Nicht immer die allerneuesten, aber richtig gute Bücher verschiedener Genres und Themen, Teil 21/30

 

Elisabeth Römer

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso)An die Geschichte und Archäologie vom Alten Rom wollen wir gleich anknüpfen. Richtig, besonders prädestiniert dazu ist jemand, der RÖMER heißt. Das verpflichtet nicht nur, sondern läßt einen fragen, warum man so heißt, ob es einfach Leute waren, die aus Rom kamen – in der Neuzeit also – oder diejenigen, die Rom besucht hatten. Wobei der Frankfurter Römer eh seine eigene Geschichte hat. Aber die Römische Geschichte umfaßt ganz Mittel- , West- und Südeuropa – und noch mehr.

 

 

 

 

 

Was ist ein Italiener?

 

 

 

fragt dagegen Andrea Camilleri bei Wagenbach. Und da sind wir bei unserer Suche nach dem Römischen im Blut des gemeinen Italieners nicht sehr weitergekommen. Denn schließlich hätte es einen Diktator mit dem Mäntelchen der Republik wie Berlusconi im Alten Rom sehr viel eher erwischt. Und zwar nachdrücklich. Der beliebte italienische Autor und Schreiberischer setzt voraus. „Ich bin kein Historiker, kein Soziologe, kein Anthropologe. Ich bin nur Geschichtenerzähler...“. Demnach entnimmt er seine Analyse dessen, was ein Italiener sei auch nicht der Wirklichkeit, sondern der Literatur, die ja bekanntlich wahrer ist als das Leben.

 

 

 

Spannend vor allem DER GEBRAUCH DER DIALEKTE, denn das 74 Seiten fassende Büchelchen gibt immer für 1-2 Seiten ein Thema vor, liest sich also mit jeweils neuer Konzentration in einem Rutsch. Und was man danach genau weiß: Andrea Camilleri ist kein Italiener. Aber hier um die Ecke kennen wir einige, die welche sind, wenngleich sie weder Latein noch Italienisch sprechen.

 

 

 

 

 

Mein Marseille

 

 

 

schreibt dagegen schon als Jean-Claude Izzo, der französische Autor, der erst spät zu schreiben anfing – bezieht sich auf Bücher, denn bis er 50 wurde, was er 'nur' Journalist. Für ihn ist das keine Frage, was ein Marseiller sei, wobei einem ja auch die den ganzen Staat tragende Marseillaise hilft. Izzo holt hier nach, was er in seinen Büchern schon begann: MEIN MARSEILE bringt endlich die Stadt, die in allen anderen Romanen nur den Schauplatz abgibt - siehe DIE MARSEILLE-TRiLOGIE, ebenfalls aus dem Unionsverlag – als Hauptperson. Das ist ein ganz liebenswertes, stilles, schönes Buch.

 

 

 

Die Alhambra von Granada

 

 

 

 

 

Félix Bayón hat geschrieben und Lluís Casals hat fotografiert und so ist das kleine quadratische Werk einfach ein Feierabendgenuß. Nein, das ist keine ganz- oder halbwissenschaftliche Abhandlung über die sehr interessante Geschichte der Alhambra. Da sollte man schwergewichtige Bücher nehmen. Wer aber in Gedanken noch dort, in der Vorbereitung einer Reise oder einfach nach den Tages Arbeit bei einem Glas Sherry auch etwas in der Hand halten möchte, der sollte sich diese Entspannung gönnen. Die Fotos sind nah und fern. In 13 Kurzkapiteln wird die gesamte Anlage erläutert und im Bild vorgeführt vorgestellt, wobei der Einführungstext nie mehr als eine Seite einnimmt. Eine Liebeserklärung.

 

 

 

Empire

 

 

 

Dieses Buch hatten wir bei unserer umfangreichen Berichterstattung über das Thronjubiläum der englischen Königin und das des 200jährigen Charles Dickens doch glatt vergessen. Dabei gehört es in den Kontext dieses Weltreiches, das sich trotz eigentlichen Inseldaseins noch immer wie eines fühlt, so wahrgenommen wird und deshalb ist! Dachten wir und dachten daneben. Charles Fréger hat sie nämlich überall fotografiert, die den Untertitel des Buches: Porträts und Uniformen ausmachen. Keine Seite ohne Uniform. Und wie viele Uniformierte im Weltmaßstab da zusammenkommen. Sie glauben es nicht. Das ist eindeutig ein Buch für Uniformfetischisten oder Man kann nach Farben sortieren: schwarz-rot herrscht vor, aber man kann auch nach Kopfbedeckungen unterscheiden, nach Männern, nach Frauen. Machen Sie ein Ratespiel, ob Sie herausbekommen, welche Uniform wohin gehört. Und dann noch eine zum Titel. EMPIRE bei Wikipedia nachgeschlagen ergibt 20 verschiedene Bedeutungen und 20 Orte in den USA tragen diesen Namen!

 

 

 

 

 

 

 

INFO:

 

 

 

Andrea Camilleri, Was ist ein Italiener? , WAT 930. Wagenbach Verlag 2010

 

 

 

Jean-Claude Izzo, Mein Marseille, Unionsverlag 2010

 

 

 

 

 

Die Alhambra von Granada, Félix Bayón (Text), Lluís Casals (Fotos), Patronato de La Alhambra y Generalife, Triangle Postals, o.J.

 

 

 

Empire, Charles Fréger, Kehrer Verlag 2009