John le Carré: MARIONETTEN und VERRÄTER WIE WIR , Bücher im Ullstein Verlag, CDs bei Hörbuch Hamburg, Teil 2/2

 

Elisabeth Römer und Klaus Hagert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Erstaunliche, was uns zum Schreiben antrieb, obwohl Bücher und Hörbücher schon auf dem Markt sind, ist die Tatsache, daß in einem Fall das Hörbuch die sinnvollere Fassung, im anderen das Buch den Inhalt äquivalenter rüberbringt.

 

Und das mochten wir nicht glauben, daß es so etwas gibt, daß bestimmte Bücher sich ideal zum Hören eignen und andere vom selben Autor nicht. Ideal also geriet uns MARIONETTEN, wo Herbert Knaup uns durch alle Höhen, Sehnsüchte, Erwartungen und Tiefen der Geschichte führt und man direkt bildlich vor Augen hat, wie die Leute aussehen, wie sie reden, sich aufführen, wo sie sich anlügen oder noch schlimmer, die Vernichtung im Auge haben. Aber, das wollen wir hinzufügen, daß liegt trotz des angenehmen Sprechers aber nicht an diesem, sondern an der Konstruktion des Romans, der für ein Hörbuch einfach ideal ist. Kann sein, daß hinzukommt, daß das alles in Deutschland spielt und von daher für unsereiner übersichtlicher ist.

 

VERRÄTER WIE WIR, gelesen von Johannes Steck, dagegen, brachte mit sich, daß wir immer wieder bestimmte CDs von vorn begannen – eben zur Kontrolle von beiden jeder für sich gehört - , obwohl man ja zugehört hatte. Auch wenn die intentionale Aufmerksamkeit gewollt ist, passiert es lebendigen Menschen immer wieder, daß sie mit dem einen Ohr hören und mit dem anderen einen eigenen Gedanken verfolgen. Das ist in der Regel kein Problem, weil man sofort den Kontext selber ergänzt und ergänzen kann. Und genau das, was bei anderen Hörbüchern funktioniert und eben auch bei MARIONETTEN, geriet bei VERRÄTER WIE WIR zur Falle.

 

Wir verfingen uns im Gestrüpp, konnten den Kontext nicht herstellen, mußten deshalb immer wieder zurückschalten, so daß man Teile fast auswendig konnte, andere einem aber fremd blieben. Daraus zu schlußfolgern, dies Buch sei halt nicht so interessant, ist völlig falsch. Denn dieses Buch ist toll! Es ist nur durch seine vielen Dialoge und mehr Personal, das vorkommt, durch die Ortswechsel von England zur Karibik, Paris und die Schweizer Alpen, dazwischen immer wieder England einfach zum Verfolgen in einem Hörbuch nicht so geeignet. Für uns auf jeden Fall. Für uns beide.

 

Deshalb wollen wir – die wir gerne lesen und hören, weil jedesmal man anderes liest als man gehört hat und umgekehrt – an dieser Stelle fürs Hören die MARIONETTEN vorschlagen und fürs Lesen VERRÄTER WIE WIR. Die Geschichte des Dima, eines russischen Geldwäschers und seiner Familie, geht auch unter die Haut und empört uns in der Doppelmoral des Westens. Der reiche Dima wird vom Westen solange behütet, wie er vom englischen Geheimdienst gebraucht wird. In dem Moment aber, als er auf rechtsstaatliche Absprachen baut, wird er verraten und verkauft. John le Carré entwickelt das alles subtil. Nie bleibt er oberflächlich, auch die Personen sind lebendig geschildert und ihre Dialoge in diesem Buch rasant. Beide Geschichten sehr zu empfehlen! Wann kommt eigentlich die nächste?

 

P.S. Da die Abfolge erst das Hörbuch MARIONETTEN und dann das Buch VERRÄTER WIE WIR brachte, hörte die eine von uns beim Lesen immer die unaufdringliche, aber dringliche Stimme von Herbert Knaup, der also unser Mann im Ohr wurde.

 

John le Carré

 

MARIONETTEN, Roman, Ullstein Verlag 2008 und Hörbuch Hamburg Downtown, gekürzte Lesung, 5 CDs, gelesen von Herbert Knaup, 2008

 

VERRÄTER WIE WIR, Roman, Ullstein Verlag 2010 und Hörbuch Hamburg , gekürzte Lesung, 5 CDs gelesen von Johannes Steck, 2010