Zwei Abende für Franz Spunda in Wien
Alexander Martin Pfleger
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Seit der ersten internationalen Fachtagung zu Leben und Werk Franz Spundas im Oktober 2014, welche von der Palacký-Universität in Olmütz ausgerichtet wurde, hat sich einiges getan: Ein kleiner, engagierter Kreis von Forschern arbeitet seither an der weiteren literaturwissenschaftlichen Erschließung des Schaffens dieses niemals ganz vergessenen, aber auch niemals kanonisierten Autors.
Ein Jahr und einen Monat nach der Tagung in Olmütz (siehe: https://weltexpresso.de/index.php/buecher/3603-zum-125-geburtstag-franz-spunda-und-olmuetz), im November 2015, fand in Wien ein von der Österreichischen Goethe-Gesellschaft und dem Institut für Germanistik der Universität Wien veranstaltes literarhistorisches Kolloquium über Spunda samt einer Präsentation des Olmützer Tagungsbandes statt (siehe: https://weltexpresso.de/index.php/buecher/5874-deuter-seher-suchender).
Am Donnerstag, dem 12. Oktober 2017 um 19.00 Uhr, lädt die Österreichische Goethe-Gesellschaft erneut zu einer Buchpräsentation ein – dieses Mal in den Räumlichkeiten des Grillparzerhauses, Johannesgasse 6, 1010 Wien. Es geht es um folgenden Titel:
FACKELMANN, Christoph / ZEMAN, Herbert (Hg.):
Franz Spunda (1890-1963): Deutschmährischer Schriftsteller, magischer Dichter, Griechenlandpilger.
Erträge Böhmisch-Mährischer Forschungen, Band 11
Studien und Texte. LIT Verlag Wien / Münster 2017
Der Band vereinigt sowohl Beiträge des Wiener Kolloquiums von 2015 und einen Nachzügler der Olmützer Tagung von 2014, als auch Erst- und Wiederveröffentlichungen verstreuter Texte Franz Spundas. Die Herausgeber, Dr. Christoph Fackelmann und em. o. Univ.-Prof. Dr. Herbert Zeman, leiten die Präsentation und werden eine Diskussion über Spunda führen, welcher sowohl der Laie wie auch der Fachmann mit Interesse folgen möge. Unterstützung finden sie dabei durch Dr. Herbert Schrittesser, der in dem vorliegenden Band mit einem Beitrag zu Franz Spundas magischen Romanen vertreten ist und an diesem Abend, wie es in der offiziellen Pressemitteilung heißt, „prägnante Passagen aus literarischen und autobiographischen Zeugnissen Franz Spundas zu Gehör“ bringen wird.
Eine Woche darauf, am Donnerstag, dem 19. Oktober 2017 um 18.30 Uhr, findet ein weiterer Abend für Franz Spunda statt – dieses Mal im Weinhebersaal des Volksbildungskreises, Prinz-Eugen-Straße 44, 1040 Wien. Dr. Christoph Fackelmann und Harald Cajka werden diese Soirée bestreiten.
Der Eintritt ist bei beiden Veranstaltungen frei.
In seinem Essay „Der magische Dichter“ schrieb Franz Spunda: „Der Punkt des Archimedes, von dem aus wir die Welt bewegen könnten, ist uns entglitten, wir fußen nicht mehr. Der Mensch ist auf der Flucht oder hängt zwischen Himmel und Erde. Nach außen sind wir gestürmt, jetzt treibt uns Zentripetalkraft nach innen. Zum Punkt ist das Ich zusammengeschrumpft, ein Nichts, ebensoviel wie das All. Das Untere ist zum Oberen geworden, die Polarität geschwunden. Der Kreis ist geschlossen.“
(Franz Spunda: Der magische Dichter. Essays. Wolkenwanderer Verlag. Leipzig 1923, S. 4)
Gut ein Vierteljahrhundert später läßt Franz Spunda in seinem Giordano-Bruno-Roman „Verbrannt von Gottes Feuer“ die Hauptfigur und deren Zuhörer an der Universität von Toulouse die Erfahrung neuzeitlicher Geworfenheit machen: „Es schauerte die Zuhörer in Ehrfurcht vor dem Unermeßlichen. Der Mensch und seine Erde waren als Mittelpunkt des Weltalls entthront. Der Mittelpunkt ist überall und nirgends.“
(Franz Spunda: Verbrannt von Gottes Feuer. Der Lebensroman Giordano Brunos. Festungsverlag. Salzburg / Wien 1949, S. 190)
Den Punkt des Archimedes sollte Franz Spunda ebenso wenig finden, wie dies bislang auch keinem anderen gelungen ist. Zeitlebens strebte er jedoch nach ihm, und bei allen Irrungen und Wirrungen seiner Epoche eint sein vielfältiges Gesamtwerk nicht zuletzt das Bemühen um die Formulierung eines umfassenden Humanitätsideals, welches auf der Aussöhnung von Religion und Naturwissenschaft gegründet sein sollte. Hierin liegt ein Teil des Vermächtnisses begründet, welches seinem Werk gerade auch in unserer Gegenwart eine bisweilen geradezu „brennend“ anmutende Aktualität verleiht.
Foto: © Cover
Info:
Bibliographische Angabe:
FACKELMANN, Christoph / ZEMAN, Herbert (Hg.):
Franz Spunda (1890-1963): Deutschmährischer Schriftsteller, magischer Dichter, Griechenlandpilger.
Erträge Böhmisch-Mährischer Forschungen, Band 11
Studien und Texte. LIT Verlag Wien / Münster 2017
199 Seiten, EUR 29.90
ISBN 978-3-643-50793-8
Termine:
Donnerstag, 12. Oktober 2017, 19:00 Uhr
Literaturmuseum Grillparzerhaus, Johannesgasse 6, 1010 Wien (freier Eintritt)
Die Österreichische Goethe-Gesellschaft lädt zur Buchpräsentation durch die Herausgeber, Dr. Christoph Fackelmann und em. o. Univ.-Prof. Dr. Herbert Zeman
Donnerstag, 19. Oktober 2017, 18:30 Uhr
Weinhebersaal des Volksbildungskreises, Prinz-Eugen-Straße 44, 1040 Wien (freier Eintritt)
Ein Abend für Franz Spunda
Vortrag und Lesung: Dr. Christoph Fackelmann, Harald Cajka