b Banner Kloppel webRoman "Ein anderes Leben findest du allemal" von Renate Klöppel, Wellhöfer Verlag

Roswitha Cousin

Freiburg (Weltexpresso) - Parallel zu Petticoats und Rock n' Roll, Wirtschaftswunder und Studentenprotesten war der Alltag in Deutschland bis in die 70er Jahre geprägt von einengenden Moralvorstellungen, vom miefigen Klima in Büros und Universitäten, von traditionellen Rollenmustern in Familien. Im neuen Roman "Ein anderes Leben findest du allemal" (Wellhöfer Verlag, ET 15.09.2018) von Renate Klöppel dringt diese Atmosphäre durch alle Poren und verdeutlicht gleichzeitig durch den Blick aus der Gegenwart, wie grundlegend sich unsere Lebenswelt in wenigen Jahrzehnten verändert hat.

Dies schreibt uns, der Redaktion, die Agentur, die sich um das Buch kümmert, damit es den Lesern überhaupt erst mal bekannt wird. Eine normale und sinnvolle Einrichtung. Warum wir darauf zu sprechen kommen, hat nur mit Folgendem zu tun. Wie selbstverständlich wird oben von Deutschland gesprochen, obwohl nur das damalige Westdeutschland gemeint ist. Das ist deshalb wichtig, weil alle die oben völlig richtig angesprochenen miefigen Vorgaben für das Großwerden von Männern, vor allem aber Frauen nur im Westen richtig sind, denn in der DDR war bei gleicher Ausgangslage - der Nazizeit - eine völlig andere Situation. Und gerade über diese Unterschiede, weshalb in der Ostzone und der späteren DDR junge Frauen sehr viel direkter mit Liebemachen und Sex konfrontiert waren, wäre einmal eine richtige Analyse interessant.

Solange es das nicht gibt, muß man sich also auf Westdeutschland beschränken. Und die Sinnvolligkeit des Tuns würden wir nie bezweifeln. Unser Einwand galt wirklich nur der Selbstverständlichkeit und auch dem Hochmut, mit dem Westdeutsche noch heute über die damalige Zeit von zwei deutschen Staaten als Deutschland reden und schreiben, während der andere Teil eben nicht Deutschland, sondern DDR genannt wird. Daß dann sogar die Autorin auch noch auf Verhältnisse in der DDR Bezug nimmt, zeigt den Sprachgebrauch deutlich auf.

Wie sich nämlich das Mädchen Lisa aus der Enge ihres Elternhauses herauskämpft in ein selbstbestimmtes Leben, erzählt die Autorin vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der Jahrzehnte zwischen der späten Nachkriegszeit und der Gegenwart. Lisas Weg quer durch die Republik und mit engem Bezug zu den Verhältnissen der DDR führt sie schließlich in ein einsam gelegenes altes Schwarzwaldhaus. Hier sammelt sie in langen Jahren die Kraft, Jahrzehnte später zu den Stätten ihrer Kindheit zurückzukehren und sich ihrer Vergangenheit zu stellen.

Dann heißt es noch: Eine spannende und authentische Lebensgeschichte, die grundlegende Werte wie Freiheit und Selbstbestimmung, Vertrauen und Einsamkeit hinterfragt.

Foto:
Cover

Info:
Renate Klöppel,
Ein anderes Leben findest du allemal
Wellhöfer Verlag