Stand!“ Kosslick ist Vegetarier und sorgt dafür, dass bei öffentlichen Anlässen auf den Festspielen nicht nur gesundes, sondern vor allem (fast) immer vegetarisches Essen gereicht wird. Vor einigen Jahren war das der Wettbewerbs-Jury zu viel. Legendär ist die Beobachtung einer „Tagesspiegel“-Redakteurin:

Nach dem vegetarischen Bankett am Ende der Berlinale ließ sich die Jury heimlich, auf ein Zeichen des Regisseurs Andreas Dresen hin, mit den edlen Festivalkarossen zum „Curry 36“ fahren. Dort reihten sich die Filmleute in die übliche lange Schlange vor dem Kreuzberger Kult-Kiosk ein. Die wartenden Leute staunten nicht schlecht über die exotisch anmutenden Gäste in extravaganter Roter-Teppich-Kleidung. Kosslick soll über diese groteske Geschichte in der Zeitung nicht erfreut gewesen sein.

Ach ja, roter Teppich: Stolz erklärte er neulich der Berliner Zeitung: „Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal einen roten Teppich, der eigentlich grün ist, weil er aus recycelbaren Fischernetzen besteht.“ Kosslick ist stolz darauf, dass die Berlinale nunmehr als einziges von den großen Festivals „ökozertifiziert“ ist. Schon immer habe es nachhaltige Konzepte für Essen und Müllvermeidung gegeben.

Zum Abschied macht ihm Audi, einer der Hauptsponsoren, ein symbolisches Abschiedsgeschenk: Die offiziellen blauen Festivalautos sind erste, vom Autokonzern entwickelte vollelektrische Serienmodelle.

Fotos:
Vegetarier Dieter Kosslick / Werkeln an der Glamour-Fassade © Hanswerner Kruse