ORIGIN, Thriller von Dan Brown im Lübbe Verlag, Rezension II
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Noch kein Wort von Robert Langdon, dem Symbolforscher und Professor aus Harvard!! Aber jetzt kommt er mit der ganzen Geschichte. Sein ehemaliger Vorzeigeschüler Edmond Kirsch hat tatsächlich eine revolutionäre technische Erfindung gemacht, zu deren Vorführung er ins Guggenheimmuseum nach Bilbao geladen hat.
Jeder Gast bekommt beim Eintritt einen persönlichen Assistenten zugewiesen, aber nicht mehr aus Fleisch und Blut, sondern als Handgerät einen digitalen Freigeist, einen Personalcomputer. Zugegeben, dieser ist die interessanteste Figur im ganzen Buch und hat wirklich seinen Reiz, weil man selber gerne über ein so schlaues und mitdenkendes Kerlchen verfügen würde. Er heißt WINSTON, in Erinnerung an Churchill, ist aber viel witziger als der, vor allem vor- und fürsorglich dazu und besteht nur aus einer Stimme, die einem ins Ohr träufelt.
Als nun gerade Edmond Kirsch – schon bisher ist der Zukunftsforscher mit seinen Erfindungen zum Milliardär geworden - inmitten des Guggenheimmuseums den Geladenen mitteilen will, um was es geht:
„Das Zeitalter der Religionen neigt sich dem Ende zu. Das Zeitalter der Wissenschaft aber hat gerade erst begonnen.“...Heute Nacht, meine Freunde, wird die Menschheit einen Quantensprung in dieser Richtung machen.“(132),
fällt der Schuß. Da muß man nicht mehr an Winston Churchill, sondern eher an Alfred Hitchcock denken und DER MANN DER ZUVIEL WUSSTE und wie sie alle heißen, diese Geschichten, die ihre Spannung daher beziehen, daß im rechten Moment die erwartete Botschaft ausfällt, weil der Mann umfällt.
Schnell wird deutlich, daß es nicht nur um diesen Toten geht, sondern um ein Komplott, weil verhindert werden soll, daß sich der in der Praxis als Kriminologe bewährte Langdon um die Aufklärung des Mordes kümmert. Und vor allem um das, was der Ermordete mitteilen wollte?
Mehr muß man eigentlich nicht sagen, bis auf die überfüssige Zutat, daß er wieder eine weibliche Mitstreiterin hat, mit der nun diesmal erotisch überhaupt nichts läuft, ist es doch in Personalunion die schöne und kluge Museumsdirektorin Ambra Vidal, die mit dem spanischen Thronregenten Julián verlobt ist. Auf die beiden – und nicht auf Langdon - sind also die in einem Brownthriller notwendigen emotionalen Bestandteile von Liebe und potentiellem Verrat übergegangen – und das mißfällt uns sehr. Die spanische Krone wird als derart von gestern gezeichnet, wie nicht mal wir, die wir die spanische Monarchie als anachronistisch empfinden, es hinnehmen mögen. Aber damit sollen sich die Spanier auseinandersetzen, falls sie neben Katalonien auch noch den neuen Dan Brown verkraften.
Es geht nun im Roman um den Schlüssel, nämlich den Code vom Computer, mit dem zu knacken ist, was Kirsch – irre der Name, weiß Brown, daß jeder Hesse und Pfälzer zur Kirche KIRSCH sagt? - als revolutionäre-evolutionäre Entdeckung mitteilen wollte. Daß er die Quintessenz seiner Erfindung zuvor den Vertretern der drei großen monotheistischen Weltreligionen mitgeteilt hatte, kommt dazu und macht diese verdächtig. Zum Kreis der Verdächtigungen gehört aber auch -siehe oben – die spanische Krone , vor allem Regent Julián. Die arme Ambra hat also viel zu leiden, wenn sie mit Professor Langdon zusammen stärkere Unbill als die biblischen Prüfungen übersteht.
Aber am Schluß ist alles aufgeklärt. Aber der Meister bleibt jedoch tot. Und seine Erfindung muß ein anderer neu erfinden. Spätestens im neuen Dan Brown in den nächsten Jahren.
P.S. Wir haben den dann überführten Täter von Anfang an im Auge gehabt!!
Foto: Cover Hörbuch
Info:
Dan Brown, ORIGIN, Lübbe Verlag 2017
Dan Brown, ORIGIN, gelesen von Wolfgang Pampel, 6 CDs, 461 Minuten, Lübbe Audio, Lübbe Verlag 2017