Nicht immer die allerneuesten, aber richtig gute Bücher verschiedener Genres und Themen, Teil 25/30

 

Roman Herzig

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso)Stimmt, in Zypern und Istanbul waren wir per Bücher noch nicht, nehmen aber auch gleich die Kanarischen Inseln hinzu, denn die sind politisch zumindest Europa. Die Türkei dagegen gehört zu Europa nur im Alltag und beim Fußball oder Triathlon und solchen Sachen, aber politisch (noch) nicht. Das verstehe einer.

 

 

Zypern. Insel der Aphrodite

 

Dieses Buch ist der Katalog einer Ausstellung, die 2010 in Hildesheim das Roemer- Pelizaeus-Museum stattfand. Unsere Superkollegin, die die meisten Ausstellungen bespricht und vom Fach ist, sowohl kundig in Kunstgeschichte, der Geschichte und auch noch der Archäologie, hatte für die männlichen Kollegen der Redaktion damals diese Kataloge angeschleppt, denn Frauen, so sagte sie, wüßten eh, was sie der Aphrodite zu verdanken hätten.

 

Damit hatte sie uns restlos überfordert. Denn beim Studieren des Bandes entdeckt man, daß es hier wirklich zur Sache geht. Das erste Kapital ist überschrieben:Wie alles begann. Archäologen – und solche, die sich dafür halten – entdecken Zypern und zitiert tatsächlich den Ahnherrn deutscher Archäologie Johann Joachim Winkelmann. Von dem nun wissen wir, daß er am Sonntag seinen Geburtstag feiert, immerhin wird der am 9. Dezember 1717 geborene 295 Jahre! Und weil wir den Mann für interessant halten, haben wir das Kapitel auch gelesen, das uns sagt, daß von Ausgräbern Raubbau getrieben wurde auf Zypern, vor allem im 19. Jahrhundert. Und dann geht es um die deutschen Archäologen, die immerhin sich einen wissenschaftlichen Anstrich gaben.

 

Wir haben uns also auf die Bilder konzentriert und verblüfft „Soldaten“ gesehen, die wie die große Chinesische Armee aus 2000 Tonfiguren besteht, die die Schweden 1929 fanden. Und zwar vorbildlich: „Und was besonders wichtig war, sie wandten bei ihren Grabungen die stratigrafische Methode an, d.h. sie gingen Schicht für Schicht vor – wie man dies auch heute noch macht – und dokumentiert alles sorgfältig.

 

Das war die Grundlage. Dann geht es im Katalog mit der Bronzezeit so richtig los, wir aber blättern all die Zeiten, selbst die geometrische Zeit, die einem so modern gestylt vorkommt, nur durch, denn wir wollen jetzt nur noch Aphrodites finden. Es gibt zwar Frauen, aber der erste weibliche Marmorkopf ist nur eine Aphrodite mit Fragezeichen, alldieweil nicht zu unterscheiden ist, ob es die griechische Göttin oder die Königin an der Seite eines ptolemäischen Königs ist. Auf jeden Fall ein schöner klassischer Kopf mit demolierter Nase, was der 'edlen Einfalt und stillen Größe' keinen Abbruch tut. Wir haben nämlich in der Schule durchaus von Winckelmann erfahren, liebe Kollegin.

 

Inzwischen wissen wir auch, daß wir gelinkt worden sind. Denn mitnichten ist dies ein Buch über Aphrodite, sondern über ihre Insel. Und auch das ist ungenau, denn sie soll hier an Land gegangen sein. Sie ist nämlich die Ausgeburt dessen, was Kronos seinem Vater Uranos auf Rat der Mutter Gaia abgeschnitten hatte, die Geschlechtsteile nämlich, die er ins Meer warf, wo Blut und Samen die Mischung eingingen, die als Aphrodite die Schaumgeborene ans Licht kam. Nachdem wir jetzt nicht mehr hektisch nach den Aphroditen gucken müssen – auf Seite 197 ein Kopf von ihr und ihr nackter Körper ohne Kopf, beides gehört aber nicht zusammen - , können wir uns mit Hingabe all den anderen Themen zuwenden, den Heiligtümern, den Tierträgern, den schönen Vasen und

 

 

 

Byzanz.Konstantinopel. Istanbul

 

Das ist schön gesagt, im Klappentext dieses Buch, von drei Autoren im Philipp von Zabern Verlag, daß die türkische 12-Millionen-Metropole Istanbul seit zweieinhalbtausend Jahren für den Westen „das Tor zum Orient“ und für den Osten „die Brücke zum Okzident“ ist. Das kann ja auch nur heißen, daß sich in Istanbul beide Kulturen treffen. Was das auch in Konstantinopel und Byzanz so und seit wann gibt es die Stadt überhaupt? Noch gar nicht so lange, wenn man in Jahrtausenden rechnet. Immerhin gab es dort Besiedelungen und auch eine Stadtgründung namens Byzantion, so spricht die Legende. Für uns wahrnehmbar wird dieser Flecken allerdings erst ein politisches Großgewicht, als Kaiser Konstantin seinen letzten Mitkaiser auf kleinasiatischer Seite 324 abserviert hatte und genau dort – nach der Kapitulation – seine östliche Hauptstadt errichtete. Die westliche blieb Rom.

 

Doch fungiert die Geschichte der Stadt, wie nämlich aus Konstantinopel später wirklich Ostrom wurde und ein byzantinisches Reich, nur als Grundlage, damit dann die Autoren und ihr Fotograf die Sehenswürdigkeiten, die unsere Zeit erlebten, ausführlich besprochen werden können: in Text und Bild kommen 47 Standorte zusammen, von denen wir hier die Chora-Kirche auf Seite 67 anführen. Einst lag sie außerhalb der Stadtmauer und war Teil des Chora-Klosters, was etwa Kloster auf dem Land oder Dorfkloster bedeutet. Heute liegt sie im Stadtteil Fatih. Wir kennen sie von Büchern über Mosaiken, weil sie die besterhaltenen und künstlerisch wertvollsten sind (sagt unsere Kollegin). Tatsächlich haben wir die Mosaiken aber mit eigenen Augen gesehen und wissen noch, daß dort ein Marientod besondere Aufmerksamkeit auf sich zog. Beim nächsten Besuch nehmen wir dies Buch mit!

Und verzichten heute auf die Kanaren!

 

 

Info:

 

Zypern. Insel der Aphrodite, hrsg. von Katja Lembke, Philipp von Zabern Verlag 2010

 

Rüstem Aslan, Stephan W. E. Blum, Frank Schweizer, Byzanz.Konstantinopel. Istanbul. Mit Foto9gafien von Mehmet Güngör, Philipp von Zabern Verlag 2010