Frankfurter Buchmesse 2011, Teil 3: Messechef Juergen Boos auf der Eröffnungs-Pressekonferenz

 

von Manfred Schröder

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Alle Jahre wieder. Und das nun seit so vielen Jahrhunderten. Tatsächlich reicht die Buchmesse bis ins Mittelalter zurück, ist aber heute in ihrer technischen Ausstattungen und den Angeboten den meisten kulturell interessierten Mitmenschen weit voraus. Das muß eine Messe auch sein. Und alle Jahre wieder, das hieß bisher, die überfüllten Pressekonferenzen im Forum, wo sich anschließend die Gastauftritte der Ehrengäste abspielen und das inzwischen heimische Kino eingerichtet ist – auch schon Tradition, daß Film und Buch die Ehe eingegangen sind. Dieses Jahr jedoch geht es avantgardistisch zu. Was von der IAA auf der Agora, dem großen Platz zwischen Forum, Halle 3 und 4 und fünf  mit Absicht stehen gelassen wurde, ist eine bombastische Audihalle, in der nicht mehr die Autos kurven, sondern in denen das herz der Buchmesse auf dem Messegelände schlägt. Darunter auch das Pressezentrum.

 

Und dort begrüßte nicht nur Messechef Juergen Boos, sondern auch dessen Chef sozusagen, Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, eigentlicher Träger der Buchmesse. Und, weil es gerade gut paßte und eine kostenlose Werbung verschafft, war auch der Hausherr von Audi dabei, in Gestalt des Vorstandsmitgliedes Peter Schwarzenbauer. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

Bei solchen Eröffnungspressekonferenzen geht es knallhart um Zahlen: rund 172 000 Quadratmeter sind belegt und rund 7 400 Aussteller aus etwa 106 Ländern haben sich angemeldet. Wie immer sind die Werktage den Fachbesuchern und der Presse vorbehalten. Das sind Verleger und Verlagsangestellte genauso wie die Buchhändler, ihr Personal, die Auszubildenden und eine breite Schicht von Berufstätigen, die zwischen Buch und Markt, aber auch zwischen technischen Medien und Buch tätig sind und auf dieser Messe alle ein und dasselbe wollen: viel zu lernen, viele kennenzulernen, viel zu verkaufen und zu kaufen.

Die Privatbesucher kommen dann am Wochenende und wer schon auf der Buchmesse war, was in Frankfurt selbst eine Selbstverständlichkeit ist, weil man das schon in der Schule lernt, der weiß, daß frühes Aufstehen günstig ist, denn bewaffnet mit Papiertüten, die überall mit Verlagsaufdrucken angeboten werden, wird kräftig an den Ständen eingepackt. Nein, Bücher besser nicht. Das ist nicht nur verboten, sondern auch gefährlich, denn die Überwachung ist stark und ein Diebstahl eben ein Diebstahl. Was man aber eintüten darf, das sind die Prospekte, damit man die nächsten Wochen in Ruhe sortieren kann, welche Bücher man sich gerne kaufen möchte.

Allerdings ist schon vor einigen Jahren das Verbot gefallen, am letzten Sonntag – bis vor kurzem ging die Buchmesse bis Montagmittag – die Bücher an den Ständen direkt zu verkaufen. Das liegt nahe, wenn man sich gerade in eines eingelesen hat oder es in der Hand hatte, es auch gleich zu Hause lesen zu können. Da sind allerdings die Regelungen unterschiedlich. Das gibt es Verlage, die den gesamten Bestand verkauft haben, bzw. ihn der Deutschen Buchhändlerschule überlassen, die in Frankfurt Seckbach sitzt und naturgemäß Literatur zu Ausbildungszwecken haben muß und eben auch eine schuleigene Bibliothek. Dann gibt es die Verlage, die verkaufen und die, die lieber wieder alles einpacken und nach Hause mitnehmen. Verkaufen kann man am Sonntag, aber man muß es nicht. Schauen Sie selber.

Die Zahlen zur diesjährigen Buchmesse entsprechen denen der letzen Jahre. Ein kleines Auf und Ab spielt ebenso eine Rolle, wie Veränderungen, die dadurch eintreten, daß zuvor selbständige Verlagsaussteller sich als Länderstände unter einem Dach versammeln, was einfach billiger ist und für die Schweiz und Österreich seit langem mit eigenem Café in Halle 4.1 erfolgreich ist. Denn dort können die anwesenden Aussteller auch die Kontakte pflegen. Die großen Verlage allerdings müssen schon aus Repräsentanzgründen ihren eigenen Stand bespielen.

Überblickt man noch einmal die Zahlen, ergibt sich im Nachhinein ein Anstieg zwischen den Jahren 2004 und 2005, wo immerhin die Siebentausendergrenze erreicht wurde und auch die Beteiligung der ausländischen Verlage sprunghaft stieg. Die pendelt sich bei über 4 000 Ausstellern ein, was rund 56 Prozent ausmacht. Die Statistik, die die Messe im 10 Jahresvergleich vorlegte, sagt auch, daß im Jahr 2008 die stärkste Messefrequenz war. Damals sind insgesamt 299 112 Besucher gezählt worden, wobei 186 155 Fachbesucher waren. Damals war das Gastland die Türkei und man könnte den inhaltlichen Zusammenhang durchaus damit sehen, daß türkischstämmige Fachbesucher und Besucher die große Bücher und Kommunikationsangebot nutzten. Warten wir also den Besuch in diesem Jahr ab.

Dem alten Buchgeschäft steht inzwischen die Digitalisierung zur Seite. In der letztjährigen Ausstellerbefragung hatten 41 Auskünfte gegeben, daß sie auch digitalen Angeboten im Angebot, während 6 Prozent ausschließlich digitale Produkte anboten. Auf Fachbesucherseite gaben 43 Prozent zur Kenntnis, daß sie neue Produkte oder Angebote entwickelnd und 37 Prozent waren der Meinung: „Die Digitalisier7ung verändert unsere Gesellschaft.“ Und damit auch die Buchmesse.

Was in den Zahlen nach oben schießt, ist der Rechtehandel. Die Fläche von 5 260 Quadratmetern in 2010 hat sich nun auf etwa 6 130 ausgedehnt, wo an den 427 Tischen die 527 Agenten und 299 Agenturen ihre Geschäfte abschließen: übersetzen u.a.. Fachbesucher kommen nicht nur an die Verlagsstände in den Hallen, sondern nutzen die rund 3 200 Veranstaltungen, von denen zwar die meisten literarischer Natur sind, aber immerhin ein gutes Drittel Fachveranstaltungen, die sich mit Branchenthemen an die professionale Klientel richtet. In rund 500 Veranstaltungen geht es um digitale Themen.

Termin der Buchmesse 2012 ist vom 10. bis 14. Oktober. Ehrengast ist Neuseeland.

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