Nicht immer die allerneuesten, aber richtig gute Bücher verschiedener Genres und Themen, Teil 24/30

 

Roman Herzig

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) Eine abenteuerliche Mischung bieten wir Ihnen gleich, wo es von den Hauptstädten Europas in den Bregenzerwald geht, wir auf Zypern vorbeischauen und in Byzanz/Konstantinopel/Istanbul enden. Auf!

 

 

Die Hauptstädte Europas

 

Das sind Gesellschaftsspiele auf Partys, wie viele Länder Europa hat und wie die jeweiligen Hauptstädte heißen. Schon das wissen die wenigstens, aber schon gar nicht wissen die allerallermeisten, wie diese Hauptstädte aussehen. Dem hilft ein 240 Seiten starker Bildband mit 500 Farbfotos ab, den der Verlag Wolfgang Kunth herausgebracht hat und der zu den Büchern gehört, die man genauso gerne verschenkt, wie man froh ist, einen solchen Prachtband geschenkt zu bekommen. Der Informationswert ist ja nur das eine, die Opulenz der Bilder ist einfach so hinreißend, daß schon das Blättern ohne Ziel und Zweck einem etwas gibt.

 

Europa fängt einmal nicht mit Athen und Rom an, sondern erstaunlicherweise prangt auf den ersten zwei Seiten Stockholm, diesmal nicht mit den Brücken, sondern der gewaltigen Residenz vom Wasser aus. Absolut dekorativ und wie eine Kulisse. Der Einleitung durch Verleger Wolfgang Kunth ist das vieltürmige Prag beigesellt und dem Inhaltsverzeichnis steht das Forum Romanum gegenüber, einst die Zentrale Europas. Und dann kommt außer der Reihe noch London bei Nacht von der Themse aus. Aber dann geht es los, vom Norden mit Reykjavik über Dublin, Amsterdam/Den Haag (aha), über Bern, Bratislava, Kiew, San Marino, Podgorica, Tirana, Skopje, Chisinau bis nach Ankara, was insgesamt 47 Hauptstädte sind.

 

Wir haben über vier Wochen immer wieder in diesen Hauptstädten Europas vorbeigeschaut und sehr viel über die Nachbarn der jeweiligen Städte und Länder gelernt, denn hier geht es nicht nach dem Alphabet, sondern grob der geographischen Ordnung nach. Zudem werden die Städte in schmalen Textstreifen an den Seiten und als obere Leiste mit ihren wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorgestellt. Nur ganz wenige Hauptstädte kommen mit einer Doppelseite aus. Meist sind es zwei, manchmal drei und London braucht vier Doppelseiten wie auch Berlin und Wien, ja Paris auch. Ein kleines Lexikon wird das Buch zum Ende. Da sind alle Hauptstädte noch einmal unter- und nebeneinander genannt und mit den wichtigsten Zahlen und Adressen versehen. Wirklich ein Buch, das jeder brauchen kann und das gut gemacht ist.

 

Min Wauld

 

nennt Marielle Moosmann ihr Buch, in dem es um MENSCHEN, KÜCHEN UNDREZPEPTE im Bregenzerwald geht und das im Residenz Verlag erschienen ist. Das Titelbild führt den Unkundigen durchaus in die Irre, wenn die Schöne mit dem strengen Pferdeschwanz und dem Haute Couture Abendkleid, das einer ländlichen Tracht nachempfunden ist, den Grashügel mit gehobenen Röcken nach oben schwebt. Der Kundige weiß, daß da im Bregenzerwald alles beieinander ist, das Sture und das Abgehoben, das Konventionelle und das Lässige, die Tradition und die Innovation, das Hocken und das Wandern, das Kärgliche und das Überbordende.

 

Marielle Moosmann bereist ihre Heimat und hat den Gastrosophen (schöne Bezeichnung) Kurt Bracharz und den Fotograf Adolf Bereuter bei sich. Und nachdem man Inhaltsverzeichnis und Buch in eins gebracht hat, weiß man auch, wie es geht, das Lesen und Studieren. Wer nämlich nur nach den Rezepten sucht, schlägt gleich den Rezeptteil im Inhaltsverzeichnis auf, wo einem in satter Farbe der lauwarme Bachsaibling mit Kräutersalat und Gurkenkaltschale entgegenstrahlt oder knusprige Walnushippe mit Ziegenkäsecreme und daneben nur matt auf der linken Seite die Orte im Bregenzerwald verzeichnet sind. Liest man das Buch ordentlich von vorne nach hinten, dann fängt es mit Alberschwende an, wo Lothar Eile das Wirtshaus zur Taube (kein Schreibfehler, aber Traubensaft in jeglicher Form bekommen Sie dort auch) betreibt, von dem die ersten Rezepte auf den Folgeseiten abgedruckt sind, die also unter dem Inhaltsverzeichnis REZEPTE ebenfalls als erste drankommen.

 

Das alles versteht man schnell und darum ist nur noch zu berichten, daß 14 Orte vorgestellt werden, über die es auch außerhalb des aufgeführten Gasthauses und der Rezepte, das Wichtigste über Geschichte und Land und Leute berichtet wird. Und in Schwarzenberg kehren wir sechsmal ein, in Bezau auch vier Mal und auch die übrigen haben des öfteren zwei Gasthäuser zu bieten, die uns Marielle Moosmann mit ihren Rezepten nahebringt. Ideal als Gebrauchsbuch auch für diejenigen, die die Bregenzer Festspiele mit dem Auto besuchen und die Gegend erkunden wollen.

 

 

Die Hauptstädte Europas, Verlag Wolfgang Kunth 2010

 

Marielle Moosmann, Menschen, Küchen und Rezepte im Bregenzerwald, Residenz Verlag 2010