Ganz aktuelle Kinder- und Jugendbücher zu Weihnachten und überhaupt
Irene Jacob
München (Weltexpresso) – Na, diesmal würfeln wir zwei sanfte, liebliche Bücher für Jugendliche und Erwachsene und sogar Gedichte für Kinder zusammen mit einem knallharten Jugendbuch. Aber auch das können Kinder schon und Erwachsene noch lesen, wie überhaupt der Übergang fließend ist. Was aber stimmt, das ist, daß Abwechslung in der Lektüre herrschen muß. So wie nach viel Kuchen dann Wurst- und Käsebrot erst recht schmeckt.
Eisweihnacht. Eine Wundergeschichte
Zuerst fällt dem Erwachsenen die liebevolle Aufmachung auf, zu dem auch das Format gehört, das kindgemäß kleiner, aber nicht klein ist. Im Buch schaut einen erst einmal die erzgebirgische Holzfigur entgegen, die man als Nußknacker kennt und einen bärbeißigen Typen darstellt, dessen Kopfbedeckung dem eines Bergmanns gleicht, mit dem Grubenlicht vorne, aber auch einem Krönen. Er trägt in den typischen Farben von Rot, Schwarz,und Weiß – diesmal kein Gelb! - eine adrette Uniform und stützt sich auf seine Hellebarde.
Und da weiß der Erwachsene auch schnell, woran er ist und wir vermuten einmal, daß dies Kinder durch die form- und farbenschöne Gestaltung auch schnell mitbekommen: hier geht es um früher. Nämlich wie die Leute früher lebten und was das mit Weihnachten zu tun hat. In diesem Band sind die vorderen und hinteren Umschlagseiten mit aquarellartigen Abbildungen vom Frankfurt Römerberg illustriert, so wie er damals war, die gotischen Altstadt, wo sich die Häuser dicht aneinander drängen und der Dom noch ohne den spitzen Turm. Dazwischen der Weihnachtsmarkt, wie heute. Weitere farbige Abbildungen finden sich im Buch. Fein gezeichnet und einfach lieb.
Die Geschichte, die Ruth Berger erzählt und die Andrea Offermann illustriert? Ach, die soll doch jeder selber lesen, wie im Frankfurt von 1844 – die Zeit der Erzählungen von Dickens – der Waisenjunge Josua auf die Straße gesetzt wird, fast erfriert und dann auf sonderbaren Wegen mitdazubeiträgt, daß im Kaufmannsfrankfurt ein Wunder geschieht, das nicht nur Elise hilft.
Drei Wünsche. Eine Weihnachtswundergeschichte
Petra Oelker geht für ihre Hamburger Weihnachtsgeschichte sogar ins Jahr 1773 und Andrea Offermann ist erneut die Illustratorin, was – neben dem Format und dem Thema Weihnachten – auch ästhetisch die Verbindung zum Buch aus dem letzten Jahr herstellt. Die Geschichte allerdings ist ganz anders, was gut ist, weil hier kein Schema vorliegt. Diesmal sind es drei Frauen, die Drei Wünsche haben und ihr Wahrwerden als Wunder erhoffen.
Die drei Frauen sind alle auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt im Dom. Im Dom? Da wundert man sich erst mal und denkt, aha, die meinen den „Dom“ in Hamburg, was aber keine Kirche ist, sondern das Gebiet, wo noch heute Zirkus und anderes zu finden ist. Genaueres sagt uns dann der Anhang, wo die Geschichte dieses armen, 1804 abgerissenen Doms berichtet wird. Aber noch steht er und in einem Teil von ihm der Weihnachtsmarkt. Die drei Frauen haben Kummer, die eine hat ihre Stellung verloren. Was bleibt. Nur die Heirat? Madame Augusta kann den Tod der Vertrauten nicht vergessen und die verliebte Elsi muß erleben, daß ihr Vater gegen den Auserwählten ist. Wir verraten hier nur eins: alle drei Wünsche werden erfüllt und die drei Frauen haben auf einmal viel miteinander zu tun.
Wie war das doch gleich? Gedichte für Kinder
Bei solchen Büchern möchte man gerne wieder Kind sein! Auch dieses Buch – mit einem Vorwort von Gerhard Polt! - hat ein so einnehmendes äußeres Wesen, daß einem das Herz aufgeht. Durchgehend sind großzügig farbenfrohe Illustrationen erst einmal Blickfang und man macht sich seine eigenen Gedanken, was da passiert. Die Gedichte, die man schön laut lesen sollte, damit das Lautmalerische auch deutlich wird, und die man mit leicht theaterhafter Betonung lesen kann, weil dann das Geschehen noch dramatischer wird, sind dann der Schlüssel, weil die Bilder in der Tat die Inhalte der Texte wiedergeben. Mal ganz kurz, mal deftige Geschichten. Darum eignen sich diese Gedichte auch für jedermann, völlig alters- und geschlechtsunabhängig. Nur Deutsch, das sollte man schon kennen!
2.01Donnerschlag
Tief Durchatmen und dann dem Lockruf folgen. Der geht so:
„Willst du es wissen?
Willst du wissen, ob du stark genug bist?
Stark genug, um deinen Traum zu leben?
Dann wag dich nach Donnerschlag.
Donnerschlag, hörst du?!
Denn das ist der Ort, an dem sich dein Schicksal entscheidet.
Dort wirst du siegen, ja siegen!
Oder
für immer untergehen.
Na, ist das ein Buchauftakt, den Joachim Masannek sich da leistet?! Donnerschlag ist das Stadion. Das Stadion der Stadien. Dort ist auch Nerv, einer der Wilden Kerle, die eine eigenes Emblem haben, der immer den Anführer mimt, aber tatsächlich eine starke Truppe hat, wie er und der Autor meint „Champions League“. Witzig, spritzig, nicht kindlich verniedlicht, auch nicht großsprecherisch auf erwachsen gequält, sondern eine neue Sprache in einem Jugendbuch von heute. Das ist das eine. Die Geschichte selbst setzt einen Leser voraus, der schon einiges gelesen hat – wir vermuten mal, daß Erwachsene sehr gerne dazu greifen -, der auf jeden Fall die Klassiker der Jugendliteratur durch hat und deshalb auch beim Fußballspielen sich einer Juli „Huckleberry“ Fort Knox nennen darf.
Ach ja, das ist das Zweite. Für Fußball muß man sich schon interessieren, dann liest man gespannt das ganz Buch von immerhin 207 Seiten hintereinander weg, wie man ja auch beim Fußball konzentriert zweimal 45 Minuten zuschaut. Wie wäre das denn, die würden dort beim Spielen einfach mal außer der offiziellen Pause ihre Päuschen einlegen. Geht doch auch nicht. Also sportlich sein und dabei bleiben und nur bei den Illustrationen, die in Schwarz Weiß das Schreckliche zeigen oder auch die Helden der Lüfte, da kann man die Augen schließen und sich gemütlich auf dem Bett oder dem Sessel recken und strecken und froh sein, daß man im gemütlichen Zimmer so Aufregendes lesen darf.
INFO:
Ruth Berger, Eisweihnacht. Eine Wundergeschichte, Kindler Verlag 2012
Petra Oelker, Drei Wünsche. Eine Weihnachtswundergeschichte, Kindler Verlag 2011
Edith Wolf, Florian Mitgusch, Wie war das doch gleich? Gedichte für Kinder, Susanne Rieder Verlag 2011
Joachim Masannek, 2.01 Donnerschlag, Baumhaus Verlag 2012