Neu bei DOM publishers: Architektureiseführer zu Barcelona, Prag und Shanghai
Eric Fischling
Köln (Weltexpresso) - Auch Prag liegt uns besonders am Herzen, aber in Zeiten wie diesen, wo Deutschland den von der spanischen Justiz+Polizei gesuchten gewesenen Ministerpräsidenten von Katalonien, erst dummerweise auf Grund des internationalen europäischen Haftbefehls auf der Autobahn festnimmt, dann das Gericht ein sehr salomonisches und in einer mit für Justizverfahren kaum glaublichen Geschwindigkeit das Zwischenurteil spricht und der weiterhin angeklagte Puigdemont mit hoher Kaution auf freiem Fuß in Deutschland ist, also in Zeiten wie diesen, können Sie frei nach Barcelona reisen, im Gegensatz zu Puigemont, der deshalb seine Kandiatur für die anstehende Ministerpräsidentenwahl in Katalonien auch aufgegeben hatte.
Barcelona ist auch ohne eine politische Begründung jede Reise wert. Und diese unter dem Gesichtspunkt der Archtitektur eben besonders wichtig. Barcelona ist eine lebenswerte, mediterrane Metropole, ein Sehnsuchtsort für Touristen und Architekturbegeisterte. Das ist unter anderem auf die Stadtpolitik der achtziger und neunziger Jahre zurückzuführen: sie lässt erahnen, was später das »Modell Barcelona« genannt wurde – ein Netz öffentlicher Räume aus Museen, Kulturzentren, Bibliotheken, Schulen, Markthallen, Parks, Plätzen, Ramblas und Boulevards. Seitdem gilt die katalanische Hauptstadt auch als Mekka für Stadtplaner.
Autor Klaus Englert will mit dem Architekturführer Barcelona herausfinden, was die nicht nachlassende Attraktivität der katalanischen Stadt ausmacht und was der Grund des viel gelobten Modells Barcelona ist. Mit seinen mehr als 200 vorgestellten Bauten beschränkt er sich auf die moderne Stadtentwicklung, die erst nach dem Niederreißen der Stadtmauern in der Mitte des 19. Jahrhunderts beginnen konnte. Er taucht ein in die Geschichte einer Stadt, die maßgeblich von ihrer Architektur-Avantgarde der Zwanzigerjahre geprägt wurde. Deren Ziel war eine dezidiert soziale Architektur auf Grundlage einer gerechteren Gesellschaft – eine Vision, die mit dem Bürgerkrieg abrupt endete und erst nach dem Tod Francos 1975 wieder aufgegriffen werden konnte.
Anders als alle anderen bisherigen Architekturführer von DOM publishers ist dieser Band nach Bautypen strukturiert, denn sein Hauptanliegen ist, eine andere Geschichte Barcelonas zu präsentieren und Zusammenhänge aufzuzeigen, wie sie bisher noch nicht gesehen wurden. Er bietet nicht nur an, was zu sehen ist, sondern ebenso, was nicht mehr zu sehen ist. Deswegen ist der Blick auf Barcelonas städtische Textur gleichsam ein archäologischer. Er legt Tiefenschichten frei, die gemeinhin vergessen sind. Das ist durchaus naheliegend bei einer Metropole, die in nahezu jedem Viertel an die Namen antiker Siedlerstämme erinnert, an die römische Kolonie, an die mittelalterliche, durch Mauern eingezwängte Stadt und an die Zeiten von Erbfolge- oder Bürgerkriegen. In Interviews kommen dabei auch die heutigen Protagonisten zu Wort, die mitgebaut haben am „Modelo Barcelona“, wie zum Beispiel Oriol Bhigas, Enrique Sobejano oder Ricardo Bofill.
Seltsam, man glaubt es kaum, aber der Name Gaudí fällt in den Verlagsankündigungen gar nicht. Natürlich ist er mit dabei. Und wer sich mit Gaudí beschäftigt, solle sich auch mit der Phase des 'organischen Bauens' bei Hans Poelzig auseinandersetzen, der extra nach Barcelona gekommen war, um das Gemeinsame mit Gaudí herauszufinden. Man kann es sehen. Ach so, wer Hans Poelzig war? Ein sehr guter deutscher Architekt, der u.a. das IG-Hochhaus, also den breiten Querrigel in Frankfurt am Main baute, mitsamt dem eleganten Casino, ein in unseren Augen wunderbarer Bau, weil er gewaltige Steinmassen zu einer lebenswerten Architektur formt, die zudem einfach schön ist. Aber auch das Gegenteil vom organischen Bauen. So vielfältig ist Architektur. Eine Freude.
Fotos:
© Klaus Englert
Info:
Klaus Englert
Architekturführer Barcelona
135 x 245 mm, 560 Seiten
750 Abbildungen, Softcover
ISBN 978-3-86922-253-0 (deutsch)
€ 48.00 / CHF 58,60
April 2018. DOM publishers, Berlin
Ergänzend zum katalanischen Zentrum Barcelona ist bei DOM publishers auch ein Architekturführer in die spanische Hauptstadt Madrid lieferbar.
Die Architekturführer von DOM publishers sind als Reiseführer in handlichem Format für (bau-)kulturell Interessierte gedacht. Eine sorgfältige Projektauswahl und ein intensives Fachlektorat machen sie zu einem (lexikalischen) Nachschlagewerk, Hintergrundinfos und ein frisches Design animieren zu imaginären Reisen. 2014 wurde die Reihe vom Rat für Formgebung mit dem Iconic Award ausgezeichnet, 2016 erhielt sie den „German Design Award Special“ und 2017 den ITB BuchAward.www.dom-publishers.com