Nicht immer die allerneuesten, aber richtig gute Bücher verschiedener Genres und Themen, Teil 27/30

 

Klaus Hagert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso)Mit Vergnügen haben wir gerade den Artikel über Caravaggioartikel gelesen. Bedenkt man, was man alles den Päpsten, insbesondere denen der Renaissance unterstellt oder was sie sich wirklich herausgenommen haben, hätte Caravaggio auch Papst sein können, was für Robert Bosch ausgeschlossen ist, aber bei Mao zu anderer Zeit an anderem Ort möglich gewesen wäre.

 

 

Die Päpste. Herrscher über Himmel und Erde

 

Verfasser Hans-Christian Huf ist denen bekannt, die im ZDF kulturwissenschaftliche Sendungen verfolgen. Seine Bücher zu den Serien sind regelmäßig Bestseller. Die Päpste kommen immer wieder in allen möglichen geschichtlichen Sendungen dran. Derzeit erneut wie schon im Jahr 2011 sind die Borgia auf Sendung. Das Kapitel über ALEXANDER BORGIA – DER HEILIGE VATER hat Luise Wagner-Roos verfaßt, das eingefügt ist in die Abteilung DIE HERRSCHAFT DER PAPSTKÖNIGE. Das Prinzip des Buches ist es, in den Kapiteln jeweils sehr kurz Unterkapitel mit eigenen Überschriften zu bringen, aber das Gesamtkapitel durchaus anspruchsvoll auch über viele Seiten laufen zu lassen.

 

Diese beginnt mit der Papstwahl 1492, in der überraschend der Spanier Roderic de Borja i Borja gewählt wird, der italienisiert als Rodrigo Borgia, vor allem als Papst Alexander VI. - sein Vorbild war der antike Alexander - bekannt ist und bis zu seinem Tode1503 Papst blieb. Dann nämlich starb er an einer Vergiftung oder natürlich, aber Ersteres paßte besser zu dem Ruf, der ihm angedichtet wurde, wobei Dichtung die Wahrheit bei dieser Person überlagert. Der Artikel geht vom Konklave und des Borgia Manipulationen bei der Wahl aus. „Wagenladungen voller Gold und Geschmeide läßt er in die Kardinalspaläste schleppen, so die Legende.“

 

Bei der Wahl ist er 61 Jahre alt. Und er hat sich längst entschieden, als einziger Papst öffentlich zu seiner Geliebten und Mutter seiner Kinder und zu den Kindern selbst zu stehen, mit einem Wort eine Dynastie zu gründen. Daß er sich mit dem König von Frankreich verbündet, gehört in den Kontext der PAPSTKÖNIGE, die sich als irdische Herrscher und Auserwählte Gottes verstanden. Der französische König dagegen konnte so sicher sein, daß er sich scheiden lassen und neu heiraten durfte. Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Im Detail erzählt die Autorin, weshalb sich Alexander VI. zum verhaßten Gegenbild eines ordentlichen Papstes machte.

 

Ach was, wir können weder dies in aller Ausführlichkeit weitergeben, noch das gesamte Buch referieren, das für alle, die mit Geschichte, Kunst oder Religion zu tun haben, auch dann noch eine gute Anschaffung ist, wenn schon viele ähnliche Bücher im Regal stehen.

 

 

Robert Bosch

 

Typisch ist, daß es über die, die weniger Worte machen, auch weniger Bücher gibt. In bestimmtem Sinne sind die Literaten und das Schreiben über sie schon selbstreferentiell, weil es näher liegt, über einen Mann der Worte oder der Geschichte zu schreiben, als über einen Erfinder, der zudem schon länger tot geradezu abgehoben ist. Als Name bekannt, auch sein Gebiet, aber das ist schon alles, was die meisten über Robert Bosch wissen. Dem hilft die schmale rororo-Monographie von Hans-Erhard Lessing ab, die wieder einmal zeigt, daß man die gesamte Reihe gut im Bücherschrank brauchen kann – selbst oder erst recht in den Zeiten von Internet und Wikipedia.

 

Und wie richtig wir liegen mit unserer Analyse, weshalb bestimmt Erfinder und Persönlichkeiten, die die Welt voranbrachten, dennoch keinen literarischen Nachruhm haben, entnehmen wir den Darstellungen von Lessing so zwischendrinnen. Er nämlich beschwört die Technikgeschichte als den Teil der Wirtschaftsgeschichte, die kaum zu Wort kommt. Das liegt auch daran, daß über die technische Intelligenz weniger Archive gesammelt werden, also auch die literarische Nachwelt mit weniger Material arbeiten muß, als jeder herkömmliche Industriekapitän im Firmenarchiv besitzt.

