b verlegerin3b verlegerin5Die Autobiographie, die zum Film von Spielberg führte, bei Rowohlt Taschenbuch, Teil 1/2
Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. Februar 2018, Teil 3


Claudia Schulmerich

Berlin (Weltexpresso) – Es ist ja nicht abträglich, sondern eher eine gewohnte Übung des Erfolgsregisseurs Steven Spielberg, daß er über Sujets Filme dreht, die schon in Buchform vorhanden sind und die die Struktur der Geschichte vorgeben.

Was die Kinoheldin von seinem Film DIE VERLEGERIN angeht, Katharina Graham, hatte diese schon vor Jahren ihr auch durch die Ereignisse um DIE Washington Post dann öffentlich aufregendes Leben in Memoiren niedergeschrieben – das wurde 1997 in New York als PERSONAL HISTORY veröffentlicht, was nicht nur in den Vereinigten Staaten gelesen wurde. Der Kindler Verlag, Teil des Rowohlt Verlags, hatte schon zwei Jahre später 1999 unter dem Titel WIR DRUCKEN! DIE CHEFIN DER WASHINGTON POST ERZÄHLT DIE GESCHICHTE IHRES LEBENS das Buch auf Deutsch veröffentlicht.

Wenn nun im Februar 2018 diese Neuausgabe erfolgt, hat das natürlich mit dem Anlaufen des Films von Steven Spielberg DIE VERLEGERIN zu tun. Nein, wir geißeln nicht die angleichende Titelumbenennung der Autobiographie in DIE VERLEGERIN, sondern finden das unter merkantilen Gesichtspunkten völlig verständlich, zumal auch der Kinobesucher schneller weiß, um was es geht, obwohl ja im neuen Titel sehr viel weniger Information enthalten ist, man also auf den Wiedererkennungseffekt setzen muß.

Wir haben beim Filmbesuch einige Besucher befragt, von denen niemand von diesem Buch wußte, dann aber bei der Nachfrage, ob sie es kaufen würden, zur Hälfte nickten. Und dann sind wir im großen Frankfurter Buchkaufhaus unterwegs gewesen und haben potentielle Käufer darauf angesprochen, ob und warum sie Grahams Autobiographie kaufen wollten. Hochinteressant, die Antworten. Die einen sagten schlichtweg, sie wollten sich einen Überblick verschaffen, um mitreden zu können, andere waren im Film gewesen und wollten das genauer wissen, zwei Frauen meinten, sie gingen gerne vorbereitet in den Film – es war offensichtlich, daß jeder dieses Buch im Kontext des Films sah – obwohl das Titelbild nicht Meryl Streep zeigt, sondern die tatsächliche Verlegerin Katharina Graham. Aber der runde rote Aufkleber: JETZT IM KINO mit Meryl Streep & Tom Hanks, macht eine weitere Verbindung auch nicht nötig.

Und dann haben wir noch bei der Kasse nachgefragt, ob denn das Buch gut verkauft würde, was der Fall war.

Jetzt aber zur den Memoiren selber, die viel interessanter sind, als ich es mir vorgestellt hätte. Schon deshalb, weil man – wenn man den Film zuerst sah - nur am Anfang innerlich die Stimme von Meryl Streep mithört, denn alles in allem gewinnt die Autorin, Tochter, Ehefrau, Mutter und Verlegerin zunehmen eine eigene Stimme. Und diese Stimme hat mich überrascht. Sie ist viel munterer, selbstsicherer, eigenständiger als ich die ganze Person nach der Verkörperung durch Meryl Streep erwartet hatte. Denn im Film erscheint Mrs Graham doch als diejenige, die erst eher bescheiden und nur privat orientiert, nach dem Tod des Mannes die WASHINGTON POST als Verlegerin weiterführte und mit dieser Aufgabe auch persönlich entwickelte und zu der zeitgeschichtlich bedeuteten Frau wurde, mit der auch die Großen der Gesellschaft zu tun haben wollten.

Im Buch aber ist sie die selbstbewußte Person von Anfang an. Schauen Sie nur die Fotos an. Viermal sind im Text Einschübe von je vier Blättern Fotografien, also dann je acht bedruckten Seiten, also insgesamt 32 Seiten voller schwarz-weiß Fotografien, die mit den Eltern beginnen, ja sogar die Eltern des Vaters zeigen. Daß Katharine ihrer Mutter sehr ähnlich sieht, erkennt jeder und auch, daß die kleine Tochter im Reichtum aufwuchs, was ein Familienfoto mit fünf Kindern wiedergibt, das nicht nur wie ein Gemälde in der Art, wie man im Biedermeier Familienidylle malte, aussieht – sondern vom berühmten Fotografen Edward Steichen stammt.

c verlegerin

Fotos: 
aus dem Buch und dem Film © Verleih


Info:
Katharina Graham, Die Verlegerin. Wie die Chefin der ‚Washington Post‘ Amerika veränderte,
Rowohlt Taschenbuch Verlag,
Neuausgabe Februar 2018