c Thiesler SNachts in meinem Haus 176494Neue deutsche Krimis, Teil 2

Elisabeth Römer und Manfred Schröder

Hamburg (Weltexpresso) - Anders erging es uns mit NACHTS IN MEINEM HAUS von Sabine Thiesler aus dem Heyne Verlag. Eine furchtbare Geschichte und ohne Empathie erzählt. Gut, die dargestellten Personen sind auch derart unsympathisch, daß die mangelnde Empathie verständlich ist.

Aber wozu ist dieser Roman geschrieben worden, der aus einer Ansammlung von Vorurteilen und Andeutungen der großen weiten Welt besteht, und der einfach den Anspruch, den er zu Beginn doch erhebt, nicht einlösen kann.

Es geht um eine Gruppe von Superreichen und Promis in Hamburg, ein Freundeskreis, von dem die einzelnen überhaupt nicht wissen, was sie miteinander verbindet. Wo nicht nur das Geld und der Champagner fließen, sondern zu den Luxushäusern oder Appartements in Hamburg auch die Katen in Sylt gehören, alles eine Mischpoke, wie aus der Bildzeitung, wo jede mit jedem pennt und umgekehrt. Eigentlich wird die Hauptperson noch ganz nett dargestellt, ein Maler, der hier immer Kunstmaler genannt wird, auch ein völlig abwegiger Begriff, zudem versteht die Autorin entweder nichts von Malerei noch von der Profession eines ‚Kunstmalers‘ oder sie ist nicht in der Lage, seine Tätigkeit so zu beschreiben, daß man sich die Produkte, seine Bilder sinnlich vorstellen kann.

Dieser Kunstmaler wird als erfolgreich vorgestellt, hat aber keine einzige Ausstellung, kennt keine Kollegen, hat keinen Kontakt zu Galerien, das alles ist völlig hergeholt und synthetisch.

Noch schlimmer ist die Geschichte, denn nach einer irren Vorgeschichte, wo er mit einer steinreichen Frau verheiratet war, die ihn auf einmal sitzen ließ, kommt er nur deshalb als ebenfalls reicher Mann mit 10 Millionen Euro aus der Ehe raus, weil er über ein Video verfügt, wo seine Angetraute es mit jemand getrieben hatte, der eine Frau war. Pfui. Eine Veröffentlichung würde dieser Frau den gesellschaftlichen Kopf kosten, was ihm erst sein bester Freund klar macht, der Anwalt ist und die Sache schaukelt.

Und dann verliebt sich unser Kunstmaler, ganz innig und tief, in die beste Freundin des Anwalts, die der eigentlich ehelichen wollte. Die zwei sind – wenn der Roman beginnt – schon 12 Jahre glücklich und – völlig uneinsichtig und unmotiviert – läßt sich der Kunstmaler mit der Frau ein, die besagter Anwalt inzwischen als Ehefrau ergattert hat. Die Geliebte kommt zu ihm in derselben Nacht, als die eigene Frau geschäftlich wegfliegen wollte; nur kann sie des Sturms wegen nicht fliegen, kehrt nach Hause zurück, er hört trotz Liebesspiele Geräusche, holte seine Harpune – echt! – schießt auf den Schatten und erschießt seine geliebte Frau.

Alles was dann kommt, ist so wirre und uneinsichtig, daß auch der Versuch, mit seiner Flucht nach Italien so etwas wie Lokalkolorit ins Buch hineinzubekommen, nicht klappt. Da ist kein Feuer, keine Leidenschaft, das ist einfach fade und psychologisch ohne tiefere Kenntnisse heruntererzählt. Ach ja, am Schluß sind alle tot und dafür mußten man 512 Seiten lesen. Besser nicht.

Info:
Thiesler, Sabine, 2017