Nicht die allerneuesten, aber richtig gute Bücher verschiedener Genres und Themen, Teil 1/30

 

Manfred Schröder und Gerhard Wiedemann

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Frankfurter Buchmesse haben wir in der Redaktion genutzt, um die Bücherberge abzutragen, die auf ihre Rezension warten und wo wir es inzwischen ein schwerwiegendes Versäumnis halten, die Leser von der Lektüre von manch wichtigem und grandiosem Werk abzuhalten.

 

KELTEN

 

Bei den KELTEN kann man weniger von Lektüre sprechen, das geht schon ins Studieren über, ins lustvolle!! DIE KELTEN sind 'in'. Und so kommt uns zur rechten Zeit ein Band aus dem Belser-Verlag KUNST DER KELTEN. 700 v. Chr. - 700 n. Chr. Von Felix Müller in die Hand. Felix Müller ist Leiter der archäologischen Abteilung am Historischen Museum in Bern, der zahlreiche Fachartikel und Monographien gefertigt hat, aber auch Populärwissenschaftliches schreibt. Dies ist ein Standardwerk, auf dessen Titelseite das Berner Museum mit dem Landesmuseum Württemberg Stuttgart firmieren, weil dort im selben Jahr die Keltenausstellungen stattfanden.

 

Im Jahr 2012 ist dies nun zur supergroße Keltenausstellung mutiert, die auch die wichtigsten Werke aus Bern zeigt. Insofern eine paßgenaue Übersicht, die auch zeigt, wie die Forschung in wenigen Jahren derzeit Fundamentales entdeckt. Luisa Francia beschreibt in DIE GÖTTIN IM FEDERKLEID. Das weibliche Universum bei Kelten und Germanen aus dem Nymphenburger Verlag speziell die Rolle der Frauen in beiden Gesellschaften. Frauen als Heilerinnen, Seherinnen, Handwerkerinnen, Fürstinnen, Kämpferinnen und Landesmütter. Sie versucht auch die Frage zu beantworten, die sich jeder stellt, wenn er von der damaligen Bedeutung der Frauen in beiden Gesellschaften Kunde erhält: Warum ging das Wissen verloren, warum ging das Wissen um die Bedeutung der Frau verloren?

 

Überhaupt nicht abwegig, sich gleich WEGE IN DIE VERGANGENHEIT RUND UM DEN DACHSTEIN. Wanderungen und Bergtouren vorzunehmen, von Franz Mandl und Herta Mandl-Neumann im Tyrolia Verlag Innsbruck erschienen. „Hallstatts Weißes Gold“ auf Seite 45 bringt uns mitten in die Keltenwelt, die nach dem Fundort des Gräberfeldes neben dem Salzbergwerk auch Hallstattzeit heißt und die ältere Eisenzeit benennt. Daß es dort auch bronzezeitliche Funde gibt, macht nur deutlich, daß sich die Gegend für Ansiedlung lohnte. Auch die 'hallstattzeitliche Höhensiedlung“ auf Seite 108 setzt dieses Interesse fort, Sie können aber auch nur die Natur bestaunen oder sozialen Fragen in den Bergen nachgehen. Wer derzeit dort wandert und den schönen-traurigen Film DIE WAND kennt, wird vieles aus dem Film – und dem Buch – wiederfinden.

 

ARCHÄOLOGIE

 

FUNDGESCHICHTEN – ARCHÄOLOGIE IN NORDRHEIN-WESTFALEN, hrsg. Von Thomas Otten u.a., Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln war ein Begleitbuch zur Ausstellung, die die Funde der letzten Jahre dokumentierte. Das Buch bewahrt dies und führt Ihnen in einem Rundumschlag das vor, was Boden und Funde beweisen. Da geht es um die Paläontologie in NRW, um den Elephantenfriedhof aus dem frühen Eiszeitalter, um Steinzeiten und Metallzeiten. Es beginnt von vorne mit der Römischen Kaiserzeit, und hat seinen Hauptteil im Mittelalter und Neuzeit.

 

Die Fragen sind immer ganz konkret. Wo findet sich die Merowingerzeit im Rheinland, was ist mit fränkischem Gräberfeldern, was vermag die Kirchenarchäologie an Aussagen zur Zeit ergeben und erst die Stadt- und Ortskernuntersuchung und die Siedlungs- und Stadtentwicklung. Das ist das Grundsätzliche. Aber auch unsere Zeit ist dokumentiert in „Archäologie des Zweiten Weltkriegs“. In einem eigenen Kapitel wird dann auf die Methoden eingegangen, die naturwissenschaftliche Forschung über bisherige Verfahren hinaushebt. Auf einer archäologischen Themenroute durch NRW geht es dann auch um Denkmalspflege und Museen. Diese grundsätzlichen Teile bleiben bestehen. Der Katalogteil ab Seite 504 ist nicht weniger interessant, bewahrt er doch das, was in der Ausstellung sichtbar, nun nur noch auf Buchseiten gemeinsam in Bild und Bilderklärung vorhanden ist. Damit kann man phantastisch arbeiten, dieser Katalogteil bringt viel Anschauung! Ein Grundlagenwerk.

 

ARCHÄOLOGIE IM ALL. Die Suche nach dem Ursprung des Lebens, hrsg. Von Kathrin Altwegg u.a., Haupt Verlag, ist eine Berner Angelegenheit, denn es geht um die Universität Bern und ihre Forschungsbezogene in Physik und Angewandten Wissenschaften. Wir wußten weder, daß dortige Wissenschaftler an der Erforschung des Sonnensystems teilhaben, daß sie den Mond vor den Amis beflaggten, noch, wie verschränkt die internationale Forschungsszene tatsächlich ist. Man verstehe immer weniger, warum die Nobelpreise in diesen Disziplinen immer wieder in den USA landen und warum nicht einmal eine ganze Universität wie die Berner als Team ausgezeichnet wird, wo immer nur Einzelköpfe nobilitiert werden. Eigentlich überholt. Uneigentlich auch.

 

INFO:

 

Felix Müller, KUNST DER KELTEN. 700 v. Chr. - 700 n. Chr., Belser Verlag 2009

 

Luisa Francia, DIE GÖTTIN IM FEDERKLEID. Das weibliche Universum bei Kelten und Germanen, Nymphenburger Verlag 2010

 

Franz Mandl und Herta Mandl-Neumann, WEGE IN DIE VERGANGENHEIT RUND UM DEN DACHSTEIN. Wanderungen und Bergtouren, Tyrolia Verlag Innsbruck 2009

 

Thomas Otten u.a.,FUNDGESCHICHTEN – ARCHÄOLOGIE IN NORDRHEIN-WESTFALEN, Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln 2010

 

Kathrin Altwegg u.a., ARCHÄOLOGIE IM ALL. Die Suche nach dem Ursprung des Lebens, Haupt Verlag 2009