 

Von daher ist die Danksagung des Autors bestimmten Personen und Institutionen gegenüber ernstzunehmen und seine Schrift auch, zudem es Bosch selber war, der das Wichtigste über sich für die Nachwelt notierte. Wofür steht Bosch? Fragt man ungezielt herum, hört man in der Regel: ein patenter Techniker, der die Zündkerze erfand, ein sozialer Unternehmer, den die Nazis nicht unterkriegten. Und dann weiß man noch, daß es auch heute die Robert Bosch GmbH gibt, die ein globaler Elektrokonzern ist mit über 300 000 Mitarbeitern weltweit, die aus der 1886 gegründeten WEKSTÄTTE FÜR FEINMECHNAIK UND ELEKTROTECHNIK in Stuttgart hervorging.

 

Die persönliche und wirtschaftliche Entwicklung, die Robert Bosch vergönnt war, schildert der Autor in überschaubaren Kapiteln, die allesamt die Waage halten zwischen Fachinformation und verständigem Schreiben für technisch nicht Versierte und zwischen den Sach- und Fachfragen einerseits und Boschs persönlichen Vorlieben und seiner Entwicklung. In einer hochkapitalistischen Bundesrepublik von heute liest sich das fast wie aus den Märchenzeiten, mit welchen sozialen Überlegungen Robert Bosch seinen Konzern aufbaute und welchen Wert er auf Mitdenken und Verteilen von Reichtum hatte.

 

Mao Zedong

 

Felix Wemheuer hat mit Mao eine Person zu porträtieren, die für uns sehr viel bekannter ist, als es Bosch war. So ist der 1. Oktober 1949, als Mao vom Tor der Verbotenen Stadt nach über 25 Jahren revolutionärem Kampf die Volksrepublik China ausrief, ein Datum und Ereignis im kulturellen Gedächtnis der Welt. Von Mao gibt es eine ganze Reihe von Biographien. Wemheuer strebt eine Mischung an zwischen der Entwicklung seines Protagonisten Mao und dessen Einbettung in die politische Geschichte seines Landes.

 

Wahrscheinlich sind wir noch zu dicht dran, um analysieren zu können, wo beides zusammentrifft, sprich: welcher Weichensteller Mao wirklich war und wo er nur die Gleise befuhr, die andere ihm bestimmt hatten. Wir auf jeden Fall haben dieses Buch auch als eine komprimierte Geschichte Chinas des 20. Jahrhunderts gelesen, die es auch ist, weil der 1893 in der Provinz Hunan Geborene diese widerspiegelt. Neu waren uns persönliche Aspekte, wie die Zwangsheirat mit 13 Jahren, eine Ehe, die Mao nie anerkannte und daß seine offiziell zweite Frau, Heirat 1920, im Jahr 1930 von der Guomindang exekutiert wird, dessen Führer Chiang Kai-shek China vereinigt hatte.1939 heiratet er die vierte Frau Jiang Qing– die dritte bleibt unterschlagen.

 

Diese blieb an seiner Seite und war eine aus der Viererbande, mit der die Kulturrevolution 1966 leider das Gegenteil bewirkte, was erst nach Maos Tod 1981 geahndet wurde, das Todesurteil aber in ein lebenslängliches umgewandelt wurde, Jiang Qing sogar 1991 freikam, aber unmittelbar darauf Selbstmord beging.Warum wir dies berichten? Weil ihr Schicksal das Vergebliche zeigt oder noch besser: daß Gutgemeintes für alle verderblich wurde. Denn tatsächlich fragt man sich nach der Lektüre des spannenden Mao-Buches, wie man ihn einschätzen kann, diesen Mann, der einem in seinen Ambivalenzen total fremd bleibt.

 

 

Info:

 

Hans-Christian Huf, Die Päpste. Herrscher über Himmel und Erde, List Verlag 2009

 

Hans-Erhard Lessing, Robert Bosch, rororo, Rowohlt Taschenbuch Verlag 2007

 

Felix Wemheuer, Mao Zedong, rororo, Rowohlt Taschenbuch Verlag 2009