Serie: Deutscher Buchpreis 2011, Teil 6
von Elisabeth Römer
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Seit dem 14. September ist bekannt, welche Finalisten für den Deutschen Buchpreis 2011 feststehen. „Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, und um das endgültige Ergebnis haben wir einen Tag lang hart gerungen“, sagte damals Jurysprecherin Maike Albath, Journalistin bei Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur. „Bundesrepublikanische Anti-Idyllen sind auf der Liste ebenso vertreten wie lakonische Gesellschaftsromane über die DDR. Die Helden tragen schwer an Heimat und Herkunft. Verwickelte Familienverhältnisse dienen oft als Fallbeispiele. Nicht nur die ostdeutsche Unterschicht und die Nomenklatura rücken dem Leser nahe, sondern auch das westdeutsche Studentenleben, die ostfriesische Provinz oder das globalisierte Ambiente einer Sicherheitsfirma“, so Albath. In den letzten fünf Monaten wurden von den sieben Jurymitgliedern 198 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2010 und dem 14. September 2011 erschienen sind.
Die nominierten Romane (in alphabetischer Reihenfolge):
- Jan Brandt, Gegen die Welt (DuMont, August 2011)
- Michael Buselmeier, Wunsiedel (Das Wunderhorn, März 2011)
- Angelika Klüssendorf, Das Mädchen (Kiepenheuer & Witsch, August 2011)
- Sibylle Lewitscharoff, Blumenberg (Suhrkamp, September 2011)
- Eugen Ruge, In Zeiten des abnehmenden Lichts (Rowohlt, September 2011)
- Marlene Streeruwitz, Die Schmerzmacherin (S. Fischer, September 2011)
Es ist nun schon Tradition, daß das Literaturhaus Frankfurt in Kooperation mit dem
Börsenverein des Deutschen Buchhandels – als Stifter des Preises – die Autoren
der Letztauswahl des Deutschen Buchpreises vor der Preisverleihung im Oktober einlädt und diese ihre Romane im Gespräch mit Literaturfachleuten vorstellen. Fünf
der sechs Finalisten, die in diesem Jahr in der Endauswahl für den besten Roman in
deutscher Sprache stehen, waren am 24. September im Literaturhaus dabei: Jan Brandt, Michael Buselmeier, Angelika Klüssendorf, Sibylle Lewitscharoff und Eugen Ruge. Für das Frankfurter Publikum ist dies eine einmalige Chance, sich vorab über die Nominierten des
Deutschen Buchpreises ein Urteil zu bilden.
„Die Frankfurterinnen und Frankfurter haben die besondere Möglichkeit, fünf der
sechs Autorinnen und Autoren der Shortlist des Deutschen Buchpreises an einem
Abend im Literaturhaus kennenzulernen. Mit der vom Kulturamt Frankfurt, dem
Literaturhaus Frankfurt und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels
gemeinsam durchgeführten „Shortlist-Nacht“ beginnt die fünfte Jahreszeit in
Frankfurt; die Buchmessenzeit“, erklärte zu diesem Angebot der Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main, Professor Dr. Felix Semmelroth.
Am Abend selbst waren auch sehr viele auswärtigen Besucher anwesend und hochzufrieden, was sie hörten. Denn die Texte selber kann man zwar alleine lesen – die Buchpreisbücher sind in guten Buchhandlungen separiert an prominenter Stelle präsentiert -, aber jeden Leser interessiert einfach auch, wie sie aussehen, diese Schriftsteller, wie sie sich verhalten, wie man dadurch auf ihr Inneres schließen kann. Aber ach, für manchen wäre es besser gewesen, er wäre zu Hause geblieben. Man kann sich nämlich auch sehr ungünstig öffentlich verhalten. Da sind Leser und Zuhörer schon streng. Es gibt Verhaltensregeln, zu denen gehört, besser diesen Rahmen nicht für eine Philippika, die man immer schon einmal loswerden wollte, zu nutzen.
Aber ach, und interessierte am meisten diejenige, die nicht gekommen war: Marlene Streeruwitz. Wir halten ihren Roman für denjenigen, der direkt auf unsere Zeit reagiert. Dazu noch mehr. Insgesamt zeichnet alle Romane ein sehr gutes Niveau aus. Ob es Zufall ist, daß das Erwachsenwerden in allen eine solche Rolle spielt, besser: überhaupt Konstellationen in Familien und Familiengeschichten, die die Protagonisten prägen? Wird heute so geschrieben oder ist dies die bewußte Auswahl auf diese letzten Sechs? Aber eine entwischt dieser Aussage. Das ist Sibylle Lewitscharoff mit dem Roman „Blumenberg“. Am 10. Oktober wird dies entschieden sein.
Info:
Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2011 gehören neben Maike Albath an: Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Ulrike Draesner (Autorin), Clemens-Peter Haase (†, Goethe-Institut), Ina Hartwig (freie Kritikerin), Christine Westermann (Westdeutscher Rundfunk) und Uwe Wittstock (Focus).
Der Preisträger erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Mit dem Deutschen Buchpreis 2011 zeichnet die Stiftung des Börsenverein des Deutschen Buchhandels den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Die Preisverleihung findet am 10. Oktober 2011 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt.
Partner des Deutschen Buchpreises sind Paschen & Companie, die Stiftung der Frankfurter Sparkasse, die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland. Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur übertragen die Preisverleihung live im Rahmen von „Dokumente und Debatten“ auf den LW 153 und 177 kHz, der MW 990 kHz, als Livestream im Internet unter www.dradio.de sowie im Digitalradio DAB+.
Auszüge aus allen nominierten Romanen stehen über http://deutscherbuchpreis.libreka.de kostenlos zum Download bereit. Sie können auf einen Computer oder E-Book-Reader herunter geladen und dort gelesen werden. Ab Ende September 2011 werden zudem Auszüge aus den Shortlist-Titeln in englischer Übersetzung und ein englischsprachiges Dossier zur Shortlist auf dem Internetportal www.signandsight.com präsentiert.
Weitere Informationen zum Deutschen Buchpreis 2011 und Termine des Preisträgers rund um die Frankfurter Buchmesse können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de.