Nicht immer die allerneuesten, aber richtig gute Bücher verschiedener Genres und Themen, Teil 17/30
Elisabeth Römer
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wer je in diese dicken und mit den herrlichsten Fotos gepflasterten Bildbände hineingeschaut hat, hat sich in dieser Art der Dokumentation der Wunder und Phänomene unserer Erde verliebt. Einer von diesen Prachtbänden müßte in jedem Haushalt zu finden sein. Und zwei schaden auch nicht. Wenn Eltern einmal einen Moment Zeit haben und ihre Kinder auch, wird das Umherstreifen in mystischen Landschaften und das Erblicken außergewöhnlicher Naturereignisse selbst zum Wunder.
TERRA MAXIMA
nennt sich der 560 Seiten schwere und inhaltlich komplexe Band aus dem Verlag Wolfgang Kunth, der im Untertitel DIE WUNDER DER NATUR trägt. Besonders ansprechend die höchst unterschiedliche Gestaltung. Da gibt es Seiten, auf denen eine Menge Information steht und andere, wo die von Kunstfotografen gestalteten Bilder ganzseitig dominieren. Immer aber ist der inhaltliche Zusammenhang offensichtlich. TERRA MAXIMA will alles. Dies Buch will die Superlative unseres Planeten offenbaren: die dunkelsten Tiefen der Weltmeere, die höchsten Gipfel der Kontinente, die längsten Flüsse, den größten Monolithen, die weitesten und die ältesten Höhlen, die gewaltigsten Wasserfälle, Eisberge und Sandwüsten: mehr, höher und tiefer ist die Devise.
Das ist aber nur die oberflächliche Seite. Dieses Buch bietet Ihnen auch eine Übersicht über Flora und Fauna der Erde – und vor allem, welche Flora für welche Fauna die günstigsten Überlebenschancen liefert. Hinzu kommt die Sicht von außen: Satellitenbilder zeigen unseren Planeten, wie wir ihn nie mit eigenen Augen erblicken können. Und mit dem PLANETEN ERDE beginnt das Buch. Die Erde wird eingereiht in das Sonnensystem und dabei werden nicht nur die weiteren Planeten benannt, sondern auch das Gesetz der Planetenbewegung nach Johannes Kepler geschichtlich gewürdigt.
Den Band zeichnet sowohl Vielfalt wie Genauigkeit aus, wenn die jeweils „Größten“ der Säugetiere, aber auch der Bauwerke zusammengestellt und abgebildet werden. Was uns am meisten bedeutet hat? Immer das Gegenteil! Wenn wir am Schluß die größten Salzwasserseen und die dort lebenden Tiere mit leichtem Schaudern betrachtet haben, haben uns die blaue Tiefe der Meere oder das satte Grün, gesprenkelt mit bunten Blumen und vor allem die Laub- und Mischwaldzonen wieder lebendig gemacht. Ein eindrucksvolles Buch!
WUNDER ERDE
löst die gleichen Gefühle aus. Es ist eine Art Andacht auf für diejenigen, die nicht an den christlichen Gott glauben und doch gerne irgendeinen dafür verantwortlich machen wollen, der diese Naturereignisse geschaffen hat. MYSTISCHE LANDSCHAFTEN, UNERFORSCHTE ORTE und AUSSERGEWÖHNLICHE NATUREREIGNISSE heißen die Untertitel, die zudem noch AUSSERGEWÖHNLICHE ANSICHTEN UNSERES PLANETEN hinzufügen. Dieser prächtige Bildband aus dem DuMont Reiseverlag ist eine Übersetzung aus dem Französischen.
Die erste Doppelseite zeigt eine Weltkarte, wo rote Nummern auf die Erdteile verteilt sind, deren Häufung an bestimmten Stellen einem sofort auffallen – genauso wie die kahlen Stellen. Es geht um Naturwunder, um ungewöhnliche Landschaften oder auch Wasser, Riffe etc. Häufungen finden wir in der unteren Hälfte Nordamerikas, auch einige dicht aneinander in Südamerika. Besonders viele verteilt über England, Irland und Schottland und erst recht auf Island, relativ wenig in Afrika, der ganze nordwestliche und nordöstliche Teil Asiens ist leer, aber im Süden funkeln chinesische Nummern, ziehen sich über Philippinen bis nach Australien fort, das reich mit Naturwundern gesegnet ist.
Und Deutschland? Und überhaupt Mittel- und Nordeuropa sowie Polen, die weiteren östlichen Länder und das Russische Reich? Fehlanzeige, kein einziges Naturwunder? Gerade Mal die Alpen gehen mit Nummer 198 durch! Blättert man weiter, wird einem erst einmal völlig egal, wo das ist, was man auf Doppelseiten farbig glühend oder wie in Eis erstarrt sieht. Schroff und weich, abgerundet und zackig, alle nur denkbaren Formen bietet die Natur und auf eine solche Art fotografiert und hintereinander zu sehen, ergibt sich fast eine Künstlichkeit, denn es ist zu schön, um wahr zu sein, gewissermaßen.
Das Geheimnis ist die Art, wie fotografiert wird. Meist sehr dicht an die Gegenstände heran, so der SONNENKLEID genannte Antelopen Canyon in Arizona, der sich auf den Seiten 14 und 15 ausbreitet, dem Buch auch sein Titelbild gibt und von dem wir gewettet hätten, es seien die Steinformationen von Petra/Jordanien. Beides hat durchaus miteinander zu tun, denn geschliffener Sand ist die Grundlage. Wenn dann die Sonne über die bis zu 8 Kilometer langen tiefen Schluchten fällt, ergibt sich ein Farbenspiel von Weiß-Gelb über Orange bis zum tiefsten Braun, das unvergleichlich ist.
Inzwischen haben wir auch das Prinzip der Nummern auf den vorderen Seiten verstanden. Die fingen mit 8 an und hatten nur gerade Zahlen. Die sind identisch mit den Nummern der Seiten des dicken Bandes, die bis auf einen schmalen Streifen am linken Rand nur Fotografie, nur Farbe und Form sind. Der schmale Streifen auf Schwarz hat es in sich. Hier ist die 'Infrastruktur' untergebracht. Wir lesen, wo wir sind, was dort passiert, daß – wie hier – erst 1931 dieser Canyon entdeckt wurde, daß er vor 150 Millionen Jahren schon bestand, wie seine Beschaffenheit ist und was es Besonderes zu vermelden gibt. Herrlich. Und das wiederholt sich noch 205mal!
Warum einen das nie langweilig wird, hat mit der Abwechslung der Naturphänomene zu tun, die einen zwar überwältigen, die man aber von vorne zu betrachten beginnt, wenn man hinten angelangt ist. Kann man von einem Buch mehr erwarten?
INFO:
TERRA MAXIMA. DIE WUNDER DER NATUR, Verlag Wolfgang Kunth
WUNDER ERDE. AUSSERGEWÖHNLICHE ANSICHTEN UNSERES PLANETEN, DuMont-Reiseverlag 2